Dicke Handschuhe, Wollmützen und dampfender Kaffee. Die rund 30 Lehrerinnen und Lehrer, die am frühen Montagmorgen vor dem Jüdischen Gymnasiums Moses Mendelssohn für eineinhalb Stunden in den Warnstreik getreten waren, haben sich auf alles vorbereitet. Auf die kalten Temperaturen und den Kampf, der ihnen bevorsteht.
Denn die Pädagogen fordern mehr Gehalt und Rechtssicherheit. »Der Vorsitzende wird mit seiner Kohlschen Taktik, die Probleme auszusitzen, nicht so weit kommen«, sagte Udo Mertens von der Gewerkschaft, Erziehung und Wissenschaft (GEW). »Die Kolleginnen und Kollegen des Jüdischen Gymnasiums sind seit über einem Jahrzehnt von den Gehaltsentwicklungen anderer Lehrkräfte abgekoppelt. Der Arbeitgeber verweigert sich hartnäckig unseren Forderungen nach Tarifverhandlungen. Selbst unsere schriftliche Bitte auch nach nur einem Gespräch ignoriert der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde«, betont der Gewerkschaftler.
Finanzpolitik Gideon Joffe hatte Anfang Januar in der Gemeindezeitschrift »jüdisches berlin« eine dreiprozentige Lohnerhöhung für alle Mitarbeiter angekündigt – einschließlich der Lehrer und Erzieher. Diese Maßnahme sei nach zehn Jahren längst überfällig und nur durch eine vernünftige und durchdachte Finanzpolitik möglich, schrieb Joffe. »Wir sind zuversichtlich, dass es dieses Jahr noch zu einer weiteren Angleichung der Gehälter kommen wird. Deswegen freuen wir uns über das politische Engagement unserer Lehrer und hoffen, dass es bei der zuständigen Kulturverwaltung auch Gehör findet«, hieß es in der Stellungnahme der Gemeinde vom vergangenen Mittwoch.
Der Frust im Kollegium des Jüdischen Gymnasiums ist groß. »Ich liebe meine Arbeit und diese Schule«, sagt ein Lehrer, der – wie viele seiner Kollegen – seinen Namen nicht nennen möchte. Denn die Pädagogen sind verunsichert. Der Streik gebe ihnen »seelische« Kraft, dass sie gemeinsam etwas erreichen werden. Vor allem gehe es ihnen um Rechtssicherheit – auch für künftige Kollegen.
forderungen Ob ihre Forderungen allerdings auch umgesetzt werden können, ist offen. »Es ist das gute Recht der Kollegen zu streiken«, sagt die Schulleiterin des Gymnasiums, Barbara Witting, die befürchtet, dass die Pädagogen, sollte sich an der Gehaltssituation nichts ändern, das Gymnasium verlassen würden.
Aufgeben wollen die Pädagogen auf keinen Fall. In dieser Woche noch solle Gideon Joffe ein erneutes Schreiben der GEW erhalten, in dem er gefragt werde, ob er denn nun bereit sei, in Verhandlungen zu treten. kat