Kälte und Regen warfen den ursprünglich geplanten Termin über den Haufen, aber stoppen ließ sich der TSV Maccabi München dadurch nicht. So fand das traditionelle Fest, mit dem der Verein jedes Jahr die Freiluftsaison eröffnet, kurzerhand einfach zwei Wochen später statt. Rund 2000 Mitglieder, Freunde, Sponsoren und Fans kamen auf das Gelände im Osten der Stadt und feierten wie eine große Familie.
Dieses Jahr ist für Maccabi ein ganz besonderes. Der Verein, der von Schoa-Überlebenden gegründet wurde, wird 50 Jahre alt. Das passt in das Jubiläumsjahr 2015 mit der Feier zum 200-jährigen Bestehen der IKG und ihrer Wiedergründung nach Ende des NS-Regimes vor 70 Jahren. Das Fest zur Saisoneröffnung lieferte schon einmal einen Gute-Laune-Vorgeschmack auf die eigentliche Geburtstagsfeier, die am 12. Dezember im festlichen Rahmen stattfinden wird, wie Maccabi-Vorsitzender Robby Rajber ankündigte.
programm Ganz verschont von Regentropfen blieb die Maccabi-Gemeinde auch beim zweiten Anlauf nicht, doch das tat der Stimmung keinen Abbruch. Wie immer hatten die Vereinsmanager mit Maurice Schreibmann in der vordersten Reihe ein Unterhaltungsprogramm auf die Beine gestellt, das keine Wünsche offen ließ.
Ausgefeilte Tanzdarbietungen von Kindern und Jugendlichen gehörten ebenso dazu wie akrobatische Vorführungen der Turner und zahllose Möglichkeiten, damit sich jeder selbst sportlich betätigen konnte. Dieses Mal standen für die Besucher sogar Kamele zum Reiten bereit. Auch das kulinarische Angebot, das von Eis und Popcorn bis zu leckeren Grillgerichten reichte, stieß auf große Begeisterung.
Eines der »Wüstenschiffe« wurde von Robby Rajber auch noch kurzerhand zum Rednerpult umfunktioniert. Aus luftiger Höhe, zwischen den Höckern des Tieres, begrüßte der Vorsitzende die vielen Gäste, die den Weg in die Riemer Straße gefunden hatten. Unter ihnen befand sich auch Charlotte Knobloch, die von ihm besonders herzlich willkommen geheißen wurde. »Sie hat immer ein offenes Ohr für unsere Anliegen und unterstützt uns, wo es nur geht«, lobte der Maccabi-Vorsitzende.
Zukunft Mit Komplimenten an die Vereinsführung hielt sich umgekehrt auch Charlotte Knobloch in ihrer kurzen Begrüßungsansprache nicht zurück. »Das, was bei Maccabi entstanden ist«, sagte sie, »verdient allerhöchstes Lob. In diesem Verein findet das jüdische Leben seinen angemessenen Platz.« Sie erinnerte bei dieser Gelegenheit an die zaghaften Anfänge vor 50 Jahren, die sie selbst miterlebte, und an das, was daraus geworden ist. »Maccabi München ist wahrscheinlich der einzige jüdische Sportverein in Deutschland, der ein eigenes Gelände in dieser Dimension besitzt.«
Von Stillstand aus gesättigter Zufriedenheit heraus kann jedoch keine Rede sein. Der Verein richtet auch im Jubiläumsjahr seinen Blick in die Zukunft. »Wir wollen in absehbarer Zukunft eine große Halle errichten«, nannte Vorstand Robby Rajber nach dem Bau eines Basketballplatzes das nächste große Ziel. Aber auch das Vereinsangebot selbst erfährt in naher Zukunft eine Erweiterung. Eine Abteilung für Schützen soll nach Rajbers Worten noch in diesem Sommer starten. Darüber hinaus werde auch sondiert, ob es genügend interessierte Sportler für eine neue Bridge-Abteilung gibt.
Für langsam spürbares Lampenfieber sorgt bei den Maccabi-Sportlern ein bevorstehendes Großereignis: die European Maccabi Games in Berlin. Die größte jüdische Sportveranstaltung Europas findet vom 27. Juli bis 5. August zum ersten Mal in Deutschland statt. Auch Maccabi München wird in Berlin vertreten sein. »Von uns werden etwa 30 bis 40 Sportler an den Spielen teilnehmen«, so Rajber. Mögliche Medaillen hat er nicht im Blick, ihm liegt der Olympische Gedanke am Herzen: »Dabei sein ist wichtiger!«
Botschaft IKG-Präsidentin Charlotte Knobloch teilt Rajbers Einschätzung. »An der Stelle, wo 1936 jüdische Sportler ausgeschlossen wurden, nur weil sie Juden waren, stehen die jetzigen Teilnehmer der Spiele für die Botschaft von Toleranz und gegen Antisemitismus und Rassismus. In einer Zeit neu entflammten Judenhasses in Deutschland ist das besonders wichtig«, ist die Präsidentin überzeugt.
An den European Maccabi Games nehmen mehr als 2000 Sportler aus über 30 Nationen teil. Maccabi-Fans, die die Münchner Athleten live in der Hauptstadt unterstützen wollen, können auf ein besonders günstiges Angebot zurückgreifen: Die Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern stellt einen Bus nach Berlin zur Verfügung, die organisatorische Abwicklung erledigt Maccabi.