Für ein kluges und würdiges Gesamtkonzept zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus will sich der neu gegründete Verein »Respect & Remember« einsetzen.
Als ersten Schritt fordern die Initiatoren um Gabriella Meros mehr Transparenz und einen öffentlichen Wettbewerb von Künstlern bei der Gestaltung eines zentralen Namensdenkmals und der Errichtung von Stelen vor Wohnhäusern. Derzeit versucht die Stadt München, einen geeigneten Künstler in einem nicht öffentlichen Wettbewerb zu finden.
würdig Bei der Vorstellung des neuen Vereins am vergangenen Freitag beschrieb Gabriella Meros dessen grundsätzliches Ziel: »Der Verein Respect & Remember will würdige Gedenkprojekte anstoßen, unterstützen, fördern und realisieren. Projekte, die für die nächsten Generationen unmissverständlich deutlich erfahrbar und spürbar sind. Wir arbeiten mit Menschen mit unterschiedlichstem Background und mit unterschiedlichen Institutionen zusammen, wir arbeiten interdisziplinär: mit Künstlern, Soziologen, Wissenschaftlern, Psychologen, Autoren, Gedenkstätten.«
Gerade heute, an der Schwelle zu einer Zeit ohne Zeitzeugen, müsse Gedenken vor allem etwas Aktives sein, um junge Menschen zu erreichen, erklärte Meros – und fügte hinzu: »Wir müssen Inhalte finden, über die man in der Gesellschaft diskutiert. Information und Emotion müssen Hand in Hand gehen. Diese Verbindung kann das Unbegreifliche erfahrbar machen und verdeutlichen, was der Holocaust bedeutet und welche Wirkungen er auf unser Hier und Jetzt hat.« Gerade wegen dieser sensiblen Ausgangslage sei es ihrer Ansicht nach aber auch unerlässlich, dass die Stadt München nicht im Stillen agiere, sondern einen möglichst breiten öffentlichen Diskurs zulässt.
Für ein völlig ungeeignetes Projekt der Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus hält der Verein »Respect & Remember« die Verlegung von Stolpersteinen. »Diese Steine sind die Guillotine des Gedenkens. Sie kappen allem nachhaltigen, würdevollen Erinnern die Lebensader. Es muss Schluss sein mit den Fußtritten gegen die Opfer«, findet Meros.
Stolpersteine Im Gegensatz zu anderen Städten hat der Münchner Stadtrat im Juli letzten Jahres nach vorausgegangenen und lange anhaltenden Diskussionen in der Öffentlichkeit die Stolpersteine verboten. Das sei richtig gewesen, ist Meros überzeugt, »denn die Stolpersteine sind ein überholtes Projekt«. Auch Vereinspräsident Gert Weisskirchen lehnt die Stolpersteine ab. Mit dieser Gedenkform, erklärte er bei der Vereinsvorstellung, würde die Opferrolle der Ermordeten nur weiter zementiert.
»Respect & Remember« will Alternativen zur bestehenden Erinnerungskultur entwickeln. Ideen gibt es viele, was am Ende in Angriff genommen und umgesetzt wird, steht noch nicht abschließend fest. »Wir befinden uns«, sagt Gabrielle Meros, »erst ganz am Anfang.«