Für die Jüdische Gemeinde Düsseldorf beginnt das Neue Jahr 5779 mit einem Millionenprojekt. Nach den Hohen Feiertagen soll die in diesen Tagen 60 Jahre alt gewordene Synagoge umfassend saniert und renoviert werden.
Die Synagoge war am 7. September 1958 feierlich eingeweiht worden. Zwei Jahre Bauzeit unter der Federführung des Frankfurter Architekten Hermann Zvi Guttmann, der in den 50er- und 60er-Jahren zahlreiche jüdische Gotteshäuser konzipierte, lagen hinter ihr. Die Gemeinde setzte damals mit dem Bau der Synagoge ein Zeichen des Ankommens und Hierbleibens. In den 50er-Jahren hatte das jüdische Leben vorsichtig begonnen, sich in Deutschland und auch in Düsseldorf wieder stärker zu verankern.
Aus der Übergangssituation mit dem Ziel der Emigration – dem sprichwörtlichen Sitzen auf gepackten Koffern – wollte man sich ein neues Zuhause schaffen. 13 Jahre war die Düsseldorfer Gemeinde damals alt, im Spätsommer 1945 war sie nach der Auflösung durch die Nationalsozialisten neu gegründet worden. Die ersten Jahre hatten die Gottesdienste in einem provisorischen Betsaal stattgefunden, die Gemeinderäume und Büros waren auf verschiedene Gebäude verteilt. In der Zietenstraße sollte nun ein neuer Gemeindekomplex entstehen, mit dem Synagogengebäude als präsentem Zeichen.
standort Der Standort war nicht so zentral gelegen wie der der ehemaligen Synagoge in der Kasernenstraße, die in der Pogromnacht 1938 von nationalsozialistischen Horden in Brand gesetzt worden war. An die alte Synagoge in der Innenstadt erinnert heute nur noch eine Gedenktafel. In der Nacht vom 9. auf den 10. November hatte die jahrelange erzwungene Pause der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf begonnen.
Der 7. September 1958 war daher ein hoffnungsvolles Datum für die damals wieder auf 850 Mitglieder angewachsene Gemeinde. Rabbiner Lothar Rothschild war aus dem Schweizer St. Gallen angereist – einen Düsseldorfer Gemeinderabbiner gab es zu dieser Zeit noch nicht – und übergab das Haus seiner Bestimmung.
Architekt Guttmann hatte für die Düsseldorfer Synagoge große Fensterfronten gewählt und damit einen lichtdurchfluteten Raum geschaffen. Architektonisch wollte er positive Zeichen setzen. »Es ging mir vor allem darum, eine düstere Stimmung zu vermeiden, die für Synagogen aus früherer Zeit häufig kennzeichnend ist. Der Geborgenheit, nach der unsere Zeit verlangt, wird durch ein lebensbejahendes Element Ausdruck gegeben. Hier ist es die Geborgenheit in Gott.« So beschrieb der Architekt in einem Aufsatz seine Intention, die er in der Gestaltung des Synagogenbaus und des Gemeindekomplexes umsetzen wollte.
Heute, 60 Jahre später, gilt es, die Bausubstanz zu erhalten, Schäden auszubessern und den Innenausbau zu modernisieren. Doch bevor es so weit ist, muss die Außenfassade saniert werden. »Die Schäden sind umfangreicher, als wir anfangs angenommen haben, und verschieben unsere bisherige zeitliche Planung der Baumaßnahmen nach hinten«, erklärt Verwaltungsdirektor Michael Szentei-Heise.
Bei einer näheren Untersuchung durch eine Fachfirma habe man festgestellt, dass nicht nur einzelne Platten der Fassade ausgetauscht werden müssen, sondern dass vor allem die metallenen Verankerungen der Platten durch Rost geschädigt sind. »Das heißt, man wird die ganze Fassade abnehmen müssen und die Platten komplett neu aufhängen«, so der Verwaltungschef weiter.
rost Hinzu kommt die teilweise Erneuerung der Fensterrahmen, auch diese sind an etlichen Stellen sehr stark gerostet. Für diese Fassadenneugestaltung braucht es eine Baugenehmigung. Auf die wartet die Gemeinde jetzt noch, bevor mit den konkreten Arbeiten begonnen werden kann. Wichtig ist auch der Schutz vor Wassereinbruch – neben der Natursteinfassade soll auch das Kupferdach der Synagoge abgedichtet werden.
Wenn die Arbeiten an Außenhaut und Dach beendet sind, wird es anschließend um die Gestaltung des Synagogeninnenraums gehen. Ein neuer Fußboden, ein überarbeitetes Gestühl und die Versetzung der Bima in den Mittelpunkt des Raumes sind hierbei wichtige Maßnahmen. Zeitweise wird der Gottesdienst in den Leo-Baeck-Saal, den Gemeindesaal, verlegt werden müssen.
Verwaltungsdirektor Michael Szentei-Heise spricht von einem Finanzierungsrahmen von etwa zwei Millionen Euro. Diese Summe wird aus Mitteln des Staatsvertrags bezahlt, der mit dem Land Nordrhein-Westfalen abgeschlossen ist und nach einer Neuauflage speziell Gelder für die Renovierung und Instandhaltung von gemeindeeigenen Gebäuden bereitstellt.
Wann die Gemeinde den 60. Geburtstag ihrer Synagoge wird feiern können, steht bislang noch nicht fest.
Die Tür
Die mit Metallverzierungen beschlagene Holztür stellt eine symbolische Verbindung zur alten Synagoge in der Kasernenstraße her. Sie ist das letzte Bauteil der niedergebrannten Synagoge. In den Wirren der Pogromnacht konnte sie vom Schreiner der Gemeinde gerettet werden. Lange Jahre stand sie in seinem Schuppen, bis er den Kindern und Enkelkindern die Geschichte von der alten Tür anvertraute und sie nach seinem Tod wieder der jüdischen Gemeinde übergeben wurde. Die Tür wurde restauriert und stellt heute den Zugang zur Frauenempore dar.