In Stuttgart findet derzeit der Deutsche Evangelische Kirchentag statt. Neben den vielen offiziellen Veranstaltungen gibt es am Rande des großen Ereignisses noch viele andere Angebote. Zum Beispiel: »Der palästinensische Freiheitskampf – eine Herausforderung für die Kirche« oder »Die Stimme der palästinensischen Befreiungstheologie«.
Das sind keine heimlichen Zutaten – was da verbreitet werden soll, richtet sich explizit an Besucher des Kirchentags und findet in der katholischen Einrichtung Rupert-Mayer-Haus statt, gerade einmal drei Häuser von der Synagoge entfernt. Und es mangelt nicht an weiteren solchen Terminen. Stets treten hier bekannte Israelhasser auf, die gerne diese Bühne nutzen, um den jüdischen Staat zu delegitimieren.
programm Die Kirchen wollen davon nichts wissen. Von offizieller kirchlicher Seite höre ich: Da kann man nichts machen, das gehört ja nicht zum offiziellen Programm. Und: Wie sähe es denn aus, wenn man so etwas verböte? Wir sollten die verantwortlichen Kirchenvertreter daran erinnern, dass es christliche Organisationen sind, die hier zum Israel-Bashing einladen: Gruppen wie die AG Christlicher Kirchen in Baden-Württemberg oder das katholische Pax Christi. Sie suggerieren, dass ihre Veranstaltungen zum Kirchentag gehören.
Auffallend ist jedoch, dass es beim Kirchentag offenbar keine Veranstaltungen – von Protesten oder Demonstrationen ganz zu schweigen – zu Christen gibt, die im Nahen Osten wegen ihres Glaubens getötet werden. Das Einzige, was Leidenschaft auszulösen vermag, ist, wenn es gegen Israel, wenn es um Juden geht. Schon bei den Attacken gegen das Schächten und bei der unseligen Beschneidungsdebatte haben sich viele Christen gegen wesentliche Bestandteile des Judentums gewandt, ohne dass die offiziellen Kirchen einschritten.
Wir müssen daher die Frage stellen: Was soll dann noch der viel beschworene christlich-jüdische Dialog noch? Er ist doch eine bloße Schönwetterveranstaltung.
Der Autor war viele Jahre Landesrabbiner in Baden-Württemberg.