Wie erst jetzt zu erfahren war, ist der frühere Vorsitzende der Jüdischen Kultusgemeinde Wuppertal, Werner Michels, bereits im August dieses Jahres im Alter von 92 Jahren gestorben. 1922 in Berlin geboren, zog er noch als Kind mit seinen Eltern nach Wuppertal-Elberfeld um, wo sein Vater eine Kleiderstoffgroßhandlung übernahm. Während es Werners Schwester Ruth gelang, 1939 nach Palästina zu emigrieren, wurden die Eltern Karl und Ernestine Michels 1941 nach Minsk deportiert, wo sie vermutlich kurze Zeit später ermordet wurden.
»Jawne« Sie hatten ihren Sohn nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 in ein jüdisches Internat in Turin gegeben, doch nach einem Jahr kam Werner Michels zurück und ging wieder auf das Elberfelder Gymnasium, das er 1937 endgültig verlassen musste. Nun wurde er auf der jüdischen Schule »Jawne« in Köln aufgenommen.
Dem Direktor dieser Schule, Erich Klibansky, gelang es zwar noch, Michels mit seiner Klasse nach England zu bringen. Doch gerade 18 Jahre alt geworden, wurde Michels im Juni 1940 als »Enemy Alien« (feindlicher Ausländer) in Huyton interniert und einen Monat später mit über 2500 anderen Flüchtlingen nach Australien gebracht, wo er nach Lageraufenthalten später in die australische Armee eintrat.
Nach dem Krieg kehrte Werner Michels 1947 nach Wuppertal zurück, wo er Mitarbeiter der Stadtverwaltung wurde. Neben seinem Beruf studierte er Verwaltungswissenschaften, nahm 1963 eine Tätigkeit in der Landesrentenbehörde in Düsseldorf auf und wurde 1969 Mitarbeiter im nordrhein-westfälischen Arbeits-, Gesundheits- und Sozialministerium.
Entschädigung Von 1966 bis 1968 war er Vorsitzender der Jüdischen Kultusgemeinde Wuppertal und engagierte sich vor allem für Wiedergutmachung und die Entschädigung von Holocaust-Überlebenden. 1987 trat Werner Michels in den Ruhestand und beschäftigte sich zunehmend mit seiner eigenen Lebensgeschichte.
An der Eröffnung der neuen Bergischen Synagoge im Dezember 2002 nahm Werner Michels als Ehrengast teil. Fortan berichtete er in der Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal immer wieder als Zeitzeuge aus seinem Leben. uls