Nach Jahrzehnten wird die Synagoge Rykestraße künftig wieder einen eigenen Rabbiner haben. Wie die Jüdische Gemeinde zu Berlin mitteilte, hat die Repräsentantenversammlung am Mittwochabend Rabbiner Boris Ronis einstimmig zum Gemeinderabbiner für Deutschlands größte Synagoge berufen.
Die Stelle wird erstmals seit fast 30 Jahren wieder besetzt. Der Schritt sei längst überfällig, die Mittel dafür seien »durch kluges Haushalten bereitgestellt« worden, sagte Gemeindevorsitzender Gideon Joffe.
»Mit der Berufung von Rabbiner Boris Ronis wird diese jahrzehntelang unbesetzt gebliebene Stelle künftig durch einen in unserer Gemeinde hervorragend etablierten Rabbiner wieder bestens ausgefüllt«, so Joffe. Boris Ronis hatte zuvor bereits als Gastrabbiner in der Synagoge Rykestraße amtiert.
ausbildung Der neu berufene Gemeinderabbiner bedankte sich für das ihm entgegengebrachte Vertrauen. »Ich freue mich sehr auf die weiterhin erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Gemeinde- und Synagogenvorstand und vor allem auf die Beter und Beterinnen der Synagoge Rykestraße«, sagte er. Rabbiner Ronis betonte darüber hinaus, sich verstärkt für den Ausbau der Angebote für Kinder und Jugendliche einsetzen zu wollen.
Ronis wurde 1975 im ukrainischen Czernowitz geboren. Seit 1980 lebt er in Berlin. Er studierte Jüdische Studien, Religionswissenschaften und Russistik an der Universität Potsdam. Parallel machte er eine Ausbildung zum Rabbiner am Abraham Geiger Kolleg. Einen Teil seiner Ausbildung verbrachte der 41-Jährige in Jerusalem am Pardes-Institut, am Steinsaltz-Institut und am Hebrew Union College. 2010 schloss er seine Studiengänge erfolgreich ab. Ronis ist verheiratet und hat zwei Kinder.
gottesdienste Die 1904 eingeweihte Synagoge Rykestraße wurde in der Pogromnacht 1938 in Brand gesteckt. Wegen der Gefahr für die umliegenden Wohngebäude wurde das Feuer schnell gelöscht. Noch bis 1940 konnten so Gottesdienste abgehalten werden.
1953 wurde die einzige Synagoge Ost-Berlins erstmals restauriert. Der gesamte Gebäudekomplex wurde 2007 von den Architekten Ruth Golan und Kay Zareh mit dem Landesdenkmalamt erneut instandgesetzt und die Synagoge mit nun 1200 Plätzen feierlich wiedereröffnet.
Die Jüdische Gemeinde zu Berlin ist mit 10.000 Mitgliedern die größte jüdische Gemeinde Deutschlands. Sie betreibt unter anderem acht Synagogen, ein Gymnasium, eine Grundschule, Kindergärten, ein Alten- und Pflegeheim sowie eine Volkshochschule. ja