»Heute sind wir hier in Deutschland, um den Menschen von hier etwas zu geben, zu helfen und zu lernen.« Mit diesen Worten meldete sich Daniel Fabian stellvertretend für die vier Kandidaten zur Einleitung der Ordinationsfeier am 13. September in der Kölner Synagoge Roonstraße. »Wir sind von hier«, schloss er aufmunternd. Für Außenminister Guido Westerwelle, der mit seinem Kommen ein deutliches Zeichen für die Religionsfreiheit in Deutschland setzen wollte, war dieser Ausspruch »der Satz des Tages«.
Ihn hörten fast 300 Gäste. Neben dem Bundesaußenminister und Kölns Bürgermeister Hans-Werner Bartsch begrüßte Ebi Lehrer, Vorstandsmitglied der Synagogen-Gemeinde, auch den Präsidenten des Zentralrats der Juden, Dieter Graumann, und den Präsidenten des Jüdischen Weltkongresses, Ronald S. Lauder – beide sind Partner der Berliner Ausbildungsstätte.
Feiertag Nach München und Leipzig verlieh das auch als Hildesheimer’sche Rabbinerseminar bekannte Institut in Köln inzwischen insgesamt acht Absolventen die Smicha. Für Graumann ein »richtiger Feiertag: Denn heute wird unsere jüdische Gemeinschaft in Deutschland wieder ein Stück gestärkt, verbessert, gekräftigt.« Juden sehnen sich nach Wissen, Sinn und spiritueller Substanz, betonte der Zentralratspräsident. »Gerade auch die neuen Rabbiner sollen das vermitteln.«
Graumann dankte in diesem Zusammenhang Lauder für seine beispielhafte und einzigartige Vision, Fantasie und die Großzügigkeit, »die das Judentum in Europa befördern und ihm neue Impulse und frische Inspirationen verschaffen«. An die vier Absolventen des Seminars gerichtet, betont Graumann: »Sie sollen zum Segen sein für die ganze jüdische Gemeinschaft. Sie sollen Erfüllung und Zufriedenheit und persönliches Glück finden in dem, was Sie von nun an tun.«
Ihre Arbeit haben sie bereits aufgenommen. Der aus Israel stammende Daniel Fabian unterrichtet seit einem Jahr an der Lauder Midrascha in Berlin. Der in den USA geborene Jonathan Konits wird ab Herbst den jüdischen Bildungsverein »Jewish Experience« in Frankfurt/Main unterstützen. Reuven Konnik, in der Ukraine und in Lettland aufgewachsen, betreut bereits die Jüdische Gemeinde Potsdam. Und Naftoly Surovtsev, 1987 im weißrussischen Minsk geboren, beginnt seine Arbeit als Assistenz-Rabbiner in der Synagogen-Gemeinde Köln.
Rechtssicherheit Zu einem blühenden jüdischen Leben gehöre, »dass es hierzulande möglich sein muss, jüdische Traditionen ohne Rechtsunsicherheit zu leben«, sagte Westerwelle. Die Bundesregierung werde daher dem eigenen Wunsch, aber auch dem Auftrag des Deutschen Bundestages nachkommen »und dafür sorgen, dass hier rechtlich Klarheit in Deutschland geschaffen wird«. Der FDP-Politiker warnte: »Wer in Deutschland Beschneidungen von Jungen untersagt, untersagt jüdisches Leben in Deutschland.«
Zentralratspräsident Dieter Graumann zollte dem Bundesaußenminister in seiner Rede Respekt, dass er als einer der ersten Politiker klargestellt habe, dass jüdisches und muslimisches Leben und damit die Beschneidung hierzulande möglich bleiben muss. »Für dieses Engagement des Herzens danke ich Ihnen sehr«, sagte er.
Zuversicht »Würde die Beschneidung in Deutschland verboten, würden Juden kalt in die Illegalität getrieben«, fügte er hinzu. Dann sei jüdisches Leben in Deutschland nicht mehr möglich. Trotz des in der Beschneidungsdebatte aufbrechenden und in der Attacke auf einen Berliner Rabbiner handgreiflich gewordenen Antisemitismus zeigte sich der Zentralratspräsident zuversichtlich: »Und dennoch, allen, die gerade jetzt jüdisches Leben in Deutschland generell in Zweifel ziehen, sage ich: Jüdisches Leben hier ist sicher – und muss gesichert werden. Das zu leisten, ist nicht zuletzt Aufgabe der Behörden und der ganzen Gesellschaft.« Man wolle sich nicht von Angst beherrschen lassen.