David Barak war sichtlich beeindruckt: »Mein Respekt: Ich habe Performance gesehen!« Der berühmte Tänzer und Choreograf aus Israel gehörte der vierköpfigen Jury an, die bei den »EmunAwards« die Preise für die besten Tanz- und Gesangsdarbietungen vergeben sollte. Keine einfache Aufgabe für ihn und seine Kollegen Marat Schlafstein, Referent für Jugend und Gemeinden im Zentralrat, den Musiker Joseph Feinstein aus Berlin und die in London lebende Musikjournalistin Antonia Künzel.
Denn jeder Auftritt an diesem Abend war mitreißend und zeugte von großer Professionalität. Wie viel Arbeit und Selbstdisziplin, wie viele Stunden Training hinter dieser Talentshow stecken mochten, lässt sich nur erahnen. Dabei besuchen viele der jungen Künstler, die an diesem Abend ihr Publikum verzauberten, noch die Grundschule.
Wunder »Wonderland« – mit diesem Titel hatten die Schüler der I.E.-Lichtigfeld-Schule dieses Mal ihre Talentshow überschrieben. Vorbereitet und organisiert wird diese Veranstaltung in jedem Jahr von dem Verein »EmunaScheli«, der an der jüdischen Schule eine Ganztagsbetreuung mit pädagogischer Förderung und vielen Freizeitaktivitäten anbietet. »Es ist wirklich ein Wunder, was die Kinder wieder auf die Beine gestellt haben«, sagte Rahel Jovic, Leiterin von EmunaScheli. Und Schulleiterin Noga Hartmann ergänzte: »An dieser Schule mit diesen Kindern zu arbeiten, das ist an jedem Tag wie ›Wonderland‹!«
Doch so viel Scheinwerferlicht, Kunstnebel, Luftballons und Konfetti, so viel Glitzer und Theaterschminke dürften wohl normalerweise nicht auf dem Lehrplan stehen. Fantastische Wesen auf Stelzen staksten durch die ehrwürdige Aula, zwei Tänzerinnen in rosa Kostümen schmückten den Bühnenrand, ein Conférencier mit zerbeultem Riesenzylinder führte gemeinsam mit drei Schülerinnen souverän durchs Programm.
An diesem Abend war einfach jeder, der die Bühne betrat, ein Star und wurde vom Publikum mit Jubel und Applaus gefeiert. Selbst die Schuldirektorin schwang hoch über ihrem Kopf ein Leuchtband im Takt der Musik hin und her. Und auch Rabbiner Julian-Chaim Soussan, der ebenso wie sein Kollege Avichai Apel im Publikum saß, konnte nicht still sitzen und wippte mit der Fußspitze zu den heißen Beats. Kulturdezernent Marc Grünbaum freute sich sichtbar über die vielen Nachwuchstalente in seiner Gemeinde.
Hip-Hop Cover-Versionen von Hits aus den Charts, »Bay mir bistu sheyn«, der Evergreen der 20er-Jahre, fulminanter Funk, deutscher Hip-Hop und gefühlvolle Balladen – nichts wurde an diesem Abend ausgelassen, dazu Akrobatik, Modern Dance, klassisches Ballett und natürlich jede Menge Hip-Hop-Moves. Und als der aktuelle Party-Hit »Kol beseder Tudo bom« aus Tel Aviv erklang, sangen alle mit. Die Cheerleader auf der Bühne ließen dazu goldene Fäden durch die Luft wirbeln.
Doch dann betrat Jaycob in dunklem Anzug, den Hut tief in die Stirn gezogen, die Bühne, und es wurde still. Noch ist seine Stimme nicht so rau und tief wie die von Leonard Cohen, aber an Intensität und Ausdruck kann er mit dem großen Vorbild bereits mithalten. Seine Interpretation von »Hallelujah«, dem fast hymnischen Song des 2016 gestorbenen kanadischen Sängers, ging allen unter die Haut.
Doch am Ende kann es nicht nur Sieger geben, auch wenn Schulleiterin Hartmann meinte, alle hätten gewonnen, die diesen Abend miterleben konnten. Lange dauerte die Beratung der Jury, in der Aula stieg unterdessen die Spannung. Vier Awards wurden schließlich verliehen: Die Brüder Zeevi und Levi Raskin erhielten einen Preis für ihre Gesamtdarbietung. Sie hatten mit »Mode Ani« ein religiöses Lied gewählt und dieses mit viel Gefühl interpretiert.
Ausdruck In der Kategorie Tanz & Gesang wurden Jillian Janis und Symphony Gavrylenko mit ihrem »Uptown Funk« ausgezeichnet. Diana Bondarevskaya siegte in der Kategorie Tanz. Ihre Choreografie zu »Chandelier« im Stil des »Contemporary«, einer Mischung aus klassischem Ballett, Hip-Hop-Elementen, Akrobatik und Modern Dance, war meisterhaft und ausdrucksstark.
Der Hauptpreis für den besten Gesang ging an Kiara Fuchs und Thalia Shahidi: Die beiden Mädchen hatten das Stück »Havana« von Camila Cabello ausgewählt und mit viel Charme und Chuzpe aufgeführt, so als wären sie bereits routinierte Profis im Showbiz. Kein Wunder, dass sie die Herzen aller im Saal eroberten. Auch das von Juror Joseph Feinstein: »Ich hatte keine Ahnung, wie viel Talent in Frankfurt steckt«, sagte er. Der »Echo« ist, aus gutem Grund, Vergangenheit – es leben die EmunAwards!