Anmerkung der Redaktion (2. August 2023):
Als dieser Text von Fabian Wolff in der Jüdischen Allgemeinen erschien, glaubte die Redaktion Wolffs Auskunft, er sei Jude. Inzwischen hat sich Wolffs Behauptung als unwahr herausgestellt.
Trotz grauen Himmels war das Schulfest des Jüdischen Gymnasiums Moses Mendelssohn am Sonntag gut besucht. Schüler, Lehrer und Ehrengäste kamen zusammen, um das neue Schuljahr zu feiern. Direktorin Barbara Witting bedankte sich vor allem bei den Eltern, die auch in diesem Jahr maßgeblich für die Organisation des Festes zuständig waren. Der Generalsekretär des Zentralrats der Juden, Stephan J. Kramer, bezeichnete das Jüdische Gymnasium in seinem Grußwort als eine »Perle« unter den jüdischen Schulen in Deutschland. Der Zentralrat und die Schule kooperieren bei Projekten wie »Jews Go Green« und dem »Mitzvah Day«.
Die mittlerweile gelösten IT- und Personalprobleme, mit denen die Schule in den vergangenen Wochen zu kämpfen hatte, tauchten in Gesprächen nur am Rand auf. Trotzdem sind die Schüler und Lehrer vor allem über die nahe Zukunft besorgt. Der Gemeindevorsitzende Gideon Joffe versicherte den Lehrern jedoch, dass der Vorstand ihre Arbeit sehr zu schätzen wisse.
Bereits am Sonntagvormittag hatte eine außerordentliche Sitzung der Repräsentantenversammlung (RV) im Gemeindehaus stattgefunden. Auch hier stand die Situation des Gymnasiums im Mittelpunkt. Elternvertreter Jan Mönikes zeigte sich über die weitere »Existenz« der Schule besorgt, »wenn die Jüdische Gemeinde als Schulträger sich nicht an ihre Zusagen« halte. Es sei kein Geld für die Sanierung da, und die Gehälter für die Lehrer stimmten nicht, sagte Mönikes. Idealismus reiche da nicht aus.
Gehälter Weder die Schuldezernentin Natalija Apt noch der Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Gideon Joffe, hörten das, denn die Dezernentin hatte sich für die Sitzung entschuldigt. Joffe war zu Beginn anwesend, verließ den Saal jedoch, als nach 20 Minuten die RV für nicht beschlussfähig erklärt wurde. Repräsentanten der Fraktion Koach waren nicht erschienen. Barbara Witting sagte, dass die Schule keine Chancen habe, neue Lehrer zu bekommen. Wenn Lehrer kündigten, gebe es große Schwierigkeiten, Ersatz zu finden. Das läge zum größten Teil an den niedrigen Gehältern. Seit zwölf Jahren seien diese nicht mehr erhöht worden, sagte Thomas Schaaf, aus dem Vertrauensrat der Lehrer.
Gideon Joffe hätte in einer öffentlichen Versammlung zwar versprochen, die Gehälter ab Januar 2013 und 2014 jeweils um drei Prozent zu erhöhen, aber nichts sei geschehen. Ein neu eingestellter Studienrat verdiene bei der Jüdischen Gemeinde 35.500 Euro jährlich, in öffentlicher Anstellung ab 2014 hingegen 60.900 Euro. Außerdem gebe es keine zusätzliche Rentenversorgung mehr, da sie in der Jüdischen Gemeinde gestrichen wurde.
Privatschule Die Schule sei außerdem sanierungsbedürftig, betonte Witting. Eine Toilette sei vor Monaten zugemauert worden, weil man ein Rattenproblem nicht in den Griff bekommen hätte. »Die Schule sieht erbärmlich aus.« Stühle in der Aula seien von den Eltern selbst finanziert worden. »Es kann nicht sein, dass eine Privatschule Geld verlangt und die Eltern zusätzlich die Ausstattung bezahlen müssen.« Schuldezernentin Apt hätte auf Nachfrage Wittings angekündigt, die Situation zu verbessern.
Trotz der angespannten Situation wurden auf dem ersten Schulfest nach der Umbenennung begeistert Honigkuchen und Falafel gekauft. Bei einer Tombola wurden Bücher, Brettspiele und Trostpreise verlost. Linken-Politikerin und Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau sprach ein Grußwort. Rabbiner Yehuda Teichtal blies das Schofar. Und Schülersprecher David Weinstock sagte, er sei froh, dass es eine Schule gibt, an der jüdische Schüler ihre Identität offen zeigen, und gleichzeitig in Austausch mit nichtjüdischen Schülern treten können.