Schon vor Beginn der Gedenkfeier legten viele Gemeindemitglieder, die während des »Großen Vaterländischen Krieges« Angehörige verloren hatten, Blumen am Denkmal für die jüdischen Gefallenen des Zweiten Weltkriegs auf dem Münchner jüdischen Friedhof nieder. Es sei eines jeden »heilige Pflicht, dankbar und in Ehrfurcht diesen Helden zu gedenken und uns vor ihnen und ihren noch lebenden Kameraden zu verneigen«, beschrieb Präsidentin Charlotte Knobloch am 8. Mai die Bedeutung dieses Tages, an dem 1945 der Sieg über Nazi-Deutschland besiegelt wurde.
dankbarkeit »Die Erinnerung an die Gefallenen und ihre beispiellos heroischen Taten«, sagte Knobloch, »ist für immer in unserem kollektiven Gedächtnis verankert. Wir danken ihnen auf ewig für ihren aufopferungsvollen Einsatz für die Freiheit und die gute Zukunft dieses Kontinents.«
»Dieses Denkmal«, fuhr Knobloch fort, »ist auch der Ort, wo wir all jener gedenken, von denen es heißt, sie seien ›unbekannt verschollen‹. Sie waren nicht unbekannt – und sie werden es nie sein. Dieses Denkmal verkörpert das Motto ›Niktó ne sabýt, nischtó ne sabýto‹ – niemand ist vergessen, und nichts ist vergessen.«
Der Vorsitzende des Veteranenrats, Mark Livshits, fasste Details des Krieges zusammen, »der als der schrecklichste und zerstörerischste in der Geschichte gilt. An diesem Krieg nahmen 72 Staaten teil, 110 Millionen Menschen wurden zu den Waffen gerufen. 65 Millionen Menschen sind in diesem Krieg gestorben, davon 27 Millionen überwiegend sowjetische Bürger«.
Nach weiteren Ansprachen von Ariel Kligman vom Vorstand der IKG und Rabbiner Avigdor Bergauz sowie dem Gebet El Male Rachamim endete die Gedenkstunde mit der Kranzniederlegung durch die IKG, den Veteranenrat, den Verein »Phönix aus der Asche« sowie den diplomatischen Vertretungen Russlands, der Ukraine und Weißrusslands.
»Tag des Sieges« Die Münchner Generalkonsule Andrey Jurewitsch Grozow von der Russischen Föderation, Vadym Kostiuk von der Ukraine und Aleksei N. Seminetlikov vom Generalkonsulat der Republik Belarus kamen am 9. Mai, dem »Tag des Sieges«, in den Hubert-Burda-Saal im Jüdischen Gemeindezentrum, um gemeinsam mit den Veteranen des historischen Tages und seiner Helden zu gedenken und zusammen zu begehen.
»Wir feiern heute einen großen Tag – den Tag des Triumphes, des Mutes und der Stärke«, fasste Präsidentin Knobloch die Bedeutung des Nachmittags zusammen, zu dem auch einige Mitglieder des IKG-Vorstands gekommen waren. »Der 68. Jahrestag des Sieges über Nazi-Deutschland ist Ihr Sieg. Wir erinnern der toten Helden und wir feiern die lebenden. Wir danken Ihnen, wir verehren Sie.«
Rabbiner Arie Folger drückte den Veteranen seine Bewunderung dafür aus, dass sie nicht nur gekämpft, sondern auch unter Einsatz des eigenen Lebens dasjenige anderer gerettet hatten. Sein Vater verdanke den Kämpfern das Leben.
Die Anwesenden begrüßte David Dushman vom Veteranenrat, der um eine Gedenkminute für die Gefallenen bat. Eine weitere Gedenkminute folgte dann während der Rede von Charlotte Knobloch für die verstorbenen Veteranen. Ihnen und den Lebenden galt ihr Dank: »Sie waren es, die jüdischen Veteranen, die uns gemeinsam mit Ihren rund 500.000 jüdischen Kameraden in der sowjetischen Armee von der braunen Pest befreit haben. Sie haben Ihr Leben riskiert, um uns in Deutschland aus den Fängen der Nazis zu befreien. Wie ich verdanken unzählige jüdische Menschen ihr Leben Ihrem grenzenlosen Mut und Ihrer unendlichen Tapferkeit.«
Knobloch erinnerte auch an die Schlacht von Stalingrad, die sich in diesem Jahr zum 70. Mal jährt und die zum »Wendepunkt für die Zukunft des ganzen Planeten« werden sollte, so Knobloch. Sie hob dankend den Veteranenrat hervor, der »sich um das würdige Gedenken der toten Kameraden kümmert sowie – und das ist besonders wichtig und ehrenwert – um die Belange der lebenden Veteranen und der älteren Menschen in unserer Gemeinde«.
freiheit Im Namen aller dankte Ariel Kligman vom IKG-Vorstand Charlotte Knobloch für die Möglichkeit, den 9. Mai in dieser Form seit vielen Jahren feiern zu können. »Der Tag des Sieges ist ein Tag der Freiheit«, betonte er, der wie auch viele Veteranen in München seit Langem eine neue Heimat gefunden hat. Kligman forderte dazu auf, die Erinnerung wachzuhalten: »Wir erzählen unseren Nachkommen, was geschehen ist.«
Dass diese Einstellung Verpflichtung für viele ist, unterstrich auch der Konsul der Ukraine, Vadym Kostiuk. Er erzählte, wie wichtig ihm dieser Tag und das Gedenken sei. Seine Großeltern hätten am Vaterländischen Krieg teilgenommen, einer seiner Großväter sei schwer versehrt von diesem zurückgekehrt. Kostiuk liegt viel daran, dass auch seine Kinder Bescheid wissen über diese Zeit.
So feierte Kostiuk denn auch bis zum Schluss mit den Veteranen. Sie alle genossen im Anschluss an die Gedenkreden den Nachmittag mit Musik und Tanz, Essen und Trinken – und vor allem mit einem tiefen Gefühl des Miteinanders.