Frankfurt

Neue Paten für Kinder in Not

Bei schönem Wetter, so war es in der Einladung angekündigt, sollte der Cocktail-Empfang im Freien stattfinden. Das Wetter war am Sonntagabend durchaus dafür geeignet, den Gästen die Drinks auf der Terrasse zu servieren. Doch die WIZO-Damen hatten wegen der schlechten Wetterprognose umdisponiert, und so fand der Empfang im Foyer statt. Nicht verschieben konnten die Veranstalterinnen hingegen den Termin für den Wohltätigkeitsabend selbst. Die Planungen für »One Night for Children« waren bereits zu weit vorangeschritten, als bekannt wurde, dass der Zentralrat für Sonntag nach Berlin zu einer Kundgebung unter dem Motto »Steh auf! Nie wieder Judenhass!« eingeladen hatte.

Gäste So waren viele, die es sich sonst nicht nehmen lassen, bei der seit 17 Jahren stattfindenden Charity-Gala dabei zu sein, zur Solidaritätsdemo nach Berlin gereist. »Wir haben dafür volles Verständnis«, erklärt am Sonntagabend die Präsidentin von WIZO-Deutschland, Diana Schnabel, und zeigt sich zufrieden darüber, dass es trotz der wichtigen Veranstaltung in der Hauptstadt dem Fest im Frankfurter Hilton-Hotel nicht an Gästen mangelt.

Rund 280 Unterstützer treffen ab 18.30 Uhr im Foyer ein, plaudern bei Sekt, Selters und der hessischen Champagner-Variante Pomp. Unter ihnen sind auch viele junge Gäste – beispielsweise Robert und Nadine Urseanu. Im Gegensatz zu seiner Frau, die schon im vergangenen Jahr mit ihren Kollegen von Goldmann Sachs an der WIZO-Gala teilgenommen hatte, ist Geschäftsmann Robert Urseanu erstmals dabei – mit dem Vorsatz, 500 Euro zu spenden. So viel Geld ist nötig, um einen Jungen oder ein Mädchen in einem der Kindertagesstätten, die die WIZO in Israel unterstützt, für ein Jahr zu unterstützen.

Es ist ein »Get together der Frankfurter«, beschreibt Diana Schnabel den Abend, der schon zum 15. Mal im Hilton Hotel stattfindet. Es sind jüdische und nichtjüdische Frankfurter, bekannte und weniger prominente Gäste gekommen. Im Mittelpunkt steht an diesem Abend Simone Graumann, die Ehefrau des Zentralratspräsidenten Dieter Graumann. Und das nicht allein, weil sie Geburtstag hat, sondern auch, weil sie im Namen ihres Mannes ein Grußwort vorliest.

Es ist, erfahren die Gäste, eine Premiere. Der Zentralratspräsident lässt sehr selten ein Grußwort verlesen, denn eigentlich bleibt er seinem Motto treu: »Wer nicht kommt, der soll auch nicht reden dürfen«, lässt Graumann über seine Frau die Anwesenden wissen. Er dankt den WIZO-Damen dafür, dass sie »so unendlich viel Gutes« tun. »Gerade in diesen Zeiten, die für uns Juden und für die Menschen in Israel doch so schwer sind, zählt die Arbeit der WIZO mehr als sonst.«

Und er beweist Humor: »Was für eine besondere Situation. Sie liest hier in meinem Namen. Und ich übermittele ihr, durch sie selbst, meine ganz besonderen Geburtstagswünsche. Sozusagen: ein Super-Selfie singulärer Sorte!« In Zukunft werde er immer an ihrer Seite »kleben« – »als buchstäblich unlösbarer Fall und Pattex-Mann«. Die Gäste bedanken sich mit einem lang anhaltenden Applaus.

Solidarität Auf die angespannte Situation und Ereignisse der vergangenen Monate geht nicht nur Graumann in seiner Grußbotschaft ein, auch die WIZO-Präsidentin macht darauf aufmerksam, dass Israel gerade jetzt Solidarität braucht. Diana Schnabel betont, dass die zionistische Frauenorganisation die Unterstützung von Kindern nicht von deren Herkunft und Religion abhängig macht.

Sorgsam und »der Situation entsprechend« zusammengestellt ist auch die originelle und dezente Tischdekoration. »Ich habe mich bei der Gestaltung bewusst zurückgehalten und mich mit Oliven und Feigen an Pflanzen orientiert, die in Israel wachsen«, sagt Floristin Anreja Radatovic von »Verblümt anders«. Für Spaß und Freude sorgen an diesem Abend unter anderem der 13-jährige Joel Schneider als Sänger, der Pianist Joja Wendt sowie Künstler vom Frankfurter Variéte-Theater Tigerpalast.

Mit der Bilanz des Abends können die WIZO-Damen zufrieden sein. Bereits vor der Gala hatten 90 Personen eine Patenschaft gezeichnet, berichtet Moderator Alexander Mazza zu Beginn des Abends. Mindestens 500 Patenschaften sollten es werden, lautet das ambitionierte Vorhaben. Gegen 20.30 Uhr sind gerade einmal 200 Urkunden ausgestellt. Die Namen der Sponsoren und die Anzahl der Patenschaften, die sie übernommen haben, werden über ein elektronisches Schriftband in den Saal eingeblendet. Das scheint die Gäste anzuspornen, sich der Riege der Unterstützer anzuschließen. Am Ende des Abends werden es 560 Patenschaften sein, die Privatpersonen und Firmen für ein Jahr übernehmen.

Frankfurt

30 Jahre Egalitärer Minjan: Das Modell hat sich bewährt

Die liberale Synagogengemeinschaft lud zu einem Festakt ins Gemeindezentrum

von Eugen El  09.12.2024

Frankfurt/Main

»Mein Herz blutet«

In Israel herrsche »Balagan«, Chaos, sagt Chaim Sharvit. Er steht hier denen zur Seite, die zum ersten Jahrestag des 7. Oktober dunkle Gedanken haben. Ein Besuch in Deutschlands größtem jüdischen Altenheim in Frankfurt

von Leticia Witte  14.10.2024

Gedenkveranstaltung

Steinmeier: Wer überlebt hat, trägt schwer an der Last

Fünf Jahre nach dem rechtsextremen Anschlag besucht Bundespräsident Steinmeier die Tatorte.

 09.10.2024

Frankfurt

Graumann und Grünbaum zur Doppelspitze in der Frankfurter Gemeinde gewählt

Den Vorstand vervollständigen Rachel Heuberger, Daniel Korn und Boris Milgram

von Christine Schmitt  09.10.2024

Berlin

»Ein bewegender Moment«

Am Donnerstag fand in Berlin die feierliche Ordination von zwei Rabbinerinnen sowie sechs Kantorinnen und Kantoren statt. Doch auch der monatelange Streit um die liberale Rabbinatsausbildung in Deutschland lag in der Luft

von Ralf Balke  09.09.2024 Aktualisiert

Neue Potsdamer Synagoge

Am Freitag wird der erste Gottesdienst gefeiert

Nach der feierlichen Eröffnung im Juli soll nun das religiöse Leben in der Synagoge in Potsdam langsam in Gang kommen. Am Wochenende sind erste Gottesdienste geplant

 06.09.2024

IKG

»Ein großer Zusammenhalt«

Yeshaya Brysgal zieht nach einem Jahr als Jugendleiter eine positive Bilanz und plant für die Zukunft

von Leo Grudenberg  04.09.2024

Keren Hayesod

»Das wärmt mir das Herz«

Der Gesandte Rafi Heumann über seinen Abschied von Berlin, deutsche Spielplätze und treue Spender

von Christine Schmitt  04.09.2024

Porträt der Woche

Sinn ernten

Caro Laila Nissen half nach dem 7. Oktober Bauern in Kibbuzim nahe Gaza

von Lorenz Hartwig  01.09.2024