Campino mit Kippa und ein kleines Konzert vor dem Toraschrein: Am Mittwochabend wurde in der Synagoge der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf die Josef-Neuberger-Medaille verliehen. Ausgezeichnet wurden der Musikprofessor Thomas Leander von der Robert-Schumann-Hochschule und die Punkrock-Band »Die Toten Hosen«.
Gemeinsam mit jungen Musikern der Hochschule spielten sie im vergangenen Jahr bei drei Konzerten Werke, die von den Nationalsozialisten als »entartet« diffamiert worden waren. Damit seien »die damals verbotenen und nach dem Krieg totgeschwiegenen Künstler dem Vergessen entrissen« worden, betonte Oded Horowitz, Vorstandsvorsitzender der Jüdischen Gemeinde, bei der Preisverleihung.
Willkommen Vor vier Jahren begannen auf Initiative von Thomas Leander die Planungen für die Konzertreihe »Willkommen in Deutschland«, die mehr sein sollten als ein Crossover-Projekt aus Klassik und Punkrock. Beide Seiten seien vorbehaltlos aufeinander zugegangen, um »nicht nebeneinander, sondern miteinander Musik machen zu können«, hob Raimund Wippermann, Rektor der Hochschule, in seiner Laudatio auf Thomas Leander hervor. Mit den Konzerten sei es gelungen, »eine Botschaft in die Welt zu tragen«, die von großer Wichtigkeit sei.
»Wenn ich mich heute in unserer Welt umschaue – und damit meine ich sowohl in unserem Land, Deutschland, als auch in Europa und darüber hinaus –, dann sehe ich an vielen Orten Tendenzen, das ›Nationale‹ wieder stärker zu betonen. Ich kann nicht verhehlen, dass mich dies mit sehr großer Sorge erfüllt.«
Dafür sowie an zahlreichen anderen Stellen seiner Laudatio erntete Wippermann spontanen Applaus. Unter den Gästen waren auch die Landtagspräsidentin Carina Gödecke (SPD), die Landesminister Sylvia Löhrmann (Grüne) und Guntram Schneider (SPD), Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) sowie ehemalige Preisträger der Josef-Neuberger-Medaille.
ausgrenzung Nun stehen also auch »Die Toten Hosen« in einer Reihe mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), dem ehemaligen Bundespräsidenten Roman Herzog oder Bild-Verlegerin Friede Springer, worauf Laudator Eric Fiedler die Band etwas süffisant hinwies.
Der Journalist und Regisseur drehte mit den Musikern den Film Nichts als die Wahrheit – 30 Jahre Die Toten Hosen und lernte sie dabei näher kennen. In seiner bewegenden Ansprache würdigte er, dass »Die Toten Hosen« in all der Zeit wach geblieben seien und ihren Kampf gegen Ausgrenzung nie aufgegeben haben.
Dass es durchaus Phasen gegeben habe, in denen auch »Die Toten Hosen« müde geworden seien, räumte Sänger Campino ein. Doch solche Abende wie der in Düsseldorf würden der Band beweisen, dass jede Sekunde ihrer Anstrengung einen Sinn gehabt hätte. Und mit Blick an die Synagogendecke richtete Campino noch einen Satz an seine verstorbenen Eltern: »Da seht ihr mal, dass euer Sohn in seinem Leben nicht nur wegen seiner Dummheiten auffällt.«