Der Handwerker lässt sich nicht aus der Ruhe bringen und streicht die Fensterbank weiter gelassen an – obwohl etwa 50 Gäste an ihm vorbeikommen, um die Wiedereröffnung des Gemeindekindergartens zu feiern. Unter ihnen sind Lala Süsskind, Vorsitzende der Jüdische Gemeinde, und Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD). Am Montag wurde die Jüdische Kita nach achtmonatiger Bauzeit an der Delbrückstraße feierlich eröffnet.
»Heute ist der 67. Jahrestag des Aufstandes im Warschauer Ghetto. Ich bin zutiefst dankbar dafür, dass wir an diesen besonderen Tag in Berlin wieder einen Kindergarten der Jüdischen Gemeinde eröffnen können«, sagt Zöllner.
Der Jom Haschoa sei bewusst gewählt worden, betont Süsskind. »Jüdisches Leben in Berlin war vor dem Krieg etwas, was man gar nicht übersehen konnte. Und da wollen wir wieder anknüpfen«, so die Vorsitzende. Die Wiedereröffnung sei eine Reverenz an die Überlebenden der Schoa, an die Generation unser Mütter und Väter. Diese hätten nach dem Entsetzen und Leid »die Kraft und die Zuversicht aufgebracht, jüdisches Leben in Deutschland wieder aufzubauen«.
Möglich wurde die Sanierung mit Mitteln der Konjunkturpaketes II. Die Kita sei eine der ersten Maßnahmen gewesen, die gefördert wurde. »Wir wollen die räumlichen Bedingungen für eine hochwertige vorschulische Bildung verbessern«, sagte Zöllner. Neben der Fassadenisolierung wurden auch das Dach, die Fenster und die Heizung erneuert. Außerdem wurde die erste Etage erweitert. Die Sanierungskosten betragen etwa 1,2 Millionen Euro. Am morgigen Freitag sollen die 140 Kinder, die während des Umzuges vier Tage lang frei hatten, wieder von ihrem vorübergehenden Domizil Waldschulallee an die alte Adresse zurückziehen.