Wenn Diana Schnabel beim WIZO-Basar in der Jüdischen Gemeinde Darmstadt von »dem Haus« in Eilat spricht, dann taucht der offizielle Name »Auguste & Robert Meder House« nicht auf. Die WIZO-Deutschland-Präsidentin nennt es auch gern die »Villa Meder« oder spricht von der »Villa Kunterbunt«.
Sei es Strom und Wasser, seien es die Gehälter fürs Personal oder die Instandhaltungskosten: Ohne die Spenden der WIZO-Frauen aus Deutschland könne die Arbeit in Eilat nicht so erfolgreich sein, meint Aviva Steinitz, Vorsitzende der WIZO-Gruppe Darmstadt. Sie zählt auf, was in der Villa Meder so alles angeboten wird: psychologische Betreuung, Mittagessen, Hausaufgabenhilfe und Beratung. Auf diese Einrichtung, in die sie jederzeit gehen können, werden die Mädchen entweder durch Mundpropaganda oder durch das Sozialamt aufmerksam gemacht.
Zuletzt war Diana Schnabel im Oktober in der südisraelischen Stadt, um sich vor Ort ein Bild von der Situation zu machen. Besucht hat sie die Villa Meder in Begleitung der Pfarrerin Gabriele Zander, Vorsitzende des Evangelischen Arbeitskreises (AK) Kirche und Israel in Hessen und Nassau. Der AK ist seit Eröffnung vor vier Jahren auch Förderer der Einrichtung, in der Mädchen im Alter von 13 bis 18 Jahren betreut werden.
Förderung Zander hat sich selbst davon überzeugt, »dass es ein sehr unterstützenswertes Projekt« ist. Dort herrsche eine heimische Atmosphäre, das Haus strahle Wärme aus und biete Geborgenheit, berichtet Zander. »Gerade für Mädchen aus schwierigen Familienverhältnissen und in Umbruchphasen wie der Pubertät ist es eine wichtige Anlaufstelle«, betont die Pfarrerin. Und daher hat sie sich dafür eingesetzt, dass die Villa Meder AK-Jahresprojekt geworden ist und somit in diesem Jahr mehr als die bislang jährliche Spende von 10.000 Euro nach Eilat überwiesen werden kann.
Auch die WIZO-Frauen werden demnächst Geld nach Eilat überweisen, Dank ihres inzwischen traditionellen Basars am Muttertag. Noch vor der offiziellen Eröffnung schlenderten am Muttertag etliche Besucher an den Ständen entlang, die in den Gängen des Gemeindezentrums aufgebaut waren.
Second-Hand-Kindersachen, Kosmetika, Damen- und Herrengarderobe, Schmuck, Spielzeug und Nippes. Wer nicht kaufen, sondern nur schlemmen wollte, kam ebenfalls auf seine Kosten: Dafür sorgte unter anderem Sevi Nahmani, den Diana Schnabel als einen der »Joker-Männer« vorstellte. Nahmani, pensionierter Autohändler und Hobbykoch, versorgte die Gäste.
Werbung Kaufen, essen und trinken für den guten Zweck: Unter dieses Motto stellten Aviva Steinitz und Moritz Neumann als Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Darmstadt den WIZO-Basar. »Es ist das Ziel der Veranstalter, dass am Abend alles ratzekahl weggekauft ist. Dafür sind Sie verantwortlich, tun Sie also Ihr Bestes!«, appellierte Neumann an die Besucher.
Auf einen anderen Aspekt machte Darmstadts Oberbürgermeister Jochen Partsch aufmerksam. Als Schirmherr wies er darauf hin, dass der WIZO-Basar auch ein Tag der offenen Tür sei. Vielen Bürgern biete er die Möglichkeit, »etwas über die wachsende und lebendige jüdische Gemeinde in unserer Stadt zu erfahren«. Partsch nutzte die Rede für eine persönliche Positionierung und erklärte, dass die Solidarität mit Israel nicht nur Staatsräson, sondern auch eine Herzensangelegenheit sein sollte.
Und mit einem als Wunsch formulierten Appell wandte er sich an die Mitglieder der Gemeinde: »Ich bin froh, dass die jüdische Gemeinde in Darmstadt wächst; ich wünsche mir, dass sie sich mehr in das politische und gesellschaftliche Leben unserer Stadt einbringt.« Moritz Neumann dankte dem OB für dessen Ansprache, die – wie er betonte – keine »übliche Sonntagsrede« gewesen sei.