Nachruf

Trauer um Harry Schnabel

Das Präsidiumsmitglied des Zentralrats und Vorstand der Jüdischen Gemeinde Frankfurt verstarb im Alter von 67 Jahren

 08.09.2023 14:42 Uhr Aktualisiert

Harry Schnabel sel. A. Foto: Gregor Zielke

Das Präsidiumsmitglied des Zentralrats und Vorstand der Jüdischen Gemeinde Frankfurt verstarb im Alter von 67 Jahren

 08.09.2023 14:42 Uhr Aktualisiert

Harry Schnabel ist tot. Der gebürtige Frankfurter verstarb am Donnerstagmorgen plötzlich und unerwartet. Schnabel wurde 67 Jahre alt.

Über viele Jahre hinweg war Schnabel Mitglied im Vorstand der Jüdischen Gemeinde Frankfurt und dort unter anderem für Steuern und Finanzen sowie für die Belange der jüdischen Schulen zuständig.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

WIRKEN Darüber hinaus vertrat er seit 2015 die Belange seiner Gemeinde auch im Direktorium des Zentralrats der Juden in Deutschland. Zwei Jahre später wurde der Diplom-Kaufmann ins Präsidium des Zentralrats gewählt, wo seine außerordentlich sympathische Art ebenso wie sein großes Organisationstalent und seine langjährigen Erfahrungen aus der Gemeindearbeit sehr wertgeschätzt wurden.

»Im Zentralrat der Juden in Deutschland hinterlässt sein Verlust eine große Lücke.«

Weiterhin war Schnabel in zahlreichen Vereinen engagiert, unter anderem bei den Makkabäern, in der Stiftung der Jüdischen Gemeinde und der Gesellschaft der Freunde und Förderer des Jüdischen Museums, der Georgina Sara von Rothschild-Stiftung, der Moses J. Kirchheim-Stiftung sowie der Eduard und Adelheid Kann-Stiftung.

Harry Schnabel hinterlässt seine Ehefrau, zwei Kinder und zwei Enkel.

HINGABE Der Zentralrat der Juden in Deutschland würdigte Harry Schnabel in einer ersten Reaktion als einen Menschen, der sich unermüdlich und mit leidenschaftlicher Hingabe für die jüdische Gemeinschaft in Deutschland engagiert hat.

»Harry Schnabel war ein guter Mensch, der unfassbar viel Gutes getan hat.«

Alon Meyer, Präsident von Makkabi Deutschland

»Viele Jahre und Jahrzehnte hat Harry Schnabel dem Engagement für die jüdische Gemeinschaft gewidmet. Sowohl in der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, bei Makkabi und in vielen anderen jüdischen Organisationen hat er Aufbauarbeit geleistet, sich um jüdische Schulen gekümmert und immer anderen Menschen geholfen«, so der jüdische Dachverband. »Im Zentralrat der Juden in Deutschland hinterlässt sein Verlust eine große Lücke.«

Die Jüdische Gemeinde Frankfurt erklärte, dies sei ein schwarzer Tag. »Mit großer Trauer und Bestürzung haben wir erfahren, dass unser langjähriger Vorstandskollege und guter Freund, Harry Schnabel, unerwartet verstorben ist. Wir, sowie der Gemeinderat und die gesamte Belegschaft sind immer noch fassungslos und tief erschüttert«, so der Gemeindevorstand.

Einsatz »Harry Schnabel hat sich seit Jahrzehnten für das Wohl der jüdischen Gemeinschaft eingesetzt und in vielen verschiedenen Ämtern dafür gewirkt. Er hat sich dabei stets aus vollstem Herzen eingesetzt. Er war ein wahrhaftiger Kämpfer für die Jüdische Gemeinde Frankfurt, aber auch darüber hinaus, nicht zuletzt als Präsidiumsmitglied im Zentralrat der Juden in Deutschland«, hieß es in der Erklärung.

»Er war ein wahrhaftiger Kämpfer für die Jüdische Gemeinde Frankfurt, aber auch darüber hinaus.«

Jüdische Gemeinde Frankfurt

»Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hatte er stets ein offenes Ohr und er stand ihnen immer mit Rat und Tat zu Seite. Als Schuldezernent hat er unter anderem einen großen Beitrag dazu geleistet, dass man an unserer I. E. Lichtigfeld-Schule das erste Mal nach dem Holocaust wieder das Abitur ablegen kann.« Auch als Finanzdezernent habe sich Harry Schnabel unermüdlich eingesetzt und der Jüdischen Gemeinde Frankfurt ein stabiles Dasein gesichert.

»Sein Wirken war vielfältig und nachhaltig und wird nie in Vergessenheit geraten. Wir werden Harry sel. A. schmerzlich vermissen und ihm ein ehrendes Andenken bewahren. Unsere Gedanken sind bei seiner Frau, seinen Kindern und seiner gesamten Familie«, erklärte der Gemeindevorstand in Frankfurt.

FASSUNGSLOS Alon Meyer, Präsident von Makkabi Deutschland, zeigte sich im Gespräch mit der Jüdischen Allgemeinen ebenfalls fassungslos und bestürzt. »Ich bin sprachlos und perplex, wie ein Mann, der mit beiden Beinen im Leben gestanden hat, plötzlich aus dem Leben gerissen wurde.«

»Harry Schnabel war ein guter Mensch, der unfassbar viel Gutes getan hat und zum Beispiel mit der Jüdischen Akademie noch viel weiteres Gutes vollbringen wollte«, so Meyer weiter.

»Er war Makkabäer durch und durch - als Spieler, als Organisator und als Funktionär und als Mäzen. Er war eine tragende Säule von Makkabi und der Jüdischen Gemeinde. Die Jüdische Gemeinde von Frankfurt und von ganz Deutschland ist heute in tiefer Trauer.«

»Sein Herzensprojekt, die Jüdische Akademie, werden wir in seinem Sinne weiterführen. Wir vermissen einen großartigen Menschen!«

Doron Kiesel und Sabena Donath

Auch Doron Kiesel und Sabena Donath aus Frankfurt von der Bildungsabteilung des Zentralrats sind fassungslos: »Es kann nicht wahr sein, dass wir unseren langjährigen Freund, der uns beim Bau der Jüdischen Akademie begleitet, inspiriert und unterstützt hat, nicht mehr zur Seite finden.«

Und weiter: »Trauer und Schmerz bleiben und die schreckliche Gewissheit, dass wir ohne Harry Schnabel unseren Weg werden weitergehen müssen. Er war – wann immer wir ihm begegneten - in seiner Herzlichkeit humorvoll, originell und präsent.«

Schnabels Engagement für seine vielfältigen Projekte war stets authentisch und zielführend, so Kiesel und Donath. »Sein Herzensprojekt werden wir in seinem Sinne weiterführen. Wir vermissen einen großartigen Menschen!« ja

Frankfurt/Main

»Mein Herz blutet«

In Israel herrsche »Balagan«, Chaos, sagt Chaim Sharvit. Er steht hier denen zur Seite, die zum ersten Jahrestag des 7. Oktober dunkle Gedanken haben. Ein Besuch in Deutschlands größtem jüdischen Altenheim in Frankfurt

von Leticia Witte  14.10.2024

Gedenkveranstaltung

Steinmeier: Wer überlebt hat, trägt schwer an der Last

Fünf Jahre nach dem rechtsextremen Anschlag besucht Bundespräsident Steinmeier die Tatorte.

 09.10.2024

Frankfurt

Graumann und Grünbaum zur Doppelspitze in der Frankfurter Gemeinde gewählt

Den Vorstand vervollständigen Rachel Heuberger, Daniel Korn und Boris Milgram

von Christine Schmitt  09.10.2024

Berlin

»Ein bewegender Moment«

Am Donnerstag fand in Berlin die feierliche Ordination von zwei Rabbinerinnen sowie sechs Kantorinnen und Kantoren statt. Doch auch der monatelange Streit um die liberale Rabbinatsausbildung in Deutschland lag in der Luft

von Ralf Balke  09.09.2024 Aktualisiert

Neue Potsdamer Synagoge

Am Freitag wird der erste Gottesdienst gefeiert

Nach der feierlichen Eröffnung im Juli soll nun das religiöse Leben in der Synagoge in Potsdam langsam in Gang kommen. Am Wochenende sind erste Gottesdienste geplant

 06.09.2024

IKG

»Ein großer Zusammenhalt«

Yeshaya Brysgal zieht nach einem Jahr als Jugendleiter eine positive Bilanz und plant für die Zukunft

von Leo Grudenberg  04.09.2024

Keren Hayesod

»Das wärmt mir das Herz«

Der Gesandte Rafi Heumann über seinen Abschied von Berlin, deutsche Spielplätze und treue Spender

von Christine Schmitt  04.09.2024

Porträt der Woche

Sinn ernten

Caro Laila Nissen half nach dem 7. Oktober Bauern in Kibbuzim nahe Gaza

von Lorenz Hartwig  01.09.2024

Frankfurt

Dinner mit den »Zweiflers«

Die Jüdischen Filmtage überzeugen durch ein breites Spektrum an Angeboten

von Johanna Weiß  30.08.2024