Offizieller Staatsakt und fröhliches Kinderlachen, trauernde Rückschau auf die Vergangenheit und hoffnungsvoller Blick in die Zukunft – dieser große Bogen spannte sich über den Besuch des israelischen Außenministers Avigdor Lieberman am vergangenen Freitag in München. Höhepunkt des Tages für die Münchner Kultusgemeinde und zugleich Abschluss des Besuches war sein Abstecher ins jüdische Zentrum am Jakobsplatz, wo er bei Gesprächen mit Präsidentin Charlotte Knobloch und den Mitgliedern des IKG-Vorstandes auf der Dachterrasse einen sonnigen Frühlingstag erlebte.
konsulat Anlass für den Besuch Liebermans war die Eröffnung des israelischen Generalkonsulats – das erste in Deutschland. IKG-Präsidentin Charlotte Knobloch freute sich besonders, denn »damit knüpfen Israel, der Freistaat Bayern und die Stadt München an eine schöne freundschaftliche und partnerschaftliche Tradition an. Schließlich hatten wir bereits von 1948 bis 1953 ein israelisches Generalkonsulat in der Stadt.« Der feierliche Vertragsabschluss fand am Vormittag in der Bayerischen Staatskanzlei statt.
Dort unterzeichneten Avigdor Lieberman und Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer im Kuppelsaal das offizielle Dokument. Anwesend bei dem Staatsakt waren auch Israels Botschafter Yoram Ben-Zeev, Münchens Oberbürgermeister Christian Ude, Bayerns Kultusminister Ludwig Spaenle und der frühere Ministerpräsident Günther Beckstein sowie von jüdischer Seite neben Präsidentin Charlotte Knobloch und den IKG-Vorstandsmitgliedern und Vertretern zahlreicher jüdischer Organisationen, sowie vom Zentralrat der Juden in Deutschland, Dieter Graumann und Josef Schuster, aus Nürnberg Arno Hamburger und Zeitzeugen wie Max Mannheimer. Aus Israel war auch die Knesset-Abgeordnete Anat Wilf gekommen.
Meilenstein Die Münchner Gemeinde wirkte ebenfalls mit dem Chor des Jugendzentrums an der festlichen Gestaltung des Vormittags mit. Ministerpräsident Horst Seehofer betonte, die Eröffnung eines Generalkonsulats in München sei ein Meilenstein für eine vertrauensvolle und konstruktive Zusammenarbeit: »Ich sehe darin einen Ausdruck der besonderen Wertschätzung der bayerisch-israelischen Beziehungen und der Kontakte zur Landeshauptstadt München, in der jüdisches Leben eine große Tradition hat.«
Dies bestätigte auch Avigdor Lieberman, der in seiner Rede auf die historischen Entwicklungen einging – von der »Hauptstadt der Bewegung« über die »Weiße Rose« bis zu Franz-Josef Strauß, der als deutscher Verteidigungsminister einen großen Beitrag zur Sicherheit des jungen Staates Israel leistete. Heute sei Bayern auf wirtschaftlicher Ebene für viele israelische Firmen das »Tor zu Europa«. Von dem Konsulat in München erwarte er sich deshalb »eine zusätzliche Dynamik in den wirtschaftlichen Beziehungen«. Von der Staatskanzlei ging es weiter ins Olympiazentrum, wo die Delegation in Anwesenheit der Sportlerin Esther Roth Shachamorov der 1972 bei dem Terroranschlag ums Leben gekommenen Sportler gedachte.
mesusa Anschließend ging es zum vorläufigen Sitz des Konsulates an der Briennerstraße, an dessen Tür eine Mesusa angebracht wurde. Seehofer und Ude betonten, sie werden beide bei der Suche nach einem geeigneten Objekt behilflich sein. Tibor Shalev-Schlosser, der designierte Generalkonsul, wird im Sommer seine Arbeit aufnehmen.
Flaggen In kleinerem Kreis mit dem israelischen Botschafter, dem Gesandten Emmanuel Nachshon sowie Tibor Shalev-Schlosser besuchte Avigdor Lieberman das jüdische Gemeindezentrum am Jakobsplatz. Die Tore zur Synagoge waren weit geöffnet, an beiden Seiten von den Flaggen Israels, Bayerns und der Bundesrepublik flankiert. Präsidentin Charlotte Knobloch begrüßte den Gast aus Jerusalem gemeinsam mit ihren Vizepräsidenten Moris Lehner und Marian Offman und den Mitgliedern des Gemeindevorstandes. Als Erstes ging es in die Ohel-Jakob-Synagoge, dann durch den »Gang der Erinnerung« in das Gemeindehaus.
hatikwa Hier erwarteten schon die ehrenamtlichen Mitarbeiter aus der ehemaligen Sowjetunion den Gast. Ihnen und seinen Gastgebern wandte sich Avigdor Lieberman in einer kurzen Ansprache zu, in der er seine Freude über die große jüdische Gemeinschaft in München äußerte. Eine herzliche Atmosphäre entwickelte sich beim Besuch in der Sinai-Grundschule. In der Aula warteten die Kinder gespannt auf den Gast aus Israel, den sie mit der Hatikwa begrüßten. Lieberman war so begeistert, dass er sich spontan unter die Kinder mischte.
In dieser gelockerten Stimmung ging es dann auf die Dachterrasse. Hier konnten sich Gäste und Gastgeber weiter unterhalten. Zum Abschied überreichte Präsidentin Charlotte Knobloch dem Gast aus Jerusalem noch ein kleines Modell der Synagoge Ohel Jakob.