Am 30. August wurde der zweite Jahrgang am Albert-Einstein-Gymnasium in Düsseldorf eingeschult. Das einzige jüdische Gymnasium Nordrhein-Westfalens konnte damit seine Schülerzahl im Vergleich zum ersten Jahrgang verdoppeln.
Mit den 44 Schulneulingen hat die erst im vergangenen Jahr gegründete Schule damit die Zahl ihrer Schüler auf 86 mehr als verdoppelt. »Das wird wohl ein einzigartiges Ereignis bleiben, das werden wir im nächsten Jahr sicher nicht schaffen«, sagte Schulleiter Michael Bock beim Empfang der Eltern mit ihren Kindern.
Zwei Klassen bilden nun den zweiten Jahrgang. Rabbiner Benzion Dov Kaplan sagte, er sei sehr glücklich über die vielen Kinder, die nun neu an der Schule sind: »Ich war auf einem guten Gymnasium, aber hier ist mehr Wärme.« Ran Ronen vom Vorstand der Düsseldorfer Gemeinde sah viele bekannte Gesichter unter den Sextanern und Sextanerinnen: »Die meisten von euch kenne ich ja seit dem Kindergarten. Jetzt seid ihr endlich auf dem Gymnasium. Wir sind sehr froh, dass wir die Schule aufgebaut haben und nun ihr der zweite Jahrgang seid.«
Für Michael Szentei-Heise, Verwaltungsdirektor der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf, ist das Albert-Einstein-Gymnasium eine Erfolgsgeschichte. Das Gebäude – die Schule ist in einem Bürokomplex untergebracht – ist ein Provisorium, aber die Gemeinde hofft, in den kommenden Jahren ein Schulzentrum zu bauen, in dem dann auch Platz für das Gymnasium wäre. Und das ist für Szentei-Heise mehr als nur eine Schule: »Als wir das Albert-Einstein-Gymnasium gründeten, war der Aspekt einer schützenden Enklave für uns noch nicht so wichtig. Das hat sich angesichts des muslimischen Antisemitismus, der an vielen Schulen herrscht, geändert.«
Arbeitstechnik Schulleiter Michael Bock verkündete dann etwas, das nicht allen Kindern gefallen haben dürfte: »Wir hatten im vergangenen Jahr nicht eine einzige Stunde Unterrichtsausfall.« Das kann wahrscheinlich keine andere Schule in ganz Nordrhein-Westfalen von sich behaupten. Bock erklärte, dass nun nicht nur neue Fächer wie Geschichte und Biologie auf die Schüler und Schülerinnen warten würden, sondern sich die Schule auch bei der Ausstattung stark von dem unterscheide, was die Kinder bislang kannten: »Wir haben keine Tafeln, und ihre alle habt ein iPad bekommen.«
Der Unterricht am Albert-Einstein-Gymnasium, sagt Bock, sei technisch auf dem neuesten Stand. »Die Kinder erarbeiten sich ihr Wissen gemeinsam mit den Lehrern und schaffen eigene Präsentationen. Ich bin selbst jedes Mal überrascht, wie schnell sie große Fortschritte machen.« Bankreihen, Waschbecken und Tafeln gibt es hier nicht. Was man braucht, etwa zum Experimentieren in den MINT-Fächern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik, einem Schwerpunkt der Schule, wird von der Decke heruntergeklappt und ist multifunktional nutzbar. Dieser Aspekt trifft auf alle Räume zu: Tische und Stühle haben Rollen, außer in der Mensa, sind höhenverstellbar und so an die Ergonomie der Schüler anpassbar.
Dazu gehören allerdings auch die passenden Lehrkräfte: »Ich schaue schon sehr darauf, dass unsere Lehrer auch die neuen technischen Möglichkeiten nutzen wollen, die wir hier bieten.« Die Gemeinde habe sich sehr großzügig gezeigt. Deshalb könne man sich mehr Pädagogen leisten, als der Betreuungsschlüssel vorgibt.