»Können wir uns mal konzentrieren? Jetzt aber wirklich«, fordert Emelly. Es ist weder das erste noch das letzte Mal, dass sie diese Sätze sagt. Mit drei Mädchen vom Jugendzentrum der Gemeinde Duisburg/Müheim/Oberhausen sitzt sie am Text für einen Popsong. Er soll der Beitrag des Jugendzentrums für den Jewrovision-Wettbewerb am 26. Februar in Berlin werden.
»Jewrovision orientiert sich am Eurovision Song Contest. Allerdings ohne Länder, sondern mit Teilnehmern aus verschiedenen Gemeinden«, erklärt Oleg Tartakowski, Leiter des Jugendzentrums. »In den Beiträgen sollen Tanz und Musik vorkommen. Außerdem wird ein kurzer Film gedreht, in dem die Gemeinde sich und ihre Stadt vorstellt.« Auch bei der Bewertung der Arbeiten richtet man sich nach dem Eurovision-Prinzip: Alle Teilnehmer vergeben Punkte, nur für die eigene Gemeinde nicht.
Geheimnis Mit welchem Musikstück die Duisburger an den Start gehen, bleibt noch ein Geheimnis. Den Wettbewerb nehmen die acht Aktiven hier sehr ernst. Die vier Sängerinnen zeigen Oleg ihre erste Strophe. »Cool«, sagt er. »Das reicht nicht«, protestieren sie. »Okay, richtig gut!« »Das klingt schon besser.« Die vier müssen sich beeilen, denn gleich kommt die Chorleiterin, um weiter mit ihnen das Singen zu proben.
Im großen Saal der Gemeinde blockieren vier Mädchen die Bühne und arbeiten an der Choreografie für den Jewrovision-Wettbewerb. »Eins, zwei, drei, vier…« – immer wieder zählt Trainerin Viktoria Gurevits bis acht und lässt sich die Tanzschritte zeigen, bevor sie unterbricht und Korrekturen vornimmt. Eine Stunde stehen Daria, Lüba, Kristina und Dalia schon auf der Bühne und gehen jede Bewegung unzählige Male durch. Trotzdem können sich die Mädchen noch konzentrieren und werden nicht müde, ihren Tanz für wenige Sekunden aufzunehmen und dann doch wieder abrupt zu beenden. Selbst in der kleinen Trinkpause tanzen sie motiviert weiter. Deshalb macht sich ihre Trainerin auch keine Sorgen. »Wir schaffen das schon. Drei Minuten müssen wir füllen und viele Elemente haben wir schon zusammen«, erklärt die Trainerin.
Treffpunkt Dabei geht es gar nicht darum, beim Wettbewerb in Berlin ganz oben auf dem Treppchen zu stehen. In den letzten Jahren landeten die Duisburger oft auf den hinteren Plätzen. »Die Jewrovision hat eine andere Bedeutung: Sie bringt die Kinder und Jugendlichen enger zusammen«, erzählt Tartakowski. »Sie arbeiten über Wochen gemeinsam an einer Sache, bringen ihre eigenen Ideen ein und hüten das Ergebnis als kleines Geheimnis bis zum Auftritt. Es ist zwar eine ernste Sache, aber es ist nicht so wichtig zu gewinnen.«
Die Euphorie vor dem Jewrovision-Finale hat längst auf das gesamte Jugendzentrum abgefärbt. Die Duisburger fahren mit einer gr0ßen Gruppe nach Berlin. Da der Wettbewerb im Rahmen eines Mini-Machanes stattfindet, werden aus ganz Deutschland etwa 1.000 Kinder und Jugendliche in Berlin erwartet. Und vielleicht heißt es ja dann auch endlich: Duisburg, zwölf Punkte.