Aus dem Stadtviertel rund um den Rathenauplatz ist das repräsentative Gemeindehaus der Synagogen-Gemeinde Köln ebenso wenig wegzudenken wie der berühmte Dom aus der Stadt am Rhein. Seit mehr als 100 Jahren bildet das im neoromanischen Stil errichtete Gebäude mit großer Synagoge und Mikwe sowie Nebengebäude einen das Stadtbild prägenden und identitätsstiftenden Mittelpunkt der urkundlich bereits im Jahr 321 erwähnten und damit ältesten jüdischen Gemeinde nördlich der Alpen.
Erstmals in den über 50 Jahren seit dem Wiederaufbau nach der Schoa wird nun die Fassade des Gebäudekomplexes aufwendig restauriert. »Es ist bemerkenswert, dass hier so lange nichts getan werden musste«, stellt Angelika Rödder fest und ergänzt: »Da aber mittlerweile die natürliche Entwässerung der Fassade nicht mehr gegeben ist, ehemalige Steinsetzungen korrigiert werden müssen sowie witterungsbedingt insgesamt Abschalungen entstanden sind, musste ein Restaurierungskon- zept erstellt werden.«
Rödder ist die verantwortliche Architektin, die die Fäden zusammenhält und die Arbeiten der Restauratoren und Steinmetze koordiniert. Für die Synagogen-Gemeinde hat sie in den vergangenen Jahren schon häufiger gearbeitet und kennt sich daher auch mit dem hoch aufragenden Gebäudekomplex im »Kwartier Latäng« – wie der Kölner liebevoll dieses Viertel nennt – bestens aus.
Eröffnung Das Gemeindehaus war 1899 eröffnet und in der Pogromnacht im November 1938 zerstört worden. Vermutlich aufgrund der eng an den Komplex herangerückten Wohnbebauung blieb dem jüdischen Gotteshaus der vollständige Abbruch erspart. 1959 konnte der Architekt Helmut Goldschmidt nach zweijähriger Bauphase das wiederhergestellte Gebäude an die jüdische Gemeinde, die bereits kurz nach Kriegsende 1945 wiedergegründet worden war, übergeben.
»Es ist uns in den vergangenen Jahren klar geworden, dass wir dringend etwas an der Fassade tun müssen«, erklärt Gemeindevorstand Michael Rado. Er verweist darauf, dass durchaus schon einmal Steine auf den Gehweg herabbröseln und Fassadenplatten lose waren.
Dieser Gefahrenherd müsse beseitigt werden, betont Rado, daher sei die Maßnahme kein »Aufhübschen«, »sondern eine bauliche Notwendigkeit«. Das hätten auch die Unterstützer und Freunde der Synagoge erkannt und ihre finanzielle Hilfe zugesagt. An der Finanzierung der aktuellen Maßnahmen beteiligen sich die Stadt Köln, das Land Nordrhein-Westfalen im Rahmen des Denkmalförderungsprogramms, die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (in der ersten Phase) sowie der Landschaftsverband Rheinland (in der zweiten Phase).
Hinzu kommen Eigenmittel der Gemeinde. »Wir sind sehr froh darüber, dass wir die Arbeiten an diesem bundesweit wohl auch architektonisch herausragenden jüdischen Gotteshaus mit dieser Hilfe jetzt realisieren können«, sagt Gemeindegeschäftsführer Alexander Sperling.
ERste Phase Von August bis Ende 2013 erfolgte der erste Abschnitt der Restaurierung. Es wurden Steine ausgetauscht und Platten neu verfugt. Bis Ende dieses Jahres soll nun die zweite Phase umgesetzt werden – das betrifft den Gebäudeteil mit Turm und dem prägenden Rosettenfenster. »Wir können die Maßnahmen aus Phase eins aber nicht unmittelbar auf den zweiten Abschnitt übertragen«, betont Rödder eine der Herausforderungen der Arbeiten.
Zunächst müssen die Schäden an der Fassade genau identifiziert werden, damit die Bauleute sie schließlich fachgerecht und auf Dauer beheben können. In den vergangenen Jahren wurden zudem zwei Gutachten erstellt, die Grundlage für das Restaurierungskonzept sind.
Spannend ist der Umgang mit den Steinen: Die Fassade wurde überwiegend mit dem seltenen Iversheimer Kalksandstein aus der Eifel gefertigt. Dieser Stein gibt der Fassade optisch ihr eindrucksvolles Gepräge. Er ist andererseits aber auch sehr witterungsanfällig und heute nicht mehr zu bekommen. Nach intensiven Recherchen, Expertisen und Diskussionen werden nun der Heilbronner Sandstein sowie der Liesberger Kalkstein aus der Schweiz verbaut. Nähert man sich dem Gebäudeteil von links, kann man schon jetzt sehen, wie voraussichtlich Ende dieses Jahres der gesamte Gebäudekomplex aussehen wird.
Dabei kommt gerade diesem Gebäude zudem eine herausgehobene zeitgeschichtliche Dimension zu. »Es war der ehemalige Kölner Oberbürgermeister und spätere deutsche Bundeskanzler Konrad Adenauer«, berichtet Michael Rado, der mit der Wiederherstellung der Synagoge Ende der 50er-Jahre »auch ein sichtbares Zeichen der Kontinuität und der Weitergabe jüdischen Lebens und jüdischer Tradition von der Zeit vor bis in die Zeit nach dem Nationalsozialismus setzen« wollte.