Schabbaton in Düsseldorf

Tisch mit Tom

Was sind die drei Grundsätze eines jüdischen Feiertages?», fragt Moderator Awi Blumenfeld aus Tel Aviv die Teilnehmer des Schabbatons in Düsseldorf. Mit einem breiten Grinsen beantwortet er die Frage selbst: «Erstens: Sie verfolgten uns; zweitens: Wir haben gewonnen; und drittens: Lasst uns essen!»

Letztere Aussage lädt nicht nur zu einem üppigen Buffet ein, sondern bildet auch das Motto des Schabbatons mit dem Titel «Was is(s)t das Judentum?». Da Pessach mit seinen speziellen Speisegesetzen vor der Tür steht, entschieden sich der Historiker und Judaist Awi Blumenfeld und das Team vom Bund traditioneller Juden (BtJ), das Thema «Essen und Judentum» in den Fokus zu rücken. «Uns ging es nicht nur um die Halachot, sondern auch um die Hintergründe», erklärt David Seldner, Co-Vorsitzender des BtJ, die Wahl des Themas. «Der Wochenabschnitt (Wajikra) spricht über Korbanot (Opfer), und es handelt sich dabei um Essen und Juden», ergänzt Blumenfeld.

Veganer Zahlreiche Teilnehmer aus Nordrhein-Westfalen und weiteren Teilen Deutschlands sowie Belgien und der Schweiz waren in die Jüdische Gemeinde Düsseldorf gekommen. Wie steht man als Jude zur Massentierhaltung? Worin unterscheidet sich der Geschmack von koscherem und nicht-koscherem Essen? Wie ist die jüdische Sicht auf ein Leben als Vegetarier oder Veganer? Fragen, die die Teilnehmer ihrem Stargast Tom Franz stellten.

Kaum jemand verkörpert die Liebe zum Judentum und zum Kochen so sehr wie der Masterchef-Gewinner. Nach seinem Triumph in einer der meistgesehenen Fernsehsendungen in Israel ist der Koch auch in seiner Heimat Deutschland zu einer bekannten Persönlichkeit geworden. Geboren und aufgewachsen in der Nähe von Köln, entdeckte er bei einem Schüleraustausch in Israel seine Liebe zum Land, den Leuten und zum Judentum.

Kochshow
Begeistert lauschten die Schabbaton-Teilnehmer der Biografie des Juristen, der sich schon in Deutschland koscher ernährte, bis er seinem inneren Wunsch nachgab, in Israel jüdisch zu werden. Dem schloss sich seine Teilnahme an der Sendung Masterchef an. Trotz aller Bedenken, dort als Deutscher mit koscheren Rezepten teilzunehmen, entschied er sich, auf den Rat seiner Frau zu hören und sich auf das Abenteuer einzulassen. Wie würden die Israelis auf ihn als Deutschen reagieren, fragte sich Franz. Alle Bedenken verschwanden, als er zum Publikumsliebling avancierte und sich im Finale der Kochshow gegen eine streng religiöse marokkanische Jüdin und eine israelische Araberin durchsetzte.

Nach Schabbat folgte das «absolute Highlight», eine Live-Vorführung mit dem Spitzenkoch persönlich. Dabei konnten sich die Teilnehmer selbst als Köche mit der Zubereitung israelischer und anderer Speisen versuchen. «Das war richtig toll!», freute sich Jan aus Mülheim an der Ruhr. «Ein Sternekoch zeigt, wie koscheres Essen auch etwas für Feinschmecker sein kann, was wirklich außergewöhnlich ist.» Selbst für diejenigen, die mit der koscheren Küche bereits gut vertraut sind, war der Schabbaton ein Gewinn, allein durch die schöne Atmosphäre und den Austausch von Rezepten.

«Es war sehr alltagsbezogen. Ich hatte viele Fragen zum Thema koscher und vegan, und alle wurden beantwortet! Man kann die Rezepte und Vorschläge gut anwenden», erzählt Teilnehmerin Lina aus Kaiserslautern, die mit dem Wochenende sichtlich zufrieden war.

Israel Abgesehen vom Hauptthema Essen hörten die Gäste Vorträge rund um das Alltagsleben in Israel, darüber, wie dort Start-ups gegründet werden, oder sie stellten Betrachtungen zum Judentum aus psychologischer Sicht an. Selbstverständlich gab es auch dieses Mal wieder eine Art Partnerbörse, weswegen das Team von BtJ-Match allen Interessenten während des gesamten Wochenendes mit Rat und Tat zur Seite stand. «Es ist gut, dass die Partnersuche ein Thema ist und man es offen ausspricht», findet Sergej aus Krefeld.

Auch die TED-Talks kamen bei den Teilnehmern gut an, insbesondere durch den Austausch von persönlichen Erfahrungen mit den Referenten. «Der Bogen von Tom Franz zum Judentum wurde geschlagen, und ich glaube schon, dass sich die Leute mehr mit dem Judentum beschäftigen werden», zieht Moderator Awi Blumenfeld sein Fazit.

Mehr als zufrieden waren auch die Organisatoren vom BtJ. «Das Interesse an Tom Franz, am Kochen, das war belebend und inspirierend. Dies ist eine spirituelle Erfahrung wie an Pessach», meint David Seldner.

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