Die Geschichte der Jüdischen Filmtage München ist noch jung. Zum sechsten Mal findet die anerkannte mehrwöchige Veranstaltung statt – und doch gehört sie schon jetzt zu den alljährlichen cineastischen Highlights der Stadt. Bis zum 8. Februar dauert diesmal das Programm, das bewusst breit gefächert ist und mit der mehrfach ausgezeichneten Geheimdienstdokumentation The Green Prince gleich zu Beginn am Mittwoch dieser Woche ein Ausrufezeichen setzte.
Die Leiterin des IKG-Kulturzentrums, Ellen Presser, ist auch die Organisatorin der Jüdischen Filmtage am Jakobsplatz. Ihr Anspruch geht weit über das bloße Zeigen von Filmen hinaus. Gespräche und Diskussionen mit Filmemachern und Darstellern sind in das Gesamtprogramm eingebettet und sollen zur Aufhellung von Hintergründen dienen.
Den »roten Faden«, der sich durch die Filmtage 2015 zieht, beschreibt Ellen Presser mit Blick auf das Ende des NS-Regimes so: »Ganz vieles hat diesmal etwas mit der Schoa oder den sich daraus ergebenden Folgen zu tun.«
reise Die rührige Kulturchefin der IKG hatte schon immer ein Faible für das Kino und nahm einzelne Produktionen immer wieder mit in das Programm auf. Die weiterführende Idee, mit den Filmtagen gleich einen kulturellen Schwerpunkt im Jüdischen Gemeindezentrum zu setzen, hatte Präsidentin Charlotte Knobloch.
Die Präsidentin freut sich auch in diesem Jahr auf das internationale Programm »filmischer Kostbarkeiten«, auf Gespräche mit Filmschaffenden und die Ausstellung im Gemeindezentrum am Jakobsplatz. Den Besuchern wünscht Charlotte Knobloch »eine anregende, bewegende und berührende Reise« in die jüdische (Film)-Welt.
Dass die Besucher der Jüdischen Filmtage auf ein »ebenso interessantes wie abwechslungsreiches Filmangebot« stoßen, davon ist auch Münchens Kulturreferent Hans-Georg Küppers überzeugt. Er bezeichnet das dreiwöchige Filmereignis als »guten Auftakt für das Jahr 2015, in dem wir das 200-jährige Bestehen der Jüdischen Gemeinde in München und deren Wiedergründung nach der NS-Schreckensherrschaft vor 70 Jahren feiern können«.
Wie bei Charlotte Knobloch ist seine Vorfreude auf die Filme sehr groß. »Ein guter Film«, erklärt Küppers, »soll die Emotion ansprechen, aber er kann auch eine wichtige Aufklärungsfunktion erfüllen. Bereits zum sechsten Mal veranstaltet das Kulturzentrum der Israelitischen Kultusgemeinde die Jüdischen Filmtage, bei denen genau dieses breit gefächerte Spektrum filmischer Darstellungsweisen gezeigt wird.«
abbild Zum Programm gehört auch ein »bitteres Kapitel«, wie Charlotte Knobloch die Rolle der Judenräte in der NS-Diktatur beschreibt. Das zwiespältige Verhalten des Rabbiners Benjamin Murmelstein, der im Ghetto Theresienstadt als »Judenältester« eingesetzt war, wird in Claude Lanzmanns Film Der letzte der Ungerechten thematisiert. Knobloch spricht von einem »einzigartigen Filmdokument«.
Damit dürfte sie dem Kulturreferenten hinsichtlich der Bedeutung des Mediums Film auch ganz generell aus der Seele sprechen. »Der Film ist und bleibt das universale Medium unserer Zeit«, betont Küppers. »Ob als Fiktion wie im Spielfilm oder als Abbild der Geschichte früherer Epochen und der politischen, gesellschaftlichen und sozialen Realität im Dokumentarfilm.«
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