Erika Mann (1905–1969) war vieles: älteste Tochter des Literatur-Nobelpreisträgers Thomas Mann, Schauspielerin, Kabarettistin, Kriegsreporterin und Buchautorin. Wie eine bemerkenswerte Ausstellung in der Monacensia, wo ihr Nachlass sowie der ihres seelenverwandten Bruders Klaus ruht, derzeit deutlich macht, war sie jedoch noch sehr viel mehr.
Ihre vielfältigen Begabungen hatten vielleicht etwas mit ihren Vorfahren mütterlicherseits zu tun: Die Urgroßmutter war die Frauenrechtlerin Hedwig Dohm, ihr Großvater war der Mathematik-Professor Alfred Pringsheim. Trotzdem schaffte sie nur ein »erbärmlich schlechtes Abitur«, wie ihre Biografin und Ausstellungskuratorin Irmela von der Lühe resümiert.
sinnbild Geboren als »kühnes, herrliches Kind«, wie der Vater sie beschrieb, war Erika Mann der Weg als höhere Tochter einer großbürgerlichen Familie vorgezeichnet. Aus dem Wildfang, der in einer Gruppe privilegierter Kinder das Villenviertel Bogenhausen unsicher machte, wurde das Sinnbild eines neuen Frauentyps: selbstbestimmt, was ihre Berufs- und Partnerwahl betraf, begabte Schauspielschülerin bei Max Reinhardt in Berlin, begeisterte Autofahrerin, die schon 1931 an einer Rallye durch Europa teilnahm, mit Bruder Klaus die halbe Welt bereiste und noch heute lesenswerte Reportagen dazu verfasste.
Zu ihrer politischen Erweckung trugen insbesondere zwei Erfahrungen bei: zum einen die Störung ihres Auftritts während einer internationalen Tagung pazifistischer Frauen im Januar 1932 durch einen SA-Trupp in München, zum anderen die Kündigung eines Theaterengagements auf Betreiben des sogenannten nationalsozialistischen »Kampfbundes für deutsche Kultur«.
Zusammen mit Therese Giehse gründete Erika Mann das Kabarett »Die Pfeffermühle«, das seine Erfolge schon bald nicht mehr in Deutschland, sondern nurmehr im Schweizer Exil fortsetzen konnte. Eine zweite Karriere gelang ihr in den USA, wo sie bis 1945 als politische Rednerin und Kriegsberichterstatterin gegen Nazi-Deutschland und danach als Gegnerin des neuen Wettrüstens auftrat, sodass sie von der Beobachtung durch die Gestapo unter die des FBI geriet.
Die Ausstellung ist bis 30. Juni in der Monacensia, Maria-Theresia-Straße 23, zu sehen. Geöffnet Mo bis Mi von 9.30–17 Uhr, Do 12–19 Uhr, Sa und So 11–18 Uhr