Mit zwei Geschenken besuchte der Münchner Polizeichor Ende Juni die Kultusgemeinde: Zum einen begeisterte er das Publikum im Hubert-Burda-Saal mit einem beeindruckenden Konzert. Zugleich war die Veranstaltung eine Benefiz-Matinee zugunsten der gerade entstehenden Kinderkrippe der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern.
Der Polizeichor erwuchs aus der 1911 gegründeten »Sängerrunde der königlichen Schutzmannschaft«. Heute setzt sich der Chor nicht mehr ausschließlich aus Mitgliedern der Polizei zusammen und zählt zu den renommiertesten Laienmännerchören in Bayern. Die hohe Qualität, die man an diesem Sonntagvormittag im Gemeindesaal hörte, ist oberste Richtschnur des Chors, der seit den 70er-Jahren im In- und Ausland Konzerte gibt und von einem großen Förderkreis unterstützt wird.
Verdienste Seit 1987 leitet Max Eberl den Chor. Der frühere Musiklehrer und Dozent an der Staatlichen Hochschule für Musik in München hat langjährige Erfahrungen als Dirigent gesammelt, für seine Verdienste in diesem Bereich wurde er als Kulturpreisträger der Stadt Germering ausgezeichnet. Unter seiner Leitung bietet der Chor der Polizei München ein breites Spektrum an musikalischer Vielfalt und ist in zahlreichen unterschiedlichen Stilrichtungen beheimatet.
Aus diesem umfangreichen Repertoire wurde auch das Programm für den Auftritt in der IKG zusammengestellt. Neben dem Gesangsprogramm traten der israelische Geiger Mark Tiktiner und die aus Moskau stammende Pianistin Olga Salogina mit Stücken von Ludwig van Beethoven und Henryk Wieniawski auf. Überzeugend war dabei die Mischung aus religiösen Themen wie dem von Beethoven vertonten Gellert-Text Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre, Spirituals und Weisen aus einem internationalen Repertoire.
Präsidentin Charlotte Knobloch gehört schon lange zu den, wie sie in ihrer Begrüßungsrede sagte, »großen Fans dieses wunderbaren Männerchors – um nicht zu sagen, zu den ›Groupies‹«. Noch heute erinnert sie sich voller Freude an das überraschende Geburtstagsständchen, das der Chor ihr vor einiger Zeit gesungen hatte.
berührend Neben der Begeisterung für die Musik war es Knobloch aber auch ein Anliegen, über das ebenso gute wie besondere Verhältnis zwischen der Polizei in München und der Israelitischen Kultusgemeinde zu sprechen. »Dieses Verhältnis berührt mein Herz«, bekannte Knobloch. »Wer noch wie ich die Zeit der Verfolgung hautnah erlebt hat, wer sich noch ganz genau an die blanke, kalte und existenzielle Angst vor deutschen Uniformierten erinnern kann, für den grenzt es an ein Wunder, dass wir heute und hier eine so gute, so herzliche und in Freundschaft verbundene Partnerschaft pflegen.«
Die Bayerische Polizei mit ihren Münchner Beamtinnen und Beamten stünden fest und verlässlich an der Seite der Gemeinde, so Knobloch. »Der Schutz der jüdischen Menschen und Einrichtungen ist ihnen nicht nur eine Verpflichtung – sondern eine Herzensangelegenheit.«
Sie erinnerte im Anschluss an die Beteiligung der Polizei auf Festen des Gemeinde-Kindergartens oder der Schule mit Spielen und Infoständen: »Es ist schön, zu erleben, mit wie viel Spaß und Liebenswürdigkeit Ihre Kolleginnen und Kollegen auf die Kinder zugehen«, befand sie. »Und mir geht das Herz auf, wenn ich sehe, wie viel Freude und Interesse Ihnen die Kinder entgegenbringen – ohne Vorbehalte, ohne jene Angst, die ich in diesem Alter leider haben musste.« Was den Chor betreffe, so habe gerade dieser es sich zur Aufgabe gemacht, unter dem Motto »Guter Ton verbindet« auf heitere und sympathische Art Brücken zwischen Polizei und Bürgern zu bauen.
Freude Charlotte Knobloch ging auch auf die Bedeutung der Benefiz-Aktion ein: »Dass Sie heute hier sind, um für die Zukunft unserer jüdischen Gemeinde – für unsere Kleinsten nämlich, unsere Kinder – zu singen, das ist schon eine bemerkenswerte Geste der Verbundenheit. Darüber freue ich mich ganz besonders und darf Ihnen meinen und unseren tief empfunden Dank aussprechen.«
Ihr Dank galt zudem allen Anwesenden, die mit ihrem Besuch einen Beitrag zur Realisierung dieser Einrichtung geleistet hatten. Die Kinderkrippe wird voraussichtlich ab Frühjahr 2014 jüdischen wie nicht-jüdischen Kindern offen stehen.
Was Charlotte Knobloch als einen weiteren Meilenstein für die Etablierung der jüdischen Gemeinschaft in München und Bayern bezeichnet hatte, unterstrich in seiner kurzen Ansprache auch der erste Vorsitzende des Chors, Polizeihauptkommissar Michael Fischer. Konflikte, die sich aus unterschiedlichen kulturellen Situationen entwickelten, seien im Erwachsenenalter meist schwer zu lösen, unterstrich Fischer. Umso wichtiger sei es, dass insbesondere Kinder andere Traditionen kennenlernten. Deshalb sei es dem Chor eine große Freude, mit dem Konzert einen Beitrag für ein friedliches Miteinander zu leisten.
Dieses Offensein hatte der Chor mit einem im Programm nicht angekündigten Überraschungspart noch einmal unterstrichen: Mit Schalom Chawerim begeisterten die Sänger das Publikum. Gemeinsam klang der Vormittag dann bei einem kleinen Empfang aus.