Frankfurt/ Main

Pluralität und Einheit

Im Gespräch: Elisa Klapheck und Josef Schuster Foto: Rafael Herlich

Was bedeutet »pluralistische Gemeinde« in der Praxis? Wie lässt sich dieses Konzept so umsetzen, dass unter dem Dach einer Gemeinde nicht nur ein »geordnetes Nebeneinander« entsteht?

Diese Fragen standen im Mittelpunkt des Europäischen Schabbats, den der Egalitäre Minjan in der Jüdischen Gemeinde Frankfurt ausrichtete. Mehr als 60 Gäste aus dem In- und europäischen Ausland kamen von Freitag bis Montag zusammen.

Gegenwart Der Europäische Schabbat fand zum siebten Mal statt, erstmals 2006 in Amsterdam. Gäste aus Stuttgart und anderen deutschen Städten wie auch aus Zürich, Amsterdam, Warschau und Basel wollten sich diesmal nicht nur austauschen und einen Blick über den Tellerrand werfen, sondern sich einem konkreten Thema widmen. »Diesmal haben wir uns ganz bewusst ein Thema, und zwar eines mit Gegenwartsbezug, ausgesucht«, sagt Rabbinerin Elisa Klapheck. Es habe einen sehr intensiven Austausch darüber gegeben, was »pluralistische Gemeinde« ganz konkret bedeute und wie sie umgesetzt werden könne.

Zum Auftakt des Europäischen Schabbats in der Westend-Synagoge sprach Zentralratspräsident Josef Schuster. Pluralismus in der Gemeinde sei »das Thema der Zukunft«, und daher sei er dankbar dafür, dass Rabbinerin Klapheck und der Egalitäre Minjan Frankfurt sich diesem Thema widmeten, so Schuster.

Strömungen Der Zentralrat sei erfreut über Debatten darüber, wohin sich die Gemeinden entwickeln sollten, wie sich das Gemeindeleben den modernen Gegebenheiten anpassen könne und die verschiedenen Strömungen im Judentum unter einem Dach vereint werden könnten.

Die Herausforderung besteht nach Ansicht von Schuster darin, die Gemeinden so attraktiv zu machen, dass die Juden, die in Deutschland leben, Mitglied werden und bleiben. »Nicht in der Separierung, in der Aufspaltung in viele Kleinstgemeinden, liegt meines Erachtens die Zukunft, sondern in der Einheitsgemeinde«, erklärte Schuster. Einheitsgemeinde bedeute nicht »Einheitsbrei«.

Harry Schnabel vom Vorstand der Jüdischen Gemeinde Frankfurt nannte die Einheitsgemeinde »ein fragiles Konstrukt, aber die bestmögliche, vielleicht sogar die einzige Art und Weise, jüdische Interessen optimal nach außen wie nach innen zu vertreten. Jede Alternative bedeutet eine Schwächung für uns alle«.

Frankfurt/Main

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