Der Staat Israel hat die bayerische Judenretterin Kreszentia Hummel posthum als »Gerechte unter den Völkern« ausgezeichnet. »Diese Ehrung hebt sich von anderen Preisen ab. Sie ist eine ›Verneigung vor dem Menschsein‹«, sagte die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, bei der Feierstunde.
»Kreszentia Hummel hat mich gerettet, meine Kinder, meine Kindeskinder. Ich verneige mich vor ihr, nicht nur heute, sondern an jedem Tag meines Lebens«, erinnerte sich Knobloch mit brüchiger Stimme an ihre Retterin.
deportation Um seine Tochter Charlotte vor der drohenden Deportation zu retten, hatte der jüdische Münchner Rechtsanwalt Siegfried Neuland im Jahr 1942 ein sicheres Versteck für sie auf dem Land gesucht. Kreszentia Hummel, das ehemalige Dienstmädchen der Familie, willigte ein, die zehnjährige Charlotte auf dem Bauernhof ihrer Familie in Franken aufzunehmen. Obwohl sie aus einer sehr gläubigen katholischen Familie stammte, gab sie das Mädchen als ihr eigenes uneheliches Kind aus. Kreszentia Hummel versorgte Charlotte bis zum Ende des Krieges und rettete so ihr Leben.
Neben Kreszentia Hummel zeichnete die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem auch Alois und Maria Elsner posthum als »Gerechte unter den Völkern« aus. Der Landsberger Alois Elsner wurde im Mai 1943 unter anderem wegen »mangelnder Disziplin« aus der NSDAP ausgeschlossen. Als Kaminkehrermeister war er auch zuständig für die Reinigung der Kamine in den Fabriken in den Kauferinger Arbeitslagern, die die Nazis ab 1944 als Nebenlager des Konzentrationslagers Dachau eingerichtet hatten.
So wurde er Zeuge der unmenschlichen Behandlung der meist jüdischen Gefangenen und begann mithilfe seiner Frau Maria, die Insassen heimlich mit Nahrungsmitteln, Medikamenten und Kleidung zu versorgen. Nach Kriegsende erhielt das Ehepaar Elsner zahlreiche Briefe, in denen sich ehemalige Zwangsarbeiter für die lebensrettende Hilfe bedankten.
afd An der Ehrung im Hubert-Burda-Saal nahmen Angehörige der Geehrten sowie unter anderem der israelische Botschafter in Deutschland, Jeremy Issacharoff, und der bayerische Innenminister Joachim Herrmann teil. Mit Blick auf die in den Deutschen Bundestag neu eingezogene rechtsradikale und zum Teil völkische Partei AfD sagte Herrmann: »Wer die Sinnhaftigkeit zum Beispiel des Holocaust-Mahnmals in Berlin infrage stellt und ein Ende der Erinnerungskultur fordert, der hat nicht nur aus der Geschichte nichts gelernt, sondern der ist auch auf einem völlig falschen Pfad in die Zukunft.«
Der Ehrentitel »Gerechter unter den Völkern« ist die höchste Auszeichnung, die der Staat Israel an Nichtjuden vergibt. Sie wird seit der Staatsgründung Israels im Jahr 1948 vergeben. Die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem erinnert damit seit 1948 an all diejenigen, die ihr eigenes Leben riskierten, um Juden während der Schoa zu retten.
Insgesamt hat Yad Vashem bislang rund 25.300 Menschen als »Gerechte unter den Völkern« ausgezeichnet. Unter ihnen sind rund 550 Deutsche, etwa der Unternehmer Berthold Beitz, seine Frau Else und Oskar Schindler.