Es ist vielleicht kein Zufall, dass Intendant Martin Kranz und der künstlerische Leiter Jascha Nemtsov den Beginn der Achava-Festspiele in Thüringens Landeshauptstadt Erfurt ausgerechnet auf den Weltfriedenstag, den 1. September, gelegt haben. Zur Eröffnung kamen unter anderem der israelische Botschafter Yakov Hadas-Handelsman und Ministerpräsident Bodo Ramelow (Die Linke). Eröffnet wurde an diesem Abend auch die Ausstellung Unersetzbar (erarbeitet vom Erinnerungsort Topf & Söhne) im Foyer des sogenannten Heizwerkes in Erfurt. Sie zeigt das Schicksal sieben Überlebender des Holocaust.
Eine von ihnen, Esther Bejarano, ist Teil dieser Ausstellung. Gemeinsam mit ihrem Sohn Joram und dem türkischstämmigen Deutschlehrer Kutlu Yurteseven von der Kölner Rap-Band »Microphone Mafia« rappte die 89-Jährige durch das Programm. Die Überlebende aus dem Mädchenorchester von Auschwitz ist eine solche Institution, dass man ihr stehend applaudierte, als sie »Für das Leben« sang.
Preis Beim Festival erhielt Esther Bejarano den Jochen-Bock-Preis vom Förderkreis des Erinnerungsortes »Topf & Söhne«. Dieser Preis wurde in Erinnerung an fünf Schüler gestiftet, die im Sommer 1943 den Mut hatten, Flugblätter gegen die Nazis zu verteilen. Johannes Bock war einer von ihnen und wurde verhaftet.
Auch das Eröffnungskonzert mit der sefardischen Sängerin Yasmin Levy aus Israel sorgte für Begeisterung. Levy sagt, ihre Lieder stammten aus einer Zeit, »in der Muslime und Juden in Frieden lebten«. Genau diesen Anspruch erhebt das Achava-Festival: im Miteinander die Unterschiede zu spüren und zu akzeptieren. Das war auch das Anliegen einer meditativen musikalischen Lesung mit Juden, Christen, Schiiten, Jesiden und Aleviten.
An diesem Freitag tritt die israelische Frauenband »Habanot Nechama« auf. Zum Abschlusskonzert am Sonntag erklingen byzantinische, armenische und synagogale Stimmen im Erfurter Dom. Intendant Martin Kranz hat bis 2014 die Kulturtage der Jüdischen Gemeinde zu Berlin organisiert. 2015 rief er die interreligiösen Achava-Festspiele ins Leben und hat viele israelische Künstler, die bereits in Berlin auftraten, nach Erfurt »exportiert«.