Vor 15 Jahren war Kadir Hidayet Eris zum ersten Mal in München. Jetzt repräsentiert er als Generalkonsul die Türkei in dieser Stadt und ist zuständig für die südbayerischen Regierungsbezirke Oberbayern, Niederbayern und Schwaben. Die Reihe seiner Antrittsbesuche führte ihn auch in die Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern. Mit Präsidentin Charlotte Knobloch und Vizepräsident und Stadtrat Marian Offman sprach er über seine Eindrücke, aber auch seine Aufgaben.
Bevor Kadir Hidayet Eris an die Isar oder genauer den Nymphenburger Kanal in die Menzinger Straße kam, war er beim Europäischen Rat in Straßburg, an der Botschaft in Nairobi, am Generalkonsulat im Iran, in Sarajewo und zuletzt in den Niederlanden. Gemeinsam mit rund 35 Mitarbeitern ist er hier zuständig für mehr als eine Viertelmillion türkischer Staatsbürger, die in seinem Zuständigkeitsbereich leben. Dazu kommen gebürtige Türken, die heute zum Beispiel den deutschen Pass besitzen, aber auch Menschen, die Anliegen ganz unterschiedlicher Art in der Türkei haben – zum Beispiel den Kauf einer Immobilie.
Aber auch die Situation von Minderheiten in der Türkei war ein Thema. Heute leben in dem Land am Bosporus rund 25.000 Juden. Mit den Minderheiten und anderen Religionen respektvoll umzugehen, sei eine wichtige Aufgabe, betonte der neue Generalkonsul, der sein Amt in München am 18. Oktober 2010 angetreten hatte.
Vierte generation Das Gespräch kam bald auch auf die drei türkisch-stämmigen Vertreter im Münchner Stadtrat. Schnell war man dann bei der Vielfalt der Lebenswege, die türkische Immigranten nicht nur in München haben. Es ist bereits die vierte Generation, seitdem türkische Arbeitskräfte nach Deutschland kamen. Viele von ihnen sind längst heimisch, die Kinder und Kindeskinder beruflich etabliert, zum Teil mit erfolgreichen Hochschulstudien.
Gerade die gut ausgebildeten Menschen, so der Generalkonsul, gingen häufig zurück in die alte Heimat. Aber es gibt auch Jugendliche mit großen Problemen, die weder die deutsche noch die türkische Sprache perfekt beherrschen. Hier sei es nötig – und das habe er auch Oberbürgermeister Christian Ude gesagt – , Lehrer nach Deutschland zu bringen, die muttersprachlichen Unterricht erteilen. »Von der Ausbildung und Bildung hängt das Level des gesellschaftlichen Lebens ab«, unterstrich der Generalkonsul. Damit sprach er ein Problem an, dem sich auch die Kultusgemeinde intensiv widmet.
Denn auch die Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion, besonders die ältere Generation, stehen vor Sprachproblemen. Sie werden hier mit Deutschkursen und einer Vielzahl anderer Veranstaltungen insbesondere der Integrations- abteilung der IKG auf ihrem Weg unterstützt. Natürlich war bei dem Gespräch auch das Verhältnis der Türkei zu seinen Nachbarstaaten und zu Israel ein Thema. Abseits der Politik und der Fülle der Aufgaben in München plauderten Gast und Gastgeber auch über private Alltagserlebnisse. So erzählte zum Beispiel Marian Offman von seinen Türkei-Reisen