Er ist ein wirklich großer Mime!» Diese Äußerung war nur eine von vielen begeisterten Stimmen nach dem Auftritt von Klaus Maria Brandauer im Hubert-Burda-Saal des Münchner Gemeindezentrums. Eingeladen zu diesem Benefizabend hatte der Freundeskreis der Universität Tel Aviv, mit deren Ehrendoktorwürde der gefeierte Schauspieler ausgezeichnet ist. An dieser Hochschule gibt es auch einen Stiftungslehrstuhl an der Fakultät der Bildenden Künste, der nach seiner verstorbenen Frau Karin Brandauer benannt ist. «Das ist eine sehr wichtige Institution an unserer Universität», wie Mati Kranz von den Deutschen Freunden der Universität Tel Aviv sagte. In seiner kurzen Ansprache betonte er, dass die Finanzkrise auch Israel betroffen habe. In solchen Situationen spare man gerne auf dem Gebiet der Kunst. «Doch» so fuhr er fort, «ich glaube, dass es gerade in solchen Zeiten wichtig ist, die Kultur hervorzuheben. Denn sie ist Nahrung für unsere Seele, ohne die das Leben auch leer wäre.» Wie recht er damit hatte, bestätigte sich allein schon durch die Begeisterung der Gäste des Abends.
Faszination Gebannt ließen sie sich von Klaus Maria Brandauer mitnehmen in den «Sommernachtstraum». Zu dieser Aufführung des komödiantischen Meisterstücks von William Shakespeare mit der Musik von Felix Mendelssohn bedurfte es keines Bühnenbildes, um die Reise in die Fantasielandschaften zwischen englischem Wald und griechischer Antike anzutreten. In den Traum hinein geleitete den Schauspieler und das Publikum das Klavierduo Grau & Schumacher. Andreas Grau und Götz Schumacher treten seit mehr als 20 Jahren zusammen auf und sind durch ihre Konzerte mit großen internationalen Orchestern und unter renommierten Dirigenten weltbekannt. Mendelssohn hatte die Musik 200 Jahre nach Shakespeares Tod komponiert – inspiriert durch die Schlegel-Tieck’sche Übersetzung. Sein Werk zählt zu den berühmtesten und beliebtesten Vertonungen des «Sommernachtstraum».
Musik und schaupielerische Vortragskunst ließen auch ohne visuelle Mittel die Szenen und die Zaubertricks des kleinen Puck Gestalt annehmen. Fast flüsternd schlüpfte Brandauer in die Gestalt des listigen Kobolds, polterte mit dem sich betrogen fühlenden Oberon und brillierte mit Wiener Vorstadt-Jargon in den Rollen der Kommödianten der Handwerker-Theatertruppe. Mimik und Gestik taten das ihre, um die einzelnen Charaktere sichtbar werden zu lassen. Eine Handbewegung von den Ohren über den Kopf zum Beispiel zeigte die neue Gestalt des zum Esel verzauberten Webers «Zettel» unverwechselbar. Mit lang anhaltendem Applaus zeigten die Besucher des Abends ihre Begeisterung. Präsidentin Charlotte Knobloch begrüßte unter den Gästen auch viele bekannte Münchner Gesichter. Wie den Münchner Altoberbürgermeister und früheren Bundesjustizminister Hans-Jochen Vogel sowie Adriane Heldrich, die Witwe des ehemaligen Rektors der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität, Freundes der IKG ebenso wie der Universität Tel Aviv, Andreas Heldrich. In ihrer Einführung betonte Charlotte Knobloch, der Abend sei zugleich eine Hommage an Karin Brandauer. In Erinnerung an sie und zur Unterstützung des nach ihr benannten Lehrstuhls in Tel Aviv traten die Stars aus Musik und Schauspiel auf. Diesem Anliegen galten auch die Spenden der Besucher. Bei der Vorstellung der Künstler wusste sie auch zu Klaus Maria Brandauer einiges zu sagen, was noch nicht allen bekannt war.
Anfänge Mit dem bei dem Benefizabend präsentierten «Sommernachtstraum» hatte der Schauspieler 1963 sein Debüt am Landestheater Tübingen gegeben – damals in der Rolle des Claudio. Es war der Beginn einer Weltkarriere, die Brandauer bis nach Hollywood führen sollte. Für die Rolle des Baron Bror Blixen-Finecke in dem Film «Jenseits von Afrika» wurde er sogar für den Oscar nominiert. Seit 1972 ist Brandauer Ensemblemitglied und Regisseur am Burgtheater und Professor am Max-Reinhardt-Seminar in Wien. Dass sich der Schauspieler für die Universität Tel Aviv und besonders den dortigen Karin-Brandauer-Lehrstuhl engagiert, dafür dankte ihm Charlotte Knobloch ausdrücklich. Die Präsidentin freute sich, dass dieser Abend eindrucksvoll unterstreiche, dass das Jüdische Zentrum am Jakobsplatz ebenso eine Stätte der Begegnung geworden ist wie ein Ort von Kunst und Kultur. Wie sehr, das zeigte sich im anschließenden Miteinander, bei dem sich die Gäste noch lange beim Buffet unterhielten.