Der traditionellen Abschlussfeier der Sinai-Grundschule am Ende eines Schuljahres haftet auch immer etwas Wehmut an. Für die Schüler, die die vierte Klasse hinter sich gebracht haben und sich oft schon seit dem Kindergarten kennen, ist es ein endgültiger schulischer Abschied von der IKG. So auch am Donnerstag vergangener Woche: Bei dem Fest wurden an diesem Tag 49 Kinder verabschiedet.
Schulleiterin Anja Weigand-Hartmann hatte in diesem Jahr nicht nur die Eltern und Familienangehörigen des Abschlussjahrgangs zu der Feier eingeladen, sondern auch die Eltern aller 185 Schüler, die die Sinai-Grundschule im Gemeindezentrum am Jakobsplatz derzeit besuchen. Deshalb fand die Veranstaltung auch im großen Hubert-Burda-Saal statt, was sich als weiser Entschluss herausstellte. »Viel Platz war nicht mehr«, freute sich Anja Weigand-Hartmann über die große Resonanz.
pflanzen Die Schulleiterin, die die Aufgabe in der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern vor zwei Jahren übernommen hat, verglich die Schule in ihrer kurzen Rede mit einem Garten und die Kinder mit Pflanzen. »Manche Pflanzen brauchen mehr Pflege und Zuneigung als andere, aber jede einzelne Pflanze findet ihren Platz im Garten, an dem sie sich wohlfühlt«, sagte sie.
Damit liegt sie auf einer Linie mit der allgemeinen pädagogischen Ausrichtung der Schule. In ihren Grundsätzen heißt es: »Gemäß dem traditionellen jüdischen Erziehungsprinzip ›Erziehe das Kind nach seinen Fähigkeiten‹ soll jedes Kind seine individuellen Begabungen entdecken und mit unserer Hilfe weiterentwickeln.«
Applaus Überraschende Fähigkeiten zeigten bei der Abschlussfeier aber nicht nur die Kinder, die mit ihren musikalischen Einlagen ebenso begeisterten wie lang anhaltenden Applaus einheimsten, sondern auch das Lehrerkollegium und die übrigen Mitarbeiter der Schule. Letztere traten zum Abschied als Chor mit dem passenden Titel »Flieg’ los, mein kleiner Vogel« auf. Zensuren wurden dafür jedoch nicht verteilt.
Das Verteilen von Gebetbüchern hingegen war die Aufgabe von Marcus Schroll, der für das jüdische Erziehungswesen der IKG und die andere Hälfte des dualen Schulleitungs-Prinzips verantwortlich ist. Er überreichte jedem der Schulabgänger einen Siddur, der zum einen Ratgeber fürs Leben sein, auf der anderen Seite aber auch die Erinnerung an die Sinai-Schule wachhalten soll.