Kino

Nach Weinen kommt Lachen

Zum dritten Mal finden die Jüdischen Filmtage München im Gemeindezentrum der Israelitischen Kultusgemeinde statt – bis zum 24. Januar. Dass die Veranstaltungsreihe mehr bietet als Filmvorführungen, haben die Besucher am vergangenen Sonntag bei einem Galaabend erlebt. Gezeigt wurde Gei Oni (Tal der Stärke) von Dan Wolman.

Zu den Darstellern gehört auch Yaakov Bodo, der die Besucher des Abends nach dem nachdenklich stimmenden Film mit seinem Bühnenauftritt wieder lachen ließ. Präsidentin Charlotte Knobloch begrüßte den Ehrengast und stellte den Komödianten des Yiddishpiel-Theaters aus Tel Aviv vor. 1964 war er für seine Mitwirkung in Kishons Sallah – oder: Tausche Tochter gegen Wohnung sogar für einen Oscar nominiert.

Charlotte Knobloch führte das Publikum dann in den Film des Abends ein: »Die ersten Einwanderer aus Russland mussten Ende des 19. Jahrhunderts wahrlich Stärke aufbringen. Sie legten ganze Sümpfe trocken, machten den vernachlässigten Boden urbar und bauten das Land auf – gegen alle Widerstände ihrer Nachbarn und unbarmherziger fremder Machthaber. Und dies, obwohl sie gezeichnete Menschen waren – erschöpft, geflohen vor den Pogromen in Russland und nicht gewöhnt an das Klima und an die schwere, körperliche Arbeit.«

Die Präsidentin verwies darauf, dass Gei Oni, der auf einem Roman von Shulamit Lapid basiert, als erster israelischer Film auf dem wichtigsten chinesischen Festival lief und auf den Jüdischen Filmfestivals in Berlin und Straßburg ausgezeichnet wurde.

Geschichte Im Zentrum des Films steht die 17-jährige Fanya, die mit ihrer Tochter, ihrem Bruder und ihrem Onkel im Hafen von Jaffa landet und einem Witwer in die damalige Ödnis von Dschaomi, heute besser bekannt als Rosch Pina, folgt. »Kino ist ein Vorwand, sein eigenes Leben ein paar Stunden lang zu verlassen«, hatte Charlotte Knobloch Steven Spielberg zitiert. Im Fall von Gei Oni war das keine Entführung in ein amüsantes Abenteuer. Der Überlebenskampf in den unwirtlichen Regionen des späteren Israel erforderte viel Engagement, Kraft und Ausdauer. Mit der schwierigen, vielschichtigen und komplizierten Geschichte Israels setzt sich Regisseur Dan Wolman immer wieder auseinander.

Mit Fanya und ihrer kleinen Familie erzählt er von all dem Unbill, mit dem die Einwanderer am Ende des 19. Jahrhunderts in Erez Israel konfrontiert waren. Wolman versteht es, in wenigen Bildern auch den Gegensatz aufzuzeigen zu dem früheren Leben im alten Europa. Fanya liebt nicht nur ihre Bücher, die sie den langen Weg in einer Kiste mitschleppt.

Man erfährt auch, dass ihre Hände, die jegliche noch so harte Arbeit verrichten, einst bravourös die Tastatur des Klaviers beherrschten. Gerade in diesen Szenen wird aber nicht nur der Gegensatz zwischen der alten und der neuen Heimat deutlich, sondern auch die Traumata werden erahnbar, die Juden aus dem pogromüberzogenen Russland auswandern ließen.

Liebe Charlotte Knobloch hatte in ihrer Begrüßungsrede nicht zu viel versprochen, als sie gesagt hatte: »Sie werden heute etwas typisch Jüdisches erleben, ›A Schmejchel mit Trer’n‹. Oder genauer gesagt umgekehrt: erst die Melancholie und dann die Heiterkeit.« Ernste oder gar traurige Momente im Leben ertrage man besser, wenn man durch schöne und heitere Momente aufgebaut und gestärkt sei, betonte Knobloch.

Für diese sorgte nach einern kleinen Pause Yaakov Bodo mit seinem Live-Auftritt. Dass dies möglich war, dafür dankte Charlotte Knobloch »den Familien Milchiker, Pultuskier, Stopnitzer und Wajsberg. Allein ihrem Wohlwollen für die jüdische Gemeinschaft und ihrer Liebe zur jiddischen Kultur haben wir es zu verdanken, dass die Jüdischen Filmtage 2012 Yaakov – Yankale – Bodo als Ehrengast begrüßen können« – am Klavier bei seinem Auftritt begleitet von der IKG-Musikpädagogin Luisa Pertsovska.

Knoblochs Dank für galt auch der langjährigen Leiterin der IKG-Kulturabteilung, Ellen Presser, dafür, »dass es ihr gelungen ist, die Jüdischen Filmtage in München mit der bereits dritten Ausgabe Stück für Stück fester im Programmkalender der Gemeinde und der Bayerischen Landeshauptstadt zu etablieren. Wie im vergangenen Jahr hat sie es geschafft, eine erfolgreiche Kooperation mit dem Jüdischen Filmfestival Berlin & Potsdam, aber auch mit anderen Trägern wie SIMA-Film und Concorde auf die Beine zu stellen, die das hervorragende Programm dieser Tage möglich machen.«

»Jiddisch is Jiddisch« hatte Yaakov Bodo sein Programm für diesen Abend überschrieben. Mit seinem Humor und der Fähigkeit, das Publikum in einen Dialog einzubinden, mit einer Sprache, die scheinbar der Vergangenheit angehört, aber immer weiterlebt, mit zum Teil vertrauten Texten und Melodien, erleichterte er dem Publikum die Rückkehr von der Pionierzeit Israels ins Heute.

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