München

Schritt ins Erwachsenenleben

Erstmals weit weg von zu Hause: die Jugendlichen aus Israel bei ihrem Besuch in München Foto: Michael Graber

Einmal im Jahr organisiert die israelische Hinterbliebenenorganisation »IDF Widows & Orphans« in Kooperation mit der Europäischen Janusz Korczak Akademie (EJKA) das »Europe Leadership Seminar«. Jugendliche im Alter von 16 bis 18 Jahren sollen auf dieser Plattform einerseits ihre jüdisch-israelische Identität erforschen, andererseits Führungskompetenzen erlangen. Gerade ist ihr Besuch in München zu Ende gegangen.

Das Programm, das sich den Teilnehmern des Seminars bot, war vielschichtig und abwechslungsreich. Ein Besuch des NS-Dokumentationszentrums und des erst seit wenigen Monaten bestehenden Denkmals für die Opfer des Olympia-Attentats gehörten ebenso dazu wie ein Meinungsaustausch mit Politikern im Rathaus, Beamten des israelischen Generalkonsulats und IKG-Präsidentin Charlotte Knobloch. Neben all den offiziellen Terminen blieb aber auch noch genug Zeit für Kontakte mit jungen Juden aus Bayern.

Libanonkrieg Zu den jugendlichen Gästen aus Israel gehörte auch die 16-jährige Ziv Chova, die dank der Unterstützung der Europäischen Janusz Korczak Akademie und der »Nicolaidis YoungWings Stiftung« am Europe Leadership Seminar teilnehmen konnten. Ziv war fünf Jahre alt, als ihr Vater, Hubschrauberpilot in der israelischen Armee, im zweiten Libanonkrieg ums Leben kam.

Mit Jugendlichen, die ein ähnliches Schicksal mit ihr teilen, kann sie sich in der »IDF Widows & Orphans«-Organisation austauschen. »Hier kann ich mit anderen offen über das Thema reden, ohne dass ich mitleidig angeschaut werde«, sagt Ziv. Was ihr jedoch noch wichtiger ist: »Ich muss nicht jedes Mal weinen, wenn ich darüber rede. Das habe ich hier gelernt.«

Für viele der jugendlichen Seminarteilnehmer war es besonders aufregend, erstmals weit weg von zu Hause eine fremde Großstadt zu erkunden. Ziv Chova kommt aus dem kleinen Ort Herut nördlich von Tel Aviv. Seine Bilanz des Besuchs: »Ich habe noch nie so viel Freiheit und Unabhängigkeit erfahren können. In Herut muss ich jedes Mal meine Mutter fragen, ob sie mich irgendwo hinfahren kann.«

unterstützung Für die Korczak-Akademie, die drei namensgleiche Häuser in München, Berlin und Duisburg betreibt, war es eine ehrenvolle Aufgabe, die israelischen Waisen in Deutschland willkommen zu heißen. »Als jüdische Organisation, die sich für junge Menschen engagiert, mussten wir natürlich nicht lange nachdenken, ob wir uns um die israelischen Jugendlichen kümmern möchten«, sagt EJKA-Präsidentin Eva Haller. »Dieses Seminar ist ein wichtiger Moment auf dem Weg ins Erwachsenenleben, den wir gerne unterstützen.«

Kooperationspartner war 2017 die »Nicolaidis YoungWings Stiftung« aus München, die trauernden Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen bis zum Alter von 49 Jahren langfristige und nachhaltige Hilfe anbietet. Bereits 2016 organisierten die Europäische Janusz Korczak Akademie und die »IDF Widows & Orphans«-Organisation ein Seminar, das in Prag, München, Wien und Venedig stattfand.

Frankfurt/Main

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