Mit einem Festakt im Amerikahaus, an dem hochrangige Vertreter aus Politik, Kultur und Wirtschaft sowie mehrere Schoa-Überlebende teilnahmen, wurde am vergangenen Freitag das NS-Dokumentationszentrum eröffnet. Das Haus erinnert optisch an einen weißen Würfel und steht nun an jenem Platz in der Brienner Straße, wo sich einst die NSDAP-Parteizentrale, das »Braune Haus«, befand.
Für einen Wermutstropfen, der die Eröffnung des 30-Millionen-Projekts begleitete, sorgte eine Gruppe von Rechtsextremisten, die vor dem Verwaltungsgericht eine Demonstration durchgesetzt hatten. Diese Entscheidung wurde von mehreren Rednern kritisiert. Ministerpräsident Horst Seehofer etwa erklärte, dass er sich mit diesem Umstand durchaus schwertue, ihn aber akzeptieren müsse.
irritation Oberbürgermeister Dieter Reiter stellte in diesem Zusammenhang in seiner Rede klar, dass Antisemitismus und Rechtspopulismus in München keinen Platz hätten. »Wenn die da draußen das Dokumentationszentrum infrage stellen, geben sie uns hier und heute den besten Grund dafür, es zu eröffnen«, erklärte Reiter. Auch IKG-Präsidentin Charlotte Knobloch zeigte sich irritiert, dass die rechtlichen Möglichkeiten offenbar nicht ausgereicht haben, um die Kundgebung zu unterbinden.
Alle Redner, darunter auch Staatsministerin Monika Grütters, betonten die Wichtigkeit des NS-Dokumentationszentrums, das von Stadt, Land und Bund zu jeweils einem Drittel finanziert wird. Charlotte Knobloch, die den NS-Terror als Kind in München erlebte, warf einen von Emotionen geprägten Blick zurück.
»Ich erinnere München auch noch als die Hauptstadt der Bewegung, in der meine Welt als Kind aus den Fugen geriet«, sagte Knobloch. »Ich denke an jene, die von heute auf morgen meinen Gruß nicht mehr erwiderten. Niemals werde ich vergessen, wie sich Ausgrenzung anfühlt.«
Aufarbeitung Die Bedeutung und die Rolle Münchens bei der Ausbreitung des Nationalsozialismus skizzierte bei dem Festakt Gründungsdirektor Winfried Nerdinger. Und er machte auch klar: »Wir sind keine Gedenkstätte. Wir setzen uns hier mit den Tätern auseinander.« Im Anschluss betonte er, »dass München sich schwerer getan hat mit der Aufarbeitung als andere Städte in Deutschland. Schließlich war es auch mehr mit der NS-Zeit verbunden als jede andere Stadt«.
IKG-Präsidentin Charlotte Knobloch erinnerte daran, dass dieses Kapitel der Geschichte nicht vorbei sei. »Das Zentrum«, so ihre Erwartung, »muss das Ziel haben, das Unvorstellbare konkret greifbar zu machen. Vor allem junge Menschen sollen kommen und lernen, Verantwortung zu übernehmen für das, was in unserer Welt geschieht.«