Um das Image von Bankern steht es seit der Finanzkrise nicht gut. Vor rund 100 Jahren dürfte das in Dresden anders gewesen sein. Denn dort handelte das Bankhaus Gebrüder Arnhold treu nach dem Motto: Vermögen verpflichtet. Kunst, Kultur, Wissenschaft, Sport, Soziales – kein Bereich, in dem die jüdische Bankiersfamilie nicht als Mäzen wirkte.
Der Verein Hatikva, der sich mit der jüdischen Geschichte und Kultur Sachsens befasst, erinnert in diesem Jahr mit Stadtführungen an die Arnholds. Kunsthistorikerin Daniela Wittig hat die Tour zusammengestellt. Obwohl fast 80 Jahre vergangen sind, seit die Arnholds vor den Nationalsozialisten ins Ausland fliehen mussten, sind die Spuren der Stifter in Dresden gegenwärtig. Das ist nicht zuletzt das Verdienst des heute 91-jährigen Henry Arnhold und seines Bruders Gerard.
Mäzene Fleiß, Aufrichtigkeit und Bescheidenheit wurden in der Familie hoch geschätzt. Ab 1881 leitete Georg Arnhold (1859–1926) das von seinem Bruder gegründete Kreditinstitut. Später stieg sein Sohn Heinrich (1885–1935) in die Geschäfte ein. Vater und Sohn waren liberale Geister und ihrer Zeit oft voraus. 1901 gründeten die Bankiers den ersten deutschen Pensionsverein zur Alters-, Invaliditäts- und Hinterbliebenenversorgung.
Künstler und Intellektuelle gingen in der Arnholdschen Villa in der Tiergartenstraße ein und aus. Regelmäßig fanden Diskussionsabende und Vorträge statt, die Berühmtheiten wie den Architekten Walter Gropius, die Tänzerin Gret Palucca und den Maler Wassily Kadinsky anzogen. Die Arnholds sammelten moderne Kunst und altes Meißener Porzellan.
1926 eröffnete das von Georg Arnhold gestiftete Schwimmbad, das nach ihm benannt wurde. Acht Jahre später tilgten die Nationalsozialisten den Namen, und Juden durften keinen Fuß mehr in das Bad setzen. Heinrich Arnhold starb 1935, erst 50-jährig, an Herzinfarkt. Im gleichen Jahr wurde das Bankhaus Gebrüder Arnhold »arisiert« und von der Dresdner Bank übernommen.
Frauenkirche Nach der Wende unterstützten die Arnholds den Wiederaufbau der Frauenkirche und der Synagoge durch Spenden. Zweimal im Jahr lädt Henry Arnhold zu der Diskussions- und Vortragsreihe »Lisa & Heinrich Arnhold Lectures« in Dresden ein. So hält der Senior die Erinnerung an die Diskussionsabende in seinem Elternhaus wach. Mit einer Stipendienstiftung fördert er den Studenten- und Wissenschaftleraustausch zwischen Dresden und New York.
Auch das Georg-Arnhold-Bad wurde mit Spenden von der Bankiersfamilie saniert. Den Namen seines Stifters bekam das Bad schon vor Jahrzehnten zurück. Dennoch wissen die wenigsten, die heute dort ihre Bahnen ziehen, dass sie dieses Vergnügen einer vertriebenen jüdischen Familie zu verdanken haben.