Abschied

»Sein Einsatz ist unvergessen«

Er war ein Mann der Tat: Abraham Scher sel. A. Foto: ikg

»Lieber Abraham Scher, sichrono Livracha, in tiefer Trauer, aber voller Hochachtung und Respekt stehen wir vor Dir und Deiner Lebensleistung.« Mit diesen Worten verabschiedete sich Präsidentin Charlotte Knobloch auf dem Friedhof in der Garchinger Straße von dem langjährigen Vorstandsmitglied der Israelitischen Kultusgemeinde.

Als Freund und wichtiger Ratgeber hat er sich im Vorstand und dem Präsidium der Kultusgemeinde engagiert. Knobloch erinnerte: »Seinen Ideen und seinen Anträgen, die Ausdruck seiner religiösen Überzeugungen der Mitmenschlichkeit und Nächstenliebe waren, folgten wir stets ehrfürchtig und aufmerksam. Für sein unbeirrbares Engagement für die Gemeinde und ihre Mitglieder gereicht ihm bis heute höchster Respekt und größte Anerkennung zur Ehre.

Sein Einsatz bleibt unvergessen. Das gilt besonders für sein unermüdliches Wirken in den Jahren der Zuwanderungswellen nach 1989. Die Einwanderung der russischen Juden erfüllte ihn mit großer Freude. Begeistert konnte er auf seinen breit gefächerten Fundus an Sprachen zurückgreifen, den er sich einst in den unterschiedlichen Herkunftsländern der Zuwanderer angeeignet hatte.

mentalität Er war aufs Beste mit den verschiedenen Mentalitäten vertraut. War er doch selbst in jungen Jahren geprägt worden von einer Vielzahl an unterschiedlichen Kulturen, Landschaften Eindrücken und Völkern. Mit seiner Offenheit und der ansteckenden Euphorie half er der Kultusgemeinde in einer entscheidenden Phase wesentlich bei der Bewältigung ihrer vielen und vielschichtigen neuen Herausforderungen. Dank seiner Menschlichkeit und Empathie bauten viele Neuzuwanderer von Anfang an ein tiefes und dauerhaftes Vertrauensverhältnis zu ihm auf. Seine starke sozial-emotionale Kompetenz ließ ihn ihre spezielle Situation besser und schneller verstehen als viele andere. Wie kaum ein Zweiter setzte er sich für die Belange der Neuzuwanderer ein.«

Knobloch bezeichnete den Verstorbenen als »Glücksfall auch für dieses Land, für München, für die Israelitische Kultusgemeinde, für uns alle. Denn es waren und sind Menschen wie er, deren Leben unser Leben bereichert, weil sie es mit uns teilen und uns an ihrem reichen Erlebnis- und Erfahrungsschatz teilhaben lassen.« Sie charakterisierte ihn als herzensgut, liebevoll und klug: »Abraham Scher spürte, wie sich sein Gegenüber gerade fühlte, und er hatte die Gabe, sich darauf einzulassen und exakt das zu sagen oder zu tun, was derjenige brauchte. Wir verneigen uns vor einem großartigen, vorbildlichen Menschen.«

Tatkraft Der langjährige Gemeinderabbiner Steven Langnas dankte in seiner Trauerrede auf Abraham Scher sel. A. »für seine langen Jahre unter uns, für die Spuren der Liebe, Tatkraft und Hingabe, die er uns hinterlassen hat. Abraham Scher sel. A. war stolz, ein Levi zu sein. Er verkörperte die traditionellen Charaktereigenschaften, für die die Leviim bekannt sind. Entschlossenheit und Eifer. Mut und Bescheidenheit, Loyalität und Liebenswürdigkeit.«

Rabbiner Langnas würdigte Leben und Charakter des Verstorbenen: »Nachdem Herr Scher von seinem großbürgerlichen Elternhaus in Herubiezow, Polen, weggerissen wurde, ließ er sich nicht unterkriegen. Weder der Horror des Holocaust noch die Hölle des Gulags konnten seine Entschlossenheit, zu überleben, schwächen. Der Eifer, der ihn motivierte, weiterzuleben, trotz aller Schicksalsschläge, war in ihm, als er 1955 nach München kam, um eine neuen Existenz aufzubauen und eine Familie zu gründen. Diesen Eifer zeigte er auch, wenn es um ein Prinzip oder eine Überzeugung ging. Er war bereit, auf die Barrikaden zu gehen für die Prinzipien, Dinge und Menschen, die ihm wichtig waren. Selten habe ich so eine Zivilcourage erlebt wie bei Herrn Scher.

loyalität In äußerst heiklen politischen Situationen zögerte er nicht, aufzustehen und seine Meinung zu sagen – auch in Situationen, in denen er wusste, dass er der Einzige war, der so dachte. Dabei ging es bei den Äußerungen von Herrn Scher nicht nur um Kritik, sondern oft um Lob und Annerkennung. Er zeigte seine Loyalität in Bezug auf das Judentum, den Staat Israel und unsere Gemeinde. Auf alle drei war er sehr stolz! Auch wenn er seinen eigenen, individuellen Zugang zum lieben G’tt und den Mizwot hatte, scheute er nie zu sagen, dass unsere Gemeinde ein gesetztreues und gleichzeitig weltoffenes Judentum nach außen vertreten muss. Die Anwesenheit und das Engagement von Joram, Nathalie und ihren Kindern in unserem Gemeindeleben sind sein Beitrag, zusammen mit seiner wunderbaren Frau, für jüdische Kontinuität in unsere Mitte.«

Langnas schloss mit den Worten: »Er ist aus unserem Kreis geschieden, aus unserem Herzen jedoch nie. Möge seine Neschama Ruhe finden. Wir werden ihn nicht vergessen.«

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