Am 14. Februar ist Margarita Borisovna Kotikovskaja sel. A. gestorben – Veteranin und Invalidin des Großen Vaterländischen Krieges, Oberst der Miliz i. R., Mitglied unserer Gemeinde. Bei der Beerdigung auf dem Friedhof an der Garchinger Straße zollte ihr IKG-Präsidentin Charlotte Knobloch am Grab großen Respekt: »Seit ich sie in Hebertshausen kennengelernt habe, war sie für mich nicht nur dem Namen nach, sondern in ihrer sehr liebevollen Art die Generalin.« Margarita Borisovna Kotikovskaja sel. A. war immer bei den Gedenkfeiern auf dem ehemaligen SS-Schießplatz, auf dem ab 1941 sowjetische Kriegsgefangene ermordet worden sind.
heimat Charlotte Knobloch hatte Margarita Borisovna Kotikovskaja sel. A. noch zwei Tage vor deren Tod im Krankenhaus besucht. Auch davon sprach sie: »Wir haben uns sehr lebhaft über die Zukunft unterhalten, sie hatte noch viele Pläne. Umso mehr war ich dann von ihrem plötzlichen Ableben geschockt. Sie war für alle ein Vorbild, vor allem auch, weil sie vorgelebt hat, wie man sich in das hiesige Leben integrieren kann und trotzdem seine Kultur und seine Heimatliebe erhält.«
Margarita Borisovna Kotikovskaia sel. A., geboren am 20. Juli 1919 in St. Petersburg, haben ihre Freunde und Wegbegleiter, die wie sie aus der russischen Heimat nach München gekommen sind, folgende Abschiedsworte gewidmet:
»Im 92. Lebensjahr verstarb Margarita Borisovna Kotikovskaja sel. A. Das Leben dieser tapferen Frau ist wahrlich heldenhaft gewesen. Hier sind die wichtigsten Abschnitte ihres Lebens: Gleich nach Beendigung des Leningrader juristischen Institutes im Jahre 1941 ging Margarita Borisovna als Freiwillige an die Front. An der äußersten Verteidigungslinie Leningrads überstand sie alle 900 Tage der Blockade der Stadt. Sie wurde mit vielen Orden und Medaillen ausgezeichnet. In Sankt Petersburg ist sie auf dem Denkmal für die Verteidiger Leningrads verewigt. 1945 gehörte Margarita Borisovna sel. A. der sowjetischen Delegation auf dem Nürnberger Prozess als öffentlicher Ankläger an.
diplomatie In den Nachkriegsjahren, in denen sie als Ermittlerin der Militärstaatsanwaltschaft des NKWD im Innenministerium in Leningrad tätig war, klärte sie viele strafrechtliche Fälle auf. Einige der schwierigsten und bekanntesten fanden Eingang in juristische Lehrbücher. Während ihrer letzten Jahre in München war Margarita Borisovna sel. A. ständige bevollmächtigte Repräsentantin des Internationalen Komitees für Zivildiplomatie sowie des Internationalen Fonds humanitärer Initiativen in München.
Seit Gründung des Deutsch-Russischen Zentrums der Zivildiplomatie im Mai 2002 in Berlin war sie dessen Mitvorsitzende. Mit Hilfe von engagierten Wegbegleitern konnte sie die Namen Hunderter sowjetischer Soldaten und Offiziere ermitteln, die in Dachau und anderen Todeslagern zu Tode gefoltert und erschossen wurden.
Dank der von ihr gesammelten Dokumente fand für Verwandte vieler verstorbener Soldaten die quälende Ungewissheit über das Schicksal ihrer Nächsten ihr Ende. Sie erfuhren dadurch auch deren letzte Ruhestätten. Für die jetzigen und die künftigen Generationen ist dies eine neue Warnung vor der faschistischen Bedrohung, die mitnichten der Vergangenheit angehört.
Es ist an dieser Stelle angebracht zu sagen, dass eine derart heroische Tätigkeit von Margarita Borisovna sel. A. Energie und Geisteskraft in einem enormen Ausmaß gefordert hat. Diese in ihrem Alter und bei ihrem Gesundheitszustand aufgebracht zu haben, kommt ebenfalls einer Heldentat gleich. Sie lebte in München alleine, aber nie einsam. Sie wurde besucht und umsorgt von Freiwilligen und Mitarbeitern der Sozialabteilung der Gemeinde, von Angestellten des Generalkonsulates der Russischen Föderation. Mit vielen gesellschaftlichen Organisationen Deutschlands und Russlands führte sie einen intensiven Briefwechsel.
Wir, nahe Bekannte und Freunde von Margarita Borisovna sel. A., betrauern ihren Tod. Lichtes Andenken an Margarita Borisovna verbleibt in den Herzen derer, die sie kannten.«