Die neue Potsdamer Stadtsynagoge soll im kommenden Sommer eröffnet werden. Das Bauwerk mit Raum für 199 Gläubige werde voraussichtlich bis März 2024 fertiggestellt, hieß es am Montag bei einem Besichtigungstermin der Baustelle in Potsdam.
Danach sei noch eine technische Prüfung erforderlich. Der Präsident der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland, Abraham Lehrer, sagte, mit der neuen Synagoge entstehe endlich ein Ort für die Gemeinden, an dem angstfreies jüdisches Leben möglich gemacht werde.
Brandenburgs Kulturministerin Manja Schüle (SPD) sagte, das neue Bauwerk mitten im Herzen der Stadt sei auch Ausdruck der unverbrüchlichen Solidarität des Landes mit den Jüdinnen und Juden.
Diese Solidarität sei angesichts des Angriffs der Terrororganisation Hamas auf Israel besonders bedeutend. Es sei wichtig, an die Opfer des NS-Menschheitsverbrechens der Schoah zu erinnern. Heutiges jüdisches Leben müsse jedoch zugleich viel stärker als Teil der Gesellschaft wahrgenommen werden. Dazu werde die neue Synagoge einen Beitrag leisten.
Die beiden großen jüdischen Gemeinden wollen Schabbatgottesdienste im wöchentlichen Wechsel zu feiern
Lehrer sagte vor dem Hintergrund von wachsendem Antisemitismus und Terror gegen Israel, in den jüdischen Gemeinden gebe es derzeit eine starke Beunruhigung und große Ängste. Umso wichtiger sei, dass die Synagoge fertiggestellt wird. Die beiden großen jüdischen Gemeinden der Stadt hätten sich darauf verständigt, Schabbatgottesdienste dort im wöchentlichen Wechsel zu feiern. Diese stünden dann zugleich Mitgliedern aller Gemeinden offen.
Architekt Jost Haberland sagte, die Synagoge mit Besucher-Café sei auf Wunsch der jüdischen Gemeinden als offenes Haus konzipiert. Zugleich gebe es einen sehr hohen Sicherheitsstandard. Der rund zehn Meter hohe Synagogenraum mit einer Frauenempore mit 50 Plätzen sei auch barrierefrei mit einem Schabbataufzug zu erreichen. Das lichtdurchflutete Metallgeflecht an der Decke solle einen textilen Eindruck vermitteln und an ein Zelt erinnern. Das Zelt als heiliger Ort aus den Anfängen des Judentums hat eine zentrale Bedeutung in der Religion.
Der rund 16,4 Millionen Euro teure Neubau im Stadtzentrum in unmittelbarer Nähe des Landtags wird vom Land Brandenburg finanziert.
Trägerin der Synagoge wird zunächst für drei Jahre die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden. Danach soll sie an die jüdischen Gemeinden übergeben werden. In Potsdam gibt es derzeit fünf orthodox ausgerichtete Gemeinden mit rund 750 Mitgliedern und eine Studierendengemeinde.
Die alte Potsdamer Synagoge wurde nach der NS-Pogromnacht von 1938 zweckentfremdet, 1945 bei einem Luftangriff zerstört und später abgerissen. An ihrem früheren Standort wurde zu DDR-Zeiten ein Wohnhaus errichtet.
Der Grundstein für das neue Synagogen- und Gemeindezentrum wurde im November 2021 gelegt, das Richtfest wurde im August 2022 gefeiert.
Das Bauvorhaben wurde bereits 2005 im Staatsvertrag des Landes mit dem damaligen jüdischen Landesverband festgehalten. An der Universität Potsdam wurde im Sommer 2021 eine kleine Synagoge eröffnet, die unter anderem den Studierenden der Rabbiner- und Kantorenausbildung am Abraham-Geiger-Kolleg und am Zacharias-Frankel-College zur Verfügung steht.