Tipps

Von Kinderbüchern bis Rezepte

Urlaubszeit ist Lesezeit, jedenfalls für unsere Protagonisten. Foto: Getty Images

Endlich Sommerferien. Und damit Zeit, zu lesen und vor allem, so lange und so viel zu lesen, wie man möchte, ohne auf lästige Pflichten zu achten. Die Jüdische Allgemeine hat Lesebegeisterte nach ihren Buchempfehlungen für die kommenden Urlaubswochen gefragt – herausgekommen ist ein bunter Mix aus Bilderbüchern, Krimis, Romanen, Sachbüchern, und am Ende gibt es sogar einen Kochbuch-Tipp.

Ein gutes Buch zu lesen, sei für sie wie ein Kurzurlaub, sagt die Religionslehrerin Tamara Guggenheim. »Ist das Buch spannend, lustig oder auch entspannend, dann werde ich Teil des Geschichte. Bin ich in den Ferien zu Hause, dann genieße ich diese ›Kurzreisen‹, bin ich im Urlaub, dann ist das Lesen für mich wie Tiefenentspannung.«

»Wolkenbruchs wundersame Reise ...« ist immer noch ein Renner.

»Da wäre zum Beispiel der Roman des Schweizers Thomas Meyer: Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse.« Er handelt von Motti Wolkenbruch, einem Schweizer Juden, der immer noch in Zürich bei seinen Eltern lebt, obwohl er längst Wirtschaftswissenschaften studiert. Seine Mutter findet, dass er längst verheiratet sein müsste, und arbeitet unermüdlich daran, eine passende junge jüdische Frau für ihn zu finden.

Krimi »Aber auch für Krimiliebhaber habe ich eine Empfehlung«, fährt Guggenheim fort. Und zwar nicht nur die auch in Deutschland sehr beliebten Bücher über den amerikanischen Detective Peter Decker und seine Frau Rina Lazarus von Faye Kellerman. »Die bisher erschienenen fünf Bücher von Alfred Bodenheimer, in denen die Hauptfigur, Rabbi Klein, in Basel und Zürich der Polizei bei Mordermittlungen hilft, sind ausgesprochen schön und spannend zu lesen.«

»Mag ich! Gar nicht!« ist mit seinen lustigen Reimen gut zum Vorlesen geeignet.

Dazu komme noch ein »Oma-Lieblings-Kinderbuch« von Werner Holzwarth: Mag ich! Gar nicht!, ein gut zum Vorlesen geeignetes Bilderbuch mit lustigen Reimen, in denen es ums Essen geht und um Waldi, der Hund, der unter dem Tisch sitzt und immer dicker wird, weil er alles auffrisst, was die Kinder nicht mögen.

Meron Mendel, Direktor der Frankfurter Bildungsstätte Anne Frank, hat ebenfalls einen Bilderbuchtipp, »mit Triggerwarnung«, erzählt er lachend, denn der Autor ist Friedensaktivist und entsprechend nicht bei allen Israelis beliebt. »Die wunderbaren Kinderbücher von David Grossman sind in Deutschland noch nicht sehr bekannt, und leider wurden nur wenige von ihnen übersetzt«, sagt Mendel. Die Umarmung mit Zeichnungen von Michal Rovner erzählt, wie der kleine Ben herausfindet, dass zwar jeder Mensch ganz einzigartig ist, aber zum Glück Umarmungen erfunden wurden, die gegen Einsamkeit helfen.

Fantasy Michaela Jacobsohn, Fundraiserin aus Frankfurt, empfiehlt die mittlerweile auch auf Deutsch erschienenen Bücher einer jüdischen Fantasy-Autorin. Naomi Novick wurde mehrfach mit renommierten Preisen wie dem Nebula Award ausgezeichnet. »Ihr Roman Spinning Silver, deutsch: Das kalte Reich des Silbers, handelt sogar von jüdischen Figuren«, betont Jacobsohn, was in dem Genre sehr selten ist. Die Fantasy-Erzählung basiert lose auf dem Märchen Rumpelstilzchen.

Im Genre Fantasy-Erzählung sind jüdische Figuren relativ selten.

Eine mit ihren Eltern in einem fiktiven litauischen Ort lebende 16-jährige Jüdin namens Miryem steigt ins Geldverleih-Geschäft ein, um ihrer bitterarmen Familie zu helfen. Der Vater, ein Pfandleiher, ist zu gutherzig, um Schulden einzutreiben. Miryem erweist sich als erfolgreich, und das bringt den König der Staryks auf den Plan – magische Wesen, die zum Großteil aus Eis bestehen. Es heißt, Miryem könne Silber zu Gold machen, sie lässt tatsächlich von einem Cousin Schmuck daraus herstellen, woraufhin er sie mit in sein kaltes Reich nimmt und zur Königin machen will.

zufallsfund Ihre persönliche Buchempfehlung hat Linda Martin von WIZO Frankfurt an einem naheliegenden Ort entdeckt, nämlich bei einem WIZO-Basar: Der Zopf von Laetitia Colombani. Das Buch handelt von drei sehr unterschiedlichen Frauen auf drei verschiedenen Kontinenten, Smita aus Indien, Giulia aus Italien und Sarah aus Kanada, die auf der Suche nach Glück und Freiheit sind. »Dieser Zufallsfund hat mich begeistert, eine tolle Urlaubslektüre, die ich auch schon meinen Freundinnen weiterempfohlen habe«, erzählt Martin.

Remko Leemhuis vom American Jewish Committee Berlin (AJC) liest im Moment ein Buch auf Englisch, Shadow Strike. Inside Israel’s Secret Mission to Eliminate Syrian Nuclear Power von Yakoov Katz, Chefredakteur der Jerusalem Post. »In seinem fesselnd geschriebenen Buch erzählt er die Geschichte des israelischen Militärschlages auf den syrischen Atomreaktor ›Al-Kibar‹ von seiner zufälligen Entdeckung im Frühjahr 2007, bis zum Angriff der israelischen Luftwaffe am 6. September des gleichen Jahres.«

Militärische und moralische Dilemmata werden in Shadow Strikes Buch über den syrischen Atomreaktor »Al-Kibar« thematisiert.

Leemhuis ist begeistert von der Lektüre. »Angereichert durch Informationen und Einblicke aus unzähligen Hintergrundgesprächen, auch mit den seinerzeit handelnden Personen, gelingt es dem Autor, anschaulich die Überlegungen innerhalb der israelischen Regierung und des Militärs nachzuzeichnen. Das Buch besticht vor allem dadurch, dass es Katz gelingt, die existenziellen politischen, militärischen und moralischen Fragen und Dilemmata darzustellen, mit der sich jede Regierung des jüdischen Staates seit dem Tag seiner Gründung konfrontiert sieht.«

Kurzgeschichten Sie lese immer gern die Kurzgeschichten des Schriftstellers und Drehbuchautors Edgar Keret, von denen einige auch auf Deutsch erschienen sind, sagt Nicola Galliner, Gründerin und Leiterin des Jewish Film Festivals in Berlin. »Auch sehr zu empfehlen: Sommerhaus am See. Fünf Familien und 100 Jahre deutscher Geschichte, von Thomas Harding.« Der Autor erzählt darin die Geschichte des in den 20er-Jahren zum Sommerparadies für die jüdische Familie Alexander gewordenen kleinen Hauses an einem See. Seine Großmutter Elsie liebte diesen Ort, den sie nach der Wende mit ihm zusammen noch einmal besuchte.

»Ein tolles Buch über deutsche Geschichte«, fasst Galliner ihren Leseeindruck zusammen. Und hat am Schluss auch noch einen kulinarischen Tipp für alle, die in den Ferien nicht nur gern lesen, sondern sich auch mit vegetarischen Gerichten verwöhnen wollen: Ofir Raúl Graizers Ofirs Küche. Israelisch-palästinensische Familienrezept. Das Kochbuch des schon seit 2010 in Berlin lebenden Filmemachers, der auch Kochkurse gibt, sei wunderbar, schwärmt Galliner, »mein Lieblingsgericht daraus: Schwarze Linsen mit frischer Zitrone«.

 

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