Erst war es nur eine dunkle Wolkenwand am Himmel, und alle hofften, dass sie einen Bogen um München machen würde. Doch pünktlich zur Eröffnung des »Israeltags« am vergangenen Donnerstag prasselte der Gewitterregen nieder. Vertreiben ließen sich die vielen Freunde Israels, die zum Odeonsplatz am Rand der Münchner Altstadt gekommen waren, von dem halbstündigen Regenintermezzo aber nicht.
Das Zusammenrücken der Gäste unter den großen Schirmen vermittelte in Zeiten, in denen Antisemitismus und Israel-Hass wieder Konjunktur haben, ein geradezu symbolisches Bild. Charlotte Knobloch, die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, war nicht die einzige Rednerin, die auf diese gesellschaftliche Entwicklung hinwies.
Widerstände Den Blick auf den Anlass, der mit dem »Israeltag« verbunden ist, verlor die IKG-Präsidentin aber nicht aus dem Auge: »Wir sind heute hier, um Israel zu feiern. Wir feiern es als das, was es ist: ein großartiges, spannendes, interessantes, aufregendes, vielfältiges und offenes Land, das seit 70 Jahren gegen alle Widerstände blüht und gedeiht.«
Um den großen zionistischen Traum zu verwirklichen, »eine gleichberechtigte Nation in der Völkerfamilie« zu sein, hätten die Bewohner Israels große Entbehrungen in Kauf genommen, blickte Charlotte Knobloch zurück. »Umso mehr«, fügte sie hinzu, »betrübt es uns heute, zu erkennen, dass 70 Jahre Unabhängigkeit nicht gleichbedeutend sind mit 70 Jahren Normalität. Israel mag organisiert sein wie jeder andere Staat. Ein Staat wie jeder andere ist es aber noch nicht. Bis heute erwehren wir uns in aller Welt, leider Gottes auch hier in München, noch immer permanenter Angriffe auf Israel, die über eine akzeptable Kritik weit hinausgehen.«
Erfreut zeigte sich die IKG-Präsidentin darüber, dass der Münchner Stadtrat der israelfeindlichen BDS-Kampagne den Zutritt zu städtischen Räumlichkeiten untersagt. »Hier«, so Charlotte Knobloch, »wurde ein deutliches Zeichen gesetzt, dass eine Dämonisierung und Delegitimierung Israels in unserer Stadt nicht geduldet wird.«
beziehungen Ein Blick auf die Redner-, Gäste- und Besucherliste des »Israeltags« macht deutlich, wie eng die jüdische Gemeinschaft in das gesellschaftliche Netz Münchens eingebunden ist – und in das politische.
Diesen Akzent setzte zum Beispiel Georg Eisenreich, Bayerns neuer Minister für Europa, Digitales und Medien. Er ließ keinen Zweifel daran, dass die Bayerische Staatsregierung keine Form von Antisemitismus zulassen wird. »Wir zeigen klare Kante gegen Antisemitismus. Wenn Juden angegriffen werden, werden auch wir angegriffen«, erklärte er. Eisenreich lobte zudem die schon lange bestehenden engen Beziehungen Bayerns zu Israel. Auch Bürgermeister Josef Schmid als offizieller Repräsentant der Stadt München und der Landtagsabgeordnete Florian Streibl (Freie Wähler) bekundeten ihre Freundschaft zu Israel.
Grußworte sprachen zudem Sandra Simovich, Generalkonsulin Israels in München, Thomas Münz, Präsident der Zionistischen Organisation, Gabriele Appel, Direktorin der Jerusalem Foundation Deutschland, Oren Osterer vom Verein DEIN e.V., Harald Eckert von der Initiative 27. Januar, Christen an der Seite Israels, Katja Tsafrir von JNF-KKL, Israelkenner, Extremwanderer und Buchautor Christian Seebauer sowie Eitan Levy von Bajit.
Verzögerung Um 22 Uhr konnte Anat Rajber tief durchatmen. Die dunklen Regenwolken beim Start hatten die Organisatoren der Veranstaltung etwas nervös gemacht, doch außer einer kleinen zeitlichen Verzögerung ging das dicht gedrängte Programm auch in diesem Jahr reibungslos über die Bühne. Seit 2003 ruft der Verein »ILI – I Like Israel« zu diesem Tag auf.
Neben den Reden standen Musik, Tanz und lukullische Köstlichkeiten im Mittelpunkt. Koschere Küche etwa gab es am Stand des Restaurants »Einstein«, gleich daneben wurde »Haifator-Bier« angeboten, gebraut aus Datteln. Während einige der vielen Organisationen den Odeonsplatz zu einer Informationsplattform zu Israel machten, unterhielten Tänzer und Musiker auf der Bühne die rund 1000 Gäste, die gekommen waren.
Das IKG-Jugendzentrum »Neshama« schickte zum Beispiel seine Tanzgruppe »Genesis« ins Rennen, der Männerchor »Druschba Chaverut« zeigte sich stimmgewaltig wie immer, Musik lieferten auch noch Avishai & Cahavurat Hazemer und Folkadu und Tovchoo.