München

Retterin von Charlotte Knobloch geehrt

Feierstunde: Sandra Witte von Israels Botschaft in Berlin, Botschafter Jeremy Issacharoff, IKG-Präsidentin Charlotte Knobloch, Innenminister Joachim Herrmann und Yad-Vashem-Vertreter Arik Rav-On (v.l.) Foto: Marina Maisel

Der Staat Israel hat die bayerische Judenretterin Kreszentia Hummel posthum als »Gerechte unter den Völkern« ausgezeichnet. »Diese Ehrung hebt sich von anderen Preisen ab. Sie ist eine ›Verneigung vor dem Menschsein‹«, sagte die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, bei der Feierstunde.

»Kreszentia Hummel hat mich gerettet, meine Kinder, meine Kindeskinder. Ich verneige mich vor ihr, nicht nur heute, sondern an jedem Tag meines Lebens«, erinnerte sich Knobloch mit brüchiger Stimme an ihre Retterin.

deportation Um seine Tochter Charlotte vor der drohenden Deportation zu retten, hatte der jüdische Münchner Rechtsanwalt Siegfried Neuland im Jahr 1942 ein sicheres Versteck für sie auf dem Land gesucht. Kreszentia Hummel, das ehemalige Dienstmädchen der Familie, willigte ein, die zehnjährige Charlotte auf dem Bauernhof ihrer Familie in Franken aufzunehmen. Obwohl sie aus einer sehr gläubigen katholischen Familie stammte, gab sie das Mädchen als ihr eigenes uneheliches Kind aus. Kreszentia Hummel versorgte Charlotte bis zum Ende des Krieges und rettete so ihr Leben.

Neben Kreszentia Hummel zeichnete die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem auch Alois und Maria Elsner posthum als »Gerechte unter den Völkern« aus. Der Landsberger Alois Elsner wurde im Mai 1943 unter anderem wegen »mangelnder Disziplin« aus der NSDAP ausgeschlossen. Als Kaminkehrermeister war er auch zuständig für die Reinigung der Kamine in den Fabriken in den Kauferinger Arbeitslagern, die die Nazis ab 1944 als Nebenlager des Konzentrationslagers Dachau eingerichtet hatten.

So wurde er Zeuge der unmenschlichen Behandlung der meist jüdischen Gefangenen und begann mithilfe seiner Frau Maria, die Insassen heimlich mit Nahrungsmitteln, Medikamenten und Kleidung zu versorgen. Nach Kriegsende erhielt das Ehepaar Elsner zahlreiche Briefe, in denen sich ehemalige Zwangsarbeiter für die lebensrettende Hilfe bedankten.

afd An der Ehrung im Hubert-Burda-Saal nahmen Angehörige der Geehrten sowie unter anderem der israelische Botschafter in Deutschland, Jeremy Issacharoff, und der bayerische Innenminister Joachim Herrmann teil. Mit Blick auf die in den Deutschen Bundestag neu eingezogene rechtsradikale und zum Teil völkische Partei AfD sagte Herrmann: »Wer die Sinnhaftigkeit zum Beispiel des Holocaust-Mahnmals in Berlin infrage stellt und ein Ende der Erinnerungskultur fordert, der hat nicht nur aus der Geschichte nichts gelernt, sondern der ist auch auf einem völlig falschen Pfad in die Zukunft.«

Der Ehrentitel »Gerechter unter den Völkern« ist die höchste Auszeichnung, die der Staat Israel an Nichtjuden vergibt. Sie wird seit der Staatsgründung Israels im Jahr 1948 vergeben. Die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem erinnert damit seit 1948 an all diejenigen, die ihr eigenes Leben riskierten, um Juden während der Schoa zu retten.

Insgesamt hat Yad Vashem bislang rund 25.300 Menschen als »Gerechte unter den Völkern« ausgezeichnet. Unter ihnen sind rund 550 Deutsche, etwa der Unternehmer Berthold Beitz, seine Frau Else und Oskar Schindler.

Frankfurt/Main

»Mein Herz blutet«

In Israel herrsche »Balagan«, Chaos, sagt Chaim Sharvit. Er steht hier denen zur Seite, die zum ersten Jahrestag des 7. Oktober dunkle Gedanken haben. Ein Besuch in Deutschlands größtem jüdischen Altenheim in Frankfurt

von Leticia Witte  14.10.2024

Gedenkveranstaltung

Steinmeier: Wer überlebt hat, trägt schwer an der Last

Fünf Jahre nach dem rechtsextremen Anschlag besucht Bundespräsident Steinmeier die Tatorte.

 09.10.2024

Frankfurt

Graumann und Grünbaum zur Doppelspitze in der Frankfurter Gemeinde gewählt

Den Vorstand vervollständigen Rachel Heuberger, Daniel Korn und Boris Milgram

von Christine Schmitt  09.10.2024

Berlin

»Ein bewegender Moment«

Am Donnerstag fand in Berlin die feierliche Ordination von zwei Rabbinerinnen sowie sechs Kantorinnen und Kantoren statt. Doch auch der monatelange Streit um die liberale Rabbinatsausbildung in Deutschland lag in der Luft

von Ralf Balke  09.09.2024 Aktualisiert

Neue Potsdamer Synagoge

Am Freitag wird der erste Gottesdienst gefeiert

Nach der feierlichen Eröffnung im Juli soll nun das religiöse Leben in der Synagoge in Potsdam langsam in Gang kommen. Am Wochenende sind erste Gottesdienste geplant

 06.09.2024

IKG

»Ein großer Zusammenhalt«

Yeshaya Brysgal zieht nach einem Jahr als Jugendleiter eine positive Bilanz und plant für die Zukunft

von Leo Grudenberg  04.09.2024

Keren Hayesod

»Das wärmt mir das Herz«

Der Gesandte Rafi Heumann über seinen Abschied von Berlin, deutsche Spielplätze und treue Spender

von Christine Schmitt  04.09.2024

Porträt der Woche

Sinn ernten

Caro Laila Nissen half nach dem 7. Oktober Bauern in Kibbuzim nahe Gaza

von Lorenz Hartwig  01.09.2024

Frankfurt

Dinner mit den »Zweiflers«

Die Jüdischen Filmtage überzeugen durch ein breites Spektrum an Angeboten

von Johanna Weiß  30.08.2024