Benjamin »Beni« Bloch, langjähriger Direktor der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST), ist am Samstagnachmittag verstorben. »Die Nachricht vom Tode Beni Blochs erfüllt uns mit tiefer Trauer«, erklärte ZWST-Präsident Abraham Lehrer in einer ersten Stellungnahme. »Die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland und die jüdische Gemeinschaft in Deutschland verlieren mit Beni Bloch nicht nur eine herausragende Führungspersönlichkeit, sondern ein Vorbild mit sozialem Gewissen und jüdischer Seele.«
Der Zentralrat der Juden in Deutschland reagierte ebenfalls mit tiefer Betroffenheit auf den Tod von Beni Bloch und erklärte in einer ersten Stellungnahme: »Wir trauern um Benjamin ›Beni‹ Bloch, den langjährigen Direktor der ZWST. Beni hat stets zum Wohle der jüdischen Gemeinschaft gehandelt, ohne den einzelnen Menschen aus dem Blick zu verlieren. Jede Herausforderung spornte ihn an. Beni hat in den vergangenen 40 Jahren maßgeblich die ZWST und ihre Aktivitäten geprägt. Benis unermessliche Verdienste für die jüdische Gemeinschaft werden unvergessen bleiben. Möge seine Erinnerung uns Segen und Inspiration sein.«
Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, erklärte: »Beni Bloch hatte sein Leben der jüdischen Sozialarbeit gewidmet. Er schonte sich nicht, wenn es darum ging, sich für die jüngere Generation oder jüdische Zuwanderer einzusetzen. In der jüdischen Gemeinschaft war Benjamin Bloch generationsübergreifend eine Institution. Wir werden ihm immer ein ehrendes Andenken bewahren. Unser Mitgefühl gilt seiner Frau und seiner Familie.«
DANKBARKEIT Bloch war ab 1974 Leiter des Jugendreferats und übernahm 1987 die Leitung des jüdischen Wohlfahrtsverbandes. »Rechtzeitig genug, um mit dem Zuzug der Juden aus der ehemaligen Sowjetunion die ZWST zu erweitern und neue Strukturen zu schaffen. Allein dafür ist ihm die jüdische Gemeinschaft in Deutschland zutiefst dankbar«, hieß es bei der ZWST anlässlich des 75. Geburtstages von Bloch am 14. Februar 2018.
»Mit Benjamin ›Beni‹ Bloch hat die jüdische Gemeinschaft ihren vehementesten Vorkämpfer für soziale Gerechtigkeit verloren«, erklärte der Zentralrat in einer ersten Stellungnahme.
Bloch wurde 1943 in Jerusalem geboren, sein Vater stammte aus Deutschland, die Mutter aus Polen. Im Alter von 14 kam er mit seinen Eltern nach Deutschland. In Frankfurt legte er sein Abitur ab und begann zu studieren. Zunächst Volkswirtschaft, später wechselte er zu Pädagogik, Geschichte und Politik. »Für mich stand sehr früh fest, dass ich etwas mit Menschen zu tun haben wollte«, sagte er einmal.
So gehörte er zu den Pionieren der jüdischen Jugendarbeit und arbeitete als Madrich bei den ersten Machanot, die die ZWST veranstaltete. Die Ferienlager entwickelten sich zu einem Erfolgsmodell und sind es heute noch. Ziel sei, die jüdische Identität der Heranwachsenden zu festigen, sie mit der jüdischen Tradition vertraut zu machen und ihre Liebe zu Israel zu fördern, begründete Bloch, warum ihm die Ferienlager besonders am Herzen lagen.
Bloch gehörte zu den Pionieren der jüdischen Jugendarbeit und arbeitete als Madrich bei den ersten Machanot, die die ZWST veranstaltete.
Doch die größte Leistung der ZWST in den vergangenen Jahrzehnten bestand für ihn in der Integration der jüdischen Zuwanderer aus der früheren Sowjetunion. Dabei war es ihm stets wichtig, diese Menschen, die Anfang der 90er-Jahre eintrafen, nicht als Bedürftige und Bittsteller zu betrachten, »sondern zu zeigen, was diese Leute uns alles bringen«.
ANLIEGEN Ein besonderes Anliegen waren ihm außerdem die Treffpunkte für Schoa‐Überlebende und ihre Angehörigen. Auch Seminare für Senioren seien eine wichtige Aufgabe seines Verbandes, ebenso wie die Arbeit mit Behinderten und Demenzkranken. »Keine andere jüdische Institution kommt den Familien so nahe wie die ZWST«, formulierte er.
Ein besonderes Anliegen waren ihm außerdem die Treffpunkte für Holocaust‐Überlebende und ihre Angehörigen.
ZWST-Präsident Abraham Lehrer, der mit Bloch 18 Jahre zusammengearbeitet hat, sagte einmal über ihn: »Beni Bloch ist gelebte jüdische Tradition, verbunden mit jüdischem Wissen und seiner praktischen Umsetzung.« Er habe stets einen hohen Anspruch an sich selbst und seine Mitarbeiter gestellt. »Denn die ZWST war nicht nur Arbeit für ihn, nicht irgendein Job, sondern sein Baby.«
Zum 75. Geburtstag hatte sich Bloch eine Sefer Tora fürs Max‐Willner‐Heim, dem Domizil der ZWST in Bad Sobernheim, gewünscht. 50 Spender sorgten dafür, dass dieser Wunsch in Erfüllung ging. Die restaurierte Torarolle aus Jerusalem wird für immer an »Beni« und sein Wirken erinnern.
MITGEFÜHL »Unser Verband, die jüdischen Gemeinden in Deutschland und alle ihre Mitglieder haben ihm viel zu verdanken. Unser tiefes Mitgefühl gilt seiner Frau Mirijam und seinen Angehörigen«, heißt es in einer am Samstagabend versandten Trauermitteilung. »Die ZWST wird ihrem Beni Bloch stets ein ehrendes Andenken bewahren und ihre Arbeit in seinem Sinne fortsetzen.«
Die Beerdigung findet am Dienstag, 9. April, um 14 Uhr auf dem jüdischen Friedhof in Frankfurt am Main statt. ddk/hso/bg