Fast fünf Jahre lang musste Hamburg ohne eine Gruppe der Women’s International Zionist Organization, WIZO, auskommen. Doch seit diesem Herbst gibt es in der Hansestadt wieder ein aktives Frauenteam. Am vergangenen Sonntag war der eigentlich längst vergessene WIZO-Basar der Startschuss in eine neue Ära.
Angefangen hat alles mit einem Umzug von Katharina Stricharz, denn als sie vor unzähligen Kartons und Kisten stand, deren Inhalt sie gerne einem karitativen Zweck zukommen lassen wollte, fielen ihr die ehemals etablierten WIZO-Basare wieder ein. »Ich wollte die Sachen gerne für eine jüdische Sache spenden, aber es fehlte eine Anlaufstelle«, erzählt die Hamburger WIZO-Frau. Kurz entschlossen postete sie einen Aufruf bei Facebook und erhielt sofort mehrere positive Rückmeldungen. Gemeinsam mit drei weiteren jüdischen Frauen beschloss sie, die WIZO-Tradition wiederaufleben zu lassen, und zwar mit einem Basar im Saal des Gemeindezentrums an der Hohen Weide.
An diesem Novembersonntag hat sich passend zur Gelegenheit die Sonne im Norden blicken lassen, doch anstatt an der Elbe spazieren zu gehen oder die Alster zu umrunden, drängen sich die Besucher schon kurz nach Eröffnung an den Ständen des Basars.
Tombola Da gab es einiges zu ergattern. Neben der Tombola, deren Hauptpreis eine Reise nach Israel war, konnte man israelische Weine, Schmuck und Lebensmittel kaufen. Stricharz und ihre Kolleginnen hatten sogar eigens Kosmetik aus Israel importiert und verkauften an ihrem Stand unter anderem Chanukkakerzen und Dekorationen. Auf dem Flohmarkt in der großen Halle boten Verkäuferinnen Spielzeug, Kleidung und Schmuck aus ihren Sammlungen für den guten Zweck an.
Kinder lassen sich schminken oder laufen aufgeregt mit ihren Gewinnlosen zum Tombolaregal auf der Bühne, um sich ihre Preise abzuholen. Aus dem hinteren Bereich des Saales duftet es verführerisch nach persischem Essen.
Aus Frankfurt ist eigens zu diesem Ereignis hoher Besuch angereist. Simone Graumann, Präsidentin von WIZO Deutschland, wollte es sich nicht nehmen lassen, die Hamburger Gruppe bei ihrem Neustart zu unterstützen: »Hamburg hatte ja eine lange WIZO-Tradition, und es war sehr schade, dass es die Gruppe nicht mehr gab.« Als der Anruf von Stricharz kam, sei sie sofort gerne darauf eingegangen. Graumann war begeistert von den Räumen der Synagoge und der gelungenen ersten Aktion der neuen Frauengruppe: »Wir freuen uns sehr, dabei zu sein, es ist alles wunderbar vorbereitet.«
Starthilfe Dabei waren sich die Veranstalterinnen vorher unsicher, wie die Resonanz sein würde: »Wir wussten ja nicht, was auf uns zukommt«, sagt Katharina Stricharz. Als Starthilfe sprang die Reemtsma-Stiftung mit einer großen Spende ein, um die im Vorfeld entstehenden Kosten zu decken. Auch aus der Gemeinde gab es von Beginn an sehr viel Rückhalt. Dort war man vor allem erfreut, dass sich in Sachen WIZO wieder etwas in Hamburg tut.
Die vorherige Gruppe hatte WIZO in Hamburg jahrelang mit großem Engagement und viel Herzblut getragen. »Irgendwann fehlten dann aber die Kräfte, in den letzten Jahren war einfach nicht mehr genug Energie da, um noch große Dinge auf die Beine zu stellen«, berichtet Stricharz. Zum Teil seien die Gründerinnen weggezogen, zum Teil habe es auch an der Überalterung der Gemeinde gelegen.
Die jüngeren Frauen, die jetzt das Ruder übernehmen, haben selbst Kinder im jüdischen Kindergarten oder in der Talmud-Tora-Schule und sind in unterschiedlichen Funktionen in der Gemeinde aktiv. Die verbliebenen Mitglieder der ursprünglichen WIZO-Gruppe Hamburg waren indes hocherfreut und sofort bereit, bei der Wiederbelebung mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.
Gemeindeevents Noch sind sie kein eingetragener Verein, aber die Aktivitäten sollen sich keinesfalls auf einen einmaligen Basar beschränken. »Wir wollen gerne in der Gemeinde präsent sein, mit Ständen bei anderen Gemeindeevents vor Ort sein, Lesungen und Konzerte organisieren oder vielleicht gemeinsames Kochen anbieten«, erzählt Stricharz von den zukünftigen Plänen. Und natürlich wünschen sich die vier Initiatorinnen auch noch weiteren Zuwachs der Gruppe.
Gespendet wurde natürlich auch: Aus den Verkäufen des Basars und der Tombola, die großzügig von zahlreichen Sponsoren unterstützt wurden, kamen am Ende 3000 Euro zusammen. Die werden der Kindertagesstätte Neve Yaakov in Jerusalem zugutekommen, die dringend renoviert werden muss und bisher auch noch nicht über einen Bunker verfügt.