Im Jugendzentrum Neshama ist schon Lampenfieber zu spüren: Schließlich sind es nur noch neun Tage bis zum großen Event in der Kleinen Olympiahalle. »The Future is Now« lautet das Motto der diesjährigen Jewrovision, bei der für München 13 Jugendliche ihr selbst geschriebenes Lied und einen begleitenden Tanz auf der Bühne präsentieren werden.
Die Idee zu diesem Lied ist in einem gemeinsamen Brainstorming geboren worden, erzählen der Leiter des Jugendzentrums, Liad Levy-Mousan, und die Projektleiterin von Neshama, Galina Ivanzky. Bereits seit Jahren ist es Neshama wichtig, mit ihrer Arbeit Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in Einklang zu bringen. So ist zum Beispiel aus dem Motto der letztjährigen Jewrovision, »Back to the Roots«, in München ein umfangreiches Themenprojekt entstanden.
Dem erfolgreichen Auftritt der Münchner Gruppe folgte ein Malwettbewerb. Hinzu kam eine Fotoausstellung über die Projekte des Jugendzentrums. Schließlich griff das Sommerkonzert »Zurück in die Zukunft – Eine Reise durch die Geschichte des Jugendzentrums der IKG-München« die zusammen erarbeiteten Erfahrungen auf.
Empfindungen Die Wurzeln der Jugendlichen aus den unterschiedlichen Kulturkreisen – Deutschland, die ehemalige Sowjetunion und Israel – prägen die Arbeit. Die Spuren genau zu entdecken und sie bis in die Gegenwart zu verfolgen und daraus die Zukunft zu gestalten, machte den Jugendlichen viel Spaß. Sie schrieben ihre Empfindungen und ihre Vorstellungen auf – jeder für sich alleine und alle im Gespräch miteinander.
Für die Madrichim und alle anderen am Projekt Beteiligten kam nun die Arbeit des Sortierens – und die Mühe hat sich gelohnt. Es ist ein Song für die Jewrovision entstanden, der die Situation der heutigen Jugend klar und deutlich beschreibt – aber auch der Hoffnung für eine positive Zukunft die Tür öffnet. Für die jüdischen Jugendlichen in München liegt diese nicht zuletzt in der Gemeinschaft, die Neshama ihnen allen bietet.
Der Text, den die Münchner am Samstag in einer Woche präsentieren werden, stand. Jetzt ging es an die gesangliche Gestaltung – unter der bewährten Leitung der IKG-Musikpädagogin Luisa Pertsovka. Mit Tempo, Talent und Leidenschaft bereiteten sich die jungen Leute auf die Performance vor. Doch was ist heute schon eine Bühnenpräsentation ohne Inszenierung?
Damit eine perfekte Show gelingen kann, war die Erfahrung der Regisseurin und Theaterpädagogin von Neshama, Anastasija Komerloh, hilfreich. Mit Tanz und choreografischen Szenen, entwickelt mit Stanislav Kukharkov, begleiten und unterstreichen die Jugendlichen auf der Bühne den Liedtext, lassen die Worte zu einer Geschichte werden.
Auch das Bühnenbild stammt von den Jugendlichen, ebenso wie die Kostüme. Tagelang setzten sie ihre Ideen um. Unterstützt wurden sie dabei von Liad Levy-Mousan und dem Gruppenleiter Yurij Gerbilskyy, die beide tatkräftig mithalfen.
hilfe Wie schon in den Jahren zuvor haben die Jugendlichen dabei mit der Hilfe der IKG rechnen können. Das Event selbst am 2. März wird in diesem Jahr erstmals vom Zentralrat der Juden in Deutschland ausgerichtet. Erwartet werden rund 800 Kinder und Jugendliche aus mehr als 40 jüdischen Gemeinden.
Klar, dass die Neshama-Jugendlichen dem Ereignis mit großen Erwartungen entgegenfiebern. Dabei waren die Münchner bei der Jewrovision bereits zweimal erfolgreich: Bei dem wohlgemerkt größten jüdischen Gesangs- und Tanzwettbewerb Europas haben sie 2008 in der Georg-Elser-Halle und im vergangenen Jahr in der Kulturhalle Zenith den Siegerpokal erhalten.
Vorstellen werden sich die Jugendlichen übrigens mit einem Kurzfilm – auch hierfür haben sie die Ideen selbst entwickelt, Regie geführt sowie Schnitt und Fertigstellung übernommen.