Das Gedenken am Volkstrauertag an die gefallenen jüdischen Soldaten im Ersten Weltkrieg gehört seit vielen Jahren zu einem festen Ritual der Kultusgemeinde. Mit einem militärischen Zeremoniell wurden am vorigen Sonntag wieder am Denkmal auf dem Neuen Israelitischen Friedhof Kränze niedergelegt.
»Wir gedenken der jüdischen Soldaten, die damals für Deutschland ihr Leben ließen, und wir erinnern an ihren Traum, selbstverständlich anerkannte Deutsche zu sein. Ein Traum, der tödlich endete. Sei es an der Front in den Jahren 1914 bis 1918 oder Jahre später in den Konzentrationslagern der Nazis«, sagte Charlotte Knobloch. »Die Rolle der Juden als wahre Patrioten ist vielen Menschen nicht bewusst«, so die IKG-Präsidentin weiter. Und ebendiese Unwissenheit ist nach ihrer Überzeugung der Nährboden für Ressentiments und den hartnäckigen Antisemitismus, der in der Gesellschaft weit verbreitet sei und auch die bürgerliche Mitte erreicht habe.
Respekt Mit Blick auf die Geschichte der jüdischen Soldaten nannte Staatssekretär Georg Eisenreich, der in Vertretung von Ministerpräsident Horst Seehofer gekommen war, die Verteidigung der gemeinsamen Grundwerte als zentrale Aufgabe. Bürgermeister Josef Schmid, der zum ersten Mal an der Gedenkfeier teilnahm, bezeichnete es als seine »Herzensangelegenheit«, der jüdischen Soldaten zu gedenken. Sie verdienten höchsten Respekt. Brigadegeneral Helmut Dotzler, Kommandeur des Landeskommandos Bayern, wies auf die elementaren Veränderungen im Selbstverständnis der Soldaten hin: »Wir sind Soldaten, nicht um Krieg zu führen, sondern um ihn zu verhindern.«
Charlotte Knobloch sprach bei der Gedenkstunde auch das aus, was alle dachten. »Unsere Gedanken und Gebete gelten den vielen unschuldigen Opfern sowie ihren Angehörigen und allen Menschen in Frankreich«, sagte sie unter dem Eindruck der Terroranschläge in Paris. Sie forderte einen entschiedeneren Kampf gegen den Islamismus. »Unsere Demokratie verträgt weder antiliberalen Extremismus noch Fundamentalismus«, hob sie hervor.
Am Gedenken nahmen unter anderem teil: Wilhelm Weidinger, Landesvorsitzender der Deutschen Kriegsgräberfürsorge, Merith Niehuss, Präsidentin der Bundeswehr-Hochschule, Ilse Macek, Sprecherin des Vereins »Gegen Vergessen – Für Demokratie«, und Vertreter der Bezirksausschüsse und verschiedener jüdischer Organisationen wie der B’nai B’rith Loge München.