Nach der Pensionierung von Landesrabbiner Salomon Almekias-Siegl sucht die Jüdische Gemeinde Dresden eine Persönlichkeit, die künftig die religiöse Verantwortung für gut 700 Mitglieder trägt. Almekias-Siegl hatte sich seit 1998 um die drei sächsischen Gemeinden Dresden, Leipzig und Chemnitz gekümmert. Während seiner Amtszeit sind sie beträchtlich gewachsen. Zusammen zählt die Gemeinschaft heute wieder rund 3.000 Mitglieder.
Nun soll jede Gemeinde einen eigenen Vertreter für ihre religiösen Belange bekommen – so allgemein drückt es Heinz Joachim Aris aus. Der Geschäftsführer der Jüdischen Gemeinde zu Dresden mag nämlich nicht bestätigen, dass es für die Elbestadt unbedingt ein Rabbiner sein muss. Auch ein Kantor sei denkbar. Auch in Chemnitz steht noch nicht fest, wer das religiöse Amt künftig ausfüllen wird. In Leipzig indes ist die Entscheidung bereits gefallen. Dort wirkt Zsolt Balla schon seit zwei Jahren als Rabbiner.
Unterschiede Die Überlegung, dass jede von ihnen einen eigenen Rabbiner bekommen soll, treibe die Gemeinden seit Langem um, berichtet Aris. Schließlich habe jede andere Bedürfnisse und entwickele sich unterschiedlich. Während Leipzig konservativer geprägt sei, wolle man in Dresden die liberale Linie fortführen. Und entsprechend geht die Suche nach einem Nachfolger für den Rabbiner auch in diese Richtung.
Aris dementiert Berichte, laut denen die Entscheidung in Dresden Ende Januar feststehen soll. »Wir versuchen, sehr schnell zu einer endgültigen Regelung zu kommen, aber wir sind nicht in totaler Not.« Mindestens einmal im Monat amtiert der angehende Rabbiner Alexander Nachama im Rahmen seines Praktikums in der Synagoge.
Darüber hinaus können die Dresdner auf einen Vorbeter aus ihren eigenen Reihen zurückgreifen. Und eventuell wird im Rahmen des »Schatzmatz«-Programms der ehemalige Landesrabbiner als Vorbeter in der Synagoge am Hasenberg einspringen.
Ortsansässig Auf Gerüchte, dass der 65-Jährige ganz nach Dresden kommt, reagiert Aris mit Zurückhaltung. »Erstens wohnt Rabbiner Almekias-Siegl nicht hier, außerdem ist es fraglich, ob die Bedingungen für ihn akzeptabel wären.« Schließlich muss das Budget, das früher für den Landesrabbiner zur Verfügung stand, jetzt zwischen Leipzig, Dresden und Chemnitz aufgeteilt werden. »Man kann sich ausrechnen, dass das nicht üppig ist«, sagt Aris.
Es sei denkbar, so Aris, dass sich die Gemeinde für ein Nachwuchstalent entscheidet. Zum Beispiel für jemanden wie Alexander Nachama, der in Berlin und Dresden schon Erfahrung als Kantor gesammelt hat und der Mitte des Jahres seine Rabbiner-Ausbildung am Abraham-Geiger-Kolleg abschließen wird. »Unsere Vorstellungen könnten in diese Richtung gehen, aber gegenwärtig gibt es noch keine Klarheit«, betont Aris.