Die Konferenz Digital, Life, Design (DLD) hat in der vergangenen Woche auch Tel Avivs Oberbürgermeister Ron Huldai nach München gebracht. Am Donnerstag standen für den 68-Jährigen noch zwei weitere Termine auf dem Programm: Er gedachte der Opfer des Olympia-Attentats, und er war zu Gast bei Präsidentin Charlotte Knobloch im Jüdischen Zentrum am Jakobsplatz.
Die DLD beschäftigt sich mit der Transformation von Märkten, Medien, Kultur und Gesellschaft durch das Internet und hat sich zu einem inernationalen Netzwerk entwickelt.
Zu den internationalen Veranstaltungsorten zählt neben München auch Tel Aviv. Doch das ist nicht der einzige Grund für den Besuch von Huldai. Tel Aviv und München gehören zu den Standorten auf der Welt, die für technische Entwicklungen von hoher Bedeutung sind.
Das Chairmen & Speaker Dinner im Jüdischen Gemeindezentrum zählte zu den Höhepunkten der Veranstaltung. Vor dem Besuch in der IKG hatte Ron Huldai am Ort des Anschlags von 1972 mit dem israelischen Generalkonsul Tibor Shalev Schlosser einen Kranz zum Gedenken an die Opfer des Olympia-Attentats niedergelegt.
Ehrendoktor Dabei hob er die Wichtigkeit der Erinnerung an die israelischen Sportler hervor, die vor 40 Jahren von palästinensischen Terroristen ermordet worden waren. Dass Huldai auch Charlotte Knobloch besuchte, war für ihn eine Selbstverständlichkeit.
Die beiden haben sich im Sommer 2009 kennen- und schätzengelernt, als beiden die Ehrendoktorwürde der Universität Tel Aviv verliehen wurde. Bei dem Gespräch im Büro der Präsidentin war auch Samy Gleitman anwesend, der Vorsitzende von TAMAD, der deutschen Freunde des Tel Aviv Museums of Art, die den im Herbst eröffneten Neubau ihrer Galerie des Museums ermöglichten.
Huldai berichtete von den Erfolgen, die Tel Aviv in vielerlei Hinsicht vorweisen kann, wie er es auch schon bei der DLD- Konferenz getan hatte. Neben der Technologie kann seine Stadt auch als grüne Stadt punkten – nicht nur mit mehr als 220.000 Bäumen. Vergangenheit und Gegenwart vereinen sich in Tel Aviv, das mit seinen Häusern im Bauhausstil den Weltkulturerbe-Status der Vereinten Nationen hat.
Huldai freut sich auch über die Tatsache, dass in seiner Stadt Pluralismus und Toleranz zu Hause sind – zwischen Arabern und Juden, zwischen Religiösen und Säkularen, zwischen Israelis und Ausländern. Was besonders bedeutsam sei, ist die Kreativität der Stadt, die Tel Aviv zu einem perfekten Platz für Start-ups macht.
In seinem Vortrag hatte er davon gesprochen, dass die Familien, die vor 100 Jahren nach Tel Aviv kamen, in den Sanddünen und einem Ort ohne Wasser von einer Stadt mit Gärten träumten, von einem zukunftsweisenden Ort. Sie hätten eine Vision gehabt und sich nicht von der vorgefundenen Realität beirren lassen. Dieser Geist lebe weiter fort. Im vergangenen Jahr seien 25.000 neue Jobs geschaffen worden. Im vergangenen Jahrzehnt wurden 5.000 Millionen Dollar in kulturelle Projekte investiert.
Start up Huldai, geboren und aufgewachsen in einem Kibbuz, ging als junger Mann zur israelischen Luftwaffe. Nach 26 Jahren wurde er als Brigadegeneral verabschiedet. Der Traum seiner Eltern von einer guten Gesellschaft lebte in ihm. Mit diesem wurde er schließlich Oberbürgermeister Tel Avivs, einer Stadt mit einer ganz besonderen Rolle in Israel. Die Stadt pflegt ihre Kultur, unterstützt Kreative und legt großen Wert darauf, Zentrum von Pluralismus und Toleranz in Israel zu sein.
Was das Thema der DLD-Konferenz betrifft, steht Tel Aviv gut da. Es ist ein Zentrum für Technologie, Forschung und Entwicklung. Es gibt mehr als 600 Start Ups. Und ambitionierte Ziele – zum Beispiel auch für europäische Unternehmer eine Start-up-Stadt zu sein. Tel Aviv soll eine Art Silicon Valley in der europäischen Region werden – mit akademischen Programmen und verschiedenen Initiativen.
Auch Charlotte Knobloch engagiert sich bei der Förderung junger Menschen, zum Beispiel in verschiedenen Stiftungen. Bei so vielen Plänen und so viel Engagement der beiden Ehrendoktores der Tel Aviv Universität war die Zeit für das Treffen viel zu kurz bemessen.
Eines aber wurde klar: Das Versprechen, das Ron Huldai vor drei Jahren bei der Ehrenpromotion im Namen aller Ausgezeichneten abgab, gilt für ihn und Charlotte Knobloch nach wie vor: Sie sehen die Ehrung auch weiterhin als Ansporn für die Zukunft.