Eine Million Euro an Spenden will eine Kampagne für die Familie des am Wochenende mit nur 43 Jahren verstorbenen Hannoveraner Chabad-Rabbiners Benjamin Wolff sammeln. Auf der Internet-Plattform Charidy.com läuft der Spendenaufruf »Wir lassen die Familie Wolff in Hannover nicht allein« – bislang mit großem Erfolg: Bis 9 Uhr am Donnerstagmorgen waren dort bereits mehr als 1,2 Millionen Euro eingegangen.
SOLIDARITÄT Ziel der Aktion ist es, Solidarität mit der Witwe des Verstorbenen, Shterna Wolff, sowie den acht kleinen Kindern des Paares zu zeigen und den Weiterbetrieb des Chabad-Hauses in der niedersächsischen Landeshauptstadt zu sichern.
Eine Million Euro zu erreichen, erscheint angesichts der bislang gezeigten Hilfsbereitschaft, vor allem aus der chassidischen Gemeinschaft, durchaus realistisch.
»Wir alle haben inständig für die vollständige Genesung von Rabbiner Benyamin gebeten, gebetet und geweint, trotzdem ist das Schlimmste von allem passiert«, heißt es auf der Kampagnenwebseite. »Rabbiner Wolff hat, gemeinsam mit seiner Familie, in Hannover eine lebendige jüdische Gemeinschaft aufgebaut, das Haus der Familie ist das Leuchtfeuer für alle Juden in Hannover und Umgebung, diese Mission muss fortgesetzt werden. Die Kinder von Rabbiner Wolff sollen nicht allein gelassen werden bei ihrer Aufgabe in Deutschland. Chassidim sind eine Familie!«
PAYPAL Zuvor waren schon via PayPal mehr als 36.000 Euro eingegangen; 492 Personen hatten sich dort beteiligt, viele von ihnen anonym. Einzelbeträge bis zu 500 Euro wurden gespendet, die meisten davon am Wochenende, nach dem Bekanntwerden der Todesnachricht.
Die PayPal-Kampagne war von Wolffs Frau Shterna Anfang April gestartet worden, als ihr Mann ernsthaft erkrankte und ins Krankenhaus eingeliefert werden musste. Neben Spenden via Charidy.com sind auch Direktüberweisungen auf das Konto des verstorbenen Rabbiners möglich.
»KEIN COVID-19« Wie Chabad Hannover mitteilte, war Rabbiner Wolff bereits Mitte April ins Klinikum der Medizinischen Hochschule Hannover eingeliefert und dort behandelt worden. Entgegen anders lautender Meldungen über eine Infektion mit dem Coronavirus hat es bei Rabbiner Wolff nach Angaben der Medizinischen Hochschule keinen positiven Nachweis auf eine Covid-19-Erkrankung gegeben.
Wolff gründete im Jahr 2005 das Bildungszentrum Chabad Lubawitsch Hannover. Seitdem setzte er sich mit Leidenschaft und Hingabe für die Stärkung der jüdischen Identität in Niedersachsens Landeshauptstadt ein. Er war außerdem langjähriges Mitglied der Orthodoxen Rabbinerkonferenz in Deutschland. (mit ppe)