Michael Fuchs kennt die ehemalige Mädchenschule an der Auguststraße schon seit mehreren Jahren. Bei einem Ausstellungsbesuch 2006 wurde er auf das Gebäude aufmerksam: »Die Architektur hat mich gereizt – aus dieser Zeit, vor 80 Jahren, gibt es nur noch wenige Bauten in Berlin«, sagt der Galerist. Ab 1. Januar ist er nun Mieter des Objektes. Am vergangenen Freitag unterschrieb er den Vertrag für die Auguststraße 11–13. »Ich werde etwas Großartiges daraus machen – das verspreche ich der jüdischen Gemeinde«, sagt er.
Mehrere Ateliers, Galerien, eine Buchhandlung, ein Restaurant, Außengastronomie und ein Café sollen auf den vier Etagen in der ehemaligen Schule untergebracht werden, heißt es in dem Konzept, das Michael Fuchs zusammen mit seinem Team in der jüngsten Repräsentantenversammlung präsentierte.
Sanierung Die frühere Mädchenschule ist baulich in einem schlechten Zustand. Für die Gemeinde, die zum Beispiel für Sicherungsmaßnahmen am Dach in Höhe von 40.000 Euro jährlich aufkommen muss, ist sie eine finanzielle Belastung. Nun übernimmt Fuchs die Sanierung, für die vier Millionen Euro veranschlagt werden. Dafür darf er das Gebäude im ersten Jahr mietfrei nutzen. Danach werden jährlich 120.000 Euro an Miete fällig, im Rahmen des Vertrages, der für 20 Jahre mit einer Option auf weitere zehn Jahre angelegt ist.
Repräsentant Gideon Joffe kritisierte die Vereinbarung. Das Gebäude gehöre zum »Herzstück der Gemeinde«, und es sei da-
her »unmöglich«, es zu vermieten. »Wir geben unsere jüdische Identität weg«, beklagte er. Außerdem sei die Miete viel zu gering. Die Gemeindevorsitzende Lala Süsskind verwies darauf, dass die Gemeinde mit entsprechenden Finanzmitteln das Gebäude gerne selbst sanieren und nutzen würde. »Aber wir haben nichts.«
Gebäudekomplex »Seit 13 Jahren versucht die Gemeinde das Areal um die Mädchenschule, das Torbogenhaus, das Siechenhaus und das Ahawa-Gebäude zu entwickeln – leider ohne Erfolg«, betonte Personaldezernent Meir Piotrkowski. Bisher sei dies an den hohen Sanierungskosten gescheitert. Dass die Gemeinde nun nicht mehr für die Sicherungsmaßnahmen aufkommen müsse und stattdessen eine Miete bekäme, sei für sie ein »warmer Regen«, so Piotrkowski.
Die Mädchenschule, 1930 errichtet, wurde 1942 geschlossen. Das Gebäude diente zuerst als Krankenhaus, nach Kriegsende als staatliche Oberschule. Vor einem Jahr erhielt die jüdische Gemeinde das von den Nazis enteignete Haus von der Claims Conference zurück.