Alles scheint sich gegen sie verschworen zu haben, das Wetter, die Rheinbahn, nicht zuletzt der Düsseldorf-Marathon. 100 Kinder und Jugendliche aus Aachen, Düsseldorf, Duisburg, Krefeld, Mönchengladbach und aus dem Bergischen Land wollen in der Kleingartenanlage Wolfsholz-Elsternbusch in Wuppertal Lag Baomer feiern. Die Organisatoren reagieren spontan, dampfen das Programm so ein, dass am Ende der Terminplan wieder stimmt. Selbst die Sonne lässt sich pünktlich blicken.
koscher Das Wichtigste – das Grillen kann pünktlich um 14 Uhr beginnen. Hähnchenfleisch und Würstchen brutzeln auf dem Grill. Für Vegetarier gibt es Eier, Brot, Tomaten und Äpfel. Selbstverständlich sind die Fleischspeisen koscher, dafür bürgt der aus Armenien stammende Koch des gemeindeeigenen Cafés in der Gemarker Straße. Mit der leckeren Verpflegung ist eine gute Grundlage für die Spiele gelegt. In vier jeweils altersgemischten Gruppen spielen und raten die Kinder gemeinsam. Auf dem Programm steht das »Stationenspiel«.
Die Stationen heißen Pessach, Lag Baomer und Schawuot. Station vier ist ein Kennenlernspiel. Was ist Pessach? lautet die erste Frage. Rita weiß, dass es »in die Osterferien fällt«, Julia sagt der Begriff gar nichts, andere wiederum wissen etwas mehr. Der Moderator gibt die Losung aus, eines Tages sei Moses gekommen, »und er hat uns aus Ägypten herausgebracht«.
Improvisation Wie sich die Geschichte abgespielt oder ungefähr abgespielt haben könnte, zeigen die Jungen und Mädchen in einer Art Improvisationstheater. Zwei Mädchen spielen Moses und dessen Bruder Aron, andere repräsentieren die jüdischen Sklaven, wieder andere die ägyptischen Soldaten, und ein Mädchen mimt den Pharao. Weil es an dem Punkt Konkurrenz gibt, zwei Könige am Nil aber nicht vorgesehen sind, wird eine weitere Teilnehmerin kurzerhand zur Assistentin des Pharaos ernannt. Immer wenn ein »Schauspieler« trotz Soufflierens hängen bleibt, greift der Spielleiter ein, damit – schließlich wartet schon die nächste Gruppe – der Auszug aus Ägypten ordnungsgemäß vonstatten geht.
In Station zwei wird eingeseift. Bekanntlich soll während der 49-tägigen Omerzählung kein fröhliches Fest stattfinden, Rasieren ist verpönt, und geheiratet wird auch nicht. Nur an Lag Baomer ist das gestattet. Unter großem Hallo wird ein Ballon mit einer weißen Paste eingeschmiert, die wie Rasierschaum aussieht, und rasiert. Für ihre mehr oder weniger guten Lösungen bekommen die Mitglieder der Gruppe am Ende jeweils bis zu drei Punkte.
»Schawuot« heißt Station drei. Auf dem Boden liegen große Zettel, auf die jeweils eines der zehn Gebote gedruckt ist. Von denen hat man schon gehört, aber wie ist die Reihenfolge? Welches ist das erste, das zweite, das sechste oder das zehnte Gebot? Die ersten drei machen noch die wenigsten Schwierigkeiten, bei den folgenden wird es komplizierter.
Einheit Höhepunkt des Grillfests ist das Lagerfeuer. Das Feuer, so erklärt Rabbiner Aharon Ran Vernikovsky, symbolisieret die Einheit des jüdischen Volkes. Und »diese Einheit zu schaffen, ist der Sinn eures Zusammenkommens«. Bevor es in den Bus geht, singen die Mädchen und Jungen die Hatikva.
Den Geschäftsführer des Landesverbandes Nordrhein, Wilfried Johnen und den Gemeindevorsitzenden Leonid Goldberg beschleichen Glücksgefühle. Es sei schön, dass so viele Kinder gekommen sind: »Sie lernen sich kennen, und ihr Zusammengehörigkeitsgefühl wächst«, stimmen Johnen und Goldberg überein.