In Konstanz ist am Sonntag ein Synagogenneubau eingeweiht worden. Damit erhielt die jüdische Gemeinde 81 Jahre nach der Zerstörung ihrer alten Synagoge wieder ein eigenes Gotteshaus.
Die Torarollen wurden am Sonntag zum neuen Gebetsraum in der Sigismundstraße 8 getragen. Es folgte die traditionelle Einweihungsfeier mit dem Anbringen der Mesusa. Rund fünf Millionen Euro wurden in die neue Synagoge und ein Gemeindehaus investiert.
Herzstück Der Vizepräsident des Zentralrats der Juden, Abraham Lehrer, betonte bei diesem Anlass laut Manuskript die Bedeutung einer Synagoge als Herzstück einer Jüdischen Gemeinde, als spirituelles und geistiges Zentrum: »Die neue Synagoge hier in Konstanz ist zudem sichtbares Zeichen nach Außen, das von dem Willen zeugt, hier in Konstanz jüdische Zukunft zu gestalten.«
Lehrer drückte die Hoffnung aus, dass die schrecklichen Ereignisse von Halle wenigstens bewirken, dass Sicherheitsbehörden, Staat, Bildungseinrichtungen und Zivilgesellschaft den Kampf gegen Antisemitismus und Rassismus zu ihrer zentralen Aufgabe machen. Juden werden dem Hass und der Hetze nicht weichen.
Gesellschaft »Wir werden vielmehr selbstbewusst unseren Platz in der Mitte dieser Gesellschaft behaupten.« Der Tag der Einweihung der Synagoge in Konstanz, ist ein Symbol hierfür und könne unmittelbar nach dem 9. November auch wohl kaum symbolträchtiger sein.
Der Vorsitzende der Israelitischen Religionsgemeinschaft Baden, Rami Suliman, begrüßte die über 200 anwesenden Gäste.
Er brachte laut Pressemitteilung zum Ausdruck, die Synagogeneröffnung finde in schwierigen Zeiten statt: »Antisemitismus wird nicht nur von Extremisten im Netz befeuert. Wir müssen erkennen, dass Menschen aus der sog. Mitte der Gesellschaft antisemitisches Gedankengut pflegen.«
Ministerpräsident Winfried Kretschmann überbrachte der IRG Baden und der Synagogengemeinde Konstanz die Glückwünsche der Landesregierung zur Eröffnungsfeier.
Miteinander Benjamin Nissenbaum, der Vorsitzende der Synagogengemeinde Konstanz sagte: »Möge unsere neue Synagoge mit Gemeindezentrum zu einem Ort des Lernens und des Miteinanders werden, die Bürger und Besucher unserer Stadt zur Begegnung einlädt.« Er äußerte zudemn den Wunsch, dass sich das jüdische Leben unter dem Dach der Einheitsgemeinde in seinen vielfältigen Facetten entfalte.
Der Grundstein für die neue Synagoge wurde am 9. November 2016 gelegt, 78 Jahre nach der Zerstörung des alten Synagogenbaus in der Sigismundstraße 19. Die alte Synagoge war in der Nacht zum 10. November 1938 mit Hilfe von Feuerwehrleuten zunächst angezündet und tags darauf von einem SS-Kommando aus der Kaserne in Radolfzell gesprengt worden.
Baukosten Den Bauplatz für die neue Synagoge im Wert von rund 600.000 Euro stellte die Stadt Konstanz, die auch einen Baukostenzuschuss von 115.000 Euro gab. Den Rest trägt die Israelitische Religionsgemeinschaft (IRG) Baden.
Das Gemeindehaus entstand in teilweise denkmalgeschützten Räumen des ehemaligen Hotels Anker, die Synagogenräume wurden neu gebaut. Das Bauvorhaben hat über 15 Jahre Planungszeit hinter sich. ja/epd