Sie sind noch etwas aufgeregt, als sich am vergangenen Donnerstagabend der Vorhang im Großen Saal des Jüdischen Gemeindehauses in der Fasanenstraße öffnet. Aber die Nervosität verfliegt schnell, und die 16 Jugendlichen der israelischen Gruppe »Mikzavim« – zu Deutsch »Rhythmen« – begeistern ihr Publikum schnell.
In 45 Minuten wechseln sie sechsmal ihre Kostüme und erzählen fesselnde Kurzgeschichten in Form von klassischen, modernen und israelischen Volkstänzen. Das Programm endet mit einem gemeinsamen Tanz mit den Zuschauern, unter ihnen viele Gemeindemitglieder.
Gastspiel »Wir nutzen unsere Tourneen gern, um uns dabei auch mit Juden aus aller Welt auszutauschen und dadurch die Verbindung zwischen Israel und der Diaspora zu stärken«, sagt Tänzerin Ita Finkelstein. Sie ist mit dem Ensemble aus Nahariya für eine Woche zu Gast im Bezirk Tempelhof-Schöneberg, der partnerschaftlich mit der nordisraelischen Stadt verbunden ist. Organisiert hat das Gastspiel der in Berlin lebende Israeli Eliahou Oknin, der sich schon seit Jahren für den deutsch-israelischen Austausch engagiert.
Die jungen Tänzer haben schon eine Menge Auslandserfahrung: Die »Mikzavim« sind bereits in Polen, Frankreich, in den Niederlanden und den USA aufgetreten. Im Vergleich zu anderen Gastgebern seien die Berliner mit ihren kalten Außentemperaturen im Inneren doch überaus warme Menschen. »Und höflich sind sie auch noch, obwohl das Publikum hier nicht ganz so laut jubelt wie bei uns daheim«, meint Elky Kassiv, die Choreografin. »Es ist gut, aber nicht selbstverständlich, dass wir Israelis uns gerade in Deutschland so willkommen fühlen.«
Noch mehr ist die Künstlerin von Berlins fortschrittlicher Tanzkultur beeindruckt. Sie findet auch inmitten der zahlreichen Sehenswürdigkeiten der Stadt immer wieder neue Inspirationen für ihr künstlerisches Schaffen. Die Idee des Sich-Verlierens im Labyrinth der Geschichte, die sich zwischen den grauen Betonsäulen des Holocaustmahnmals birgt, möchte sie auf jeden Fall später für eine ihrer zukünftigen Choreografien verwenden. Zu sehen vielleicht beim nächsten Berlin-Gastspiel der »Mikzavim«.